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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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Frau, gemalt aus Trauer, Isolation, Einsamkeit.
    Und Angst.
    Angst vor dem Leben.
    Vor dem danach.
    Ohne ihren Mann.
    Das Klappern des Kaffeegeschirrs riss Frenzel aus seinen Überlegungen. Frau Falk platzierte das Tablett auf den Tisch und füllte ihm die Tasse.
    „Nehmen Sie Milch? Oder Zucker?“
    „Ich trinke ihn schwarz, vielen Dank.“
    „Wenn Sie Gebäck dazu möchten – bedienen Sie sich.“
    Dabei deutete sie auf die Schale mit dänischen Keksen, die sie mitgebracht hatte.
    „Gerne.“
    Er griff zu.
    „Die duften ja köstlich. Selbst gebacken?“
    Er schob ihn sich in den Mund.
    Sie nickte zur Antwort nur den Kopf und überreichte ihm das Couplet. Frenzel nahm es dankend entgegen und trank einen Schluck.
    „Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals besseren Kaffee serviert bekommen zu haben. Dazu die Plätzchen – Sie sollten ein Cafe eröffnen!“
    Dabei strahlte er sie entwaffnend an.
    „Danke.“
    Sie lächelte verlegen. Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück.
    Frenzel hielt die Tasse immer noch in der Hand. Er betrachtete sie eingehend, bevor er sie zurück stellte.
    Er spürte, wie Hannelore Falk sich langsam öffnete. Diese Chance galt es, beim Schopf zu packen.
    „Meißener Porzellan, wenn ich mich nicht irre?“
    Frenzel wusste, dass er Recht hatte.
    Sie blickte auf und sah ihn mit erstaunten Augen an.
    „Ja. Ein Erbstück meiner Mutter. Kennen Sie sich damit aus?“
    Ihre Stimme klang interessiert, nicht mehr so monoton, wie zu Anfang.
    Risse im Eis. Endlich.
    „Auskennen wäre zu viel gesagt. Ich habe schon einiges darüber gelesen. Kunstgeschichte ist mein Steckenpferd.“
    „Leider trifft man heutzutage nur noch wenige Menschen, die dafür eine Ader haben.“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Wissen sie eigentlich, wie es zur Entdeckung des Porzellans gekommen war?“
    Frenzel nahm den Ball dankbar an. Er rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her, spielte den nervösen Schüler, der von seinem Lehrer über die letzte Stunde ausgefragt wurde.
    „Nun ja, die Chinesen besaßen es schon lange vor uns, hüteten das Geheimnis über die Herstellung aber mit ihrem Leben.“
    Anerkennendes Nicken.
    Ihre Augen leuchteten vor Aufregung. Er fuhr mit seinen Ausführungen fort.
    „Der Mensch war schon immer von dem Wunsch besessen, Gold selbst herstellen zu können. So auch zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts.“
    „Damals schossen die Alchemisten wie Pilze aus dem Boden. Eine unheimliche Zeit. Möchten Sie noch etwas Kaffee?“
    Es sprudelte aus ihr heraus.
    „Ja bitte.“
    Frenzel hielt ihr die Tasse hin.
    „Ein gewisser Johann Friedrich Böttger behauptete das auch von sich und wurde deswegen vom damaligen Kürfürsten aus Sachsen, August dem Starken, in die Jungfernbastei in Dresden eingesperrt. Er sollte für ihn dieses Kunststück bewerkstelligen. Ein aussichtsloses Unterfangen, wie sich herausstellte.“
    Frenzel schnappte sich einen weiteren Keks und lehnte sich zufrieden zurück. Er hatte ihn sich redlich verdient, wie er fand.
    „Ganz genau.“
    Sie nahm seinen Faden auf und spann ihn weiter.
    „Nach einigen erfolglosen Jahren wandte sich dann Ehrenfried Walther von Tschirnhaus mit dem Vorschlag an Böttger, ihn bei der Herstellung von Porzellan zu unterstützen. Mit Hilfe einiger anderer findiger Köpfe – unter anderem Gottfried Pabst von Ohain, der das Koalin als Bestandteil zur Herstellung des weißen Porzellans einbrachte – wurde 1708 das uns heute bekannte Geschirr erfunden.“
    Während ihrer Ausführungen gestikulierte sie mit ihren Händen. Frenzel schmunzelte in sich hinein.
    Mein damaliger Geschichtslehrer hätte es nicht besser gekonnt.
    Eine kurze Pause entstand. Hannelore Falk rührte nachdenklich in ihrer Tasse herum. Frenzel überlegte, wie er den Bogen vom Meißener Porzellan zu ihrem Mann spannen konnte, ohne den lockeren Gesprächsfluss sofort wieder zum Stillstand zu bringen.
    „Eine tolle Leistung von diesen Herren. Wissenschaftler aus Leidenschaft. So wie ihr Mann, denke ich.“
    Sie ließ den Löffel in die Tasse fallen. Das Klirren durchschnitt die Luft, aber nicht das feine Band des Vertrauens, das sich mittlerweile zwischen ihnen gebildet hatte.
    „Ja, das war Richard.“
    Sie flüsterte.
    „Mit Leib und Seele bei der Arbeit.“
    Sie starrte auf den Tisch und spielte nervös mit ihrem Ehering, den sie immer noch trug.
    „Wie haben sie sich denn kennen gelernt?“
    „Auf dem Wochenmarkt. Im Sommer. Wir standen nebeneinander am Stand und kauften dort

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