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Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Titel: Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Weber
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besten nahm sie die Dinge selbst in die Hand und verließ sich auf niemanden. Auch Harald würde sie über ihre Pläne im Unklaren lassen. Er würde in ein paar Tagen sein Geld bekommen und dann aus ihrem Leben verschwinden. Kurz zögerte sie, nachdem sie den Ordner aufgeschlagen hatte. Wo mochte er wohl sein? Es war genauso mysteriös wie damals, 1948, als ihr Vater ihn vom Hof gejagt hatte. Da war er verschwunden, und dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, dass er ganz in der Nähe sei.
    *
    Stifter hatte sein Fahrrad auf den Kopf gestellt und das Hinterrad abmontiert. Er hatte es nach seiner Schicht beim Optiker abgeholt, allerdings war der lederne Sattel verschwunden. Er war überrascht, sein Rad noch vorzufinden, schließlich hatte er es ungesichert im Fahrradständer stehenlassen.Andererseits war hier nicht Berlin, wo ihm in den zwanzig Jahren, die er dort gelebt hatte, beinahe ebenso viele Räder geklaut worden waren. Aber dass der lederne Brooks-Sattel weg war, darüber war er dann doch enttäuscht.
    Als er sein Fahrrad nach Hause geschoben hatte, war er auf dem Weg gleich in die kleine Radwerkstatt der drei jungen Bike-Freaks gegangen, hatte sich einen neuen Mantel, Schlauch und Sattel gekauft und war mal eben so über hundert Euro losgeworden. Was seine Tageslaune nicht gehoben hatte.
    Nun saß er im Gras vor seiner Hütte, die Hände voll schwarzen Fetts, sein Fahrradwerkzeug neben sich, und hatte rein gar keine Lust, sich ans Reparieren zu machen. Wie auf Bestellung tauchten riesige ausgelatschte Sneakers neben ihm auf. Stifter blickte hoch. Noah sah auf ihn herab, bleich, die Hände in den schmalen Röhrenjeans vergraben, die einen Streifen seiner Boxershorts freigaben, so tief hingen sie auf der Hüfte.
    »Mama sagt, wir sollen mal fahren.«
    Stifter verstand nicht, was gemeint war. »Wohin?«
    »Na, zum Luckner, Getränke kaufen.«
    Das war typisch für Kyra. Sie bat Stifter um einen Gefallen, konnte aber nicht abwarten, bis dieser selbst entschieden hatte, wann er ihr diesen Gefallen tat, sondern befahl, wie und wann dies zu geschehen habe. Mit der Bemerkung, dass Stifter sich ihr Auto dafür leihen könne, war der Tarif eigentlich schon erklärt gewesen: »Gefallen« war also nur ein Euphemismus für »Anordnung« gewesen.
    »Ich würde gerne das Rad noch fertig machen.«
    »Mmh.«
    Noah drehte ab und warf sich in Stifters Liegestuhl. Stifter,der gerade den leicht aufgepumpten Schlauch in den Mantel drückte, sah ihn irritiert an.
    »Willst du mir jetzt so lange zugucken, bis ich fertig bin?«
    »Stört’s dich?«
    Ja, dachte Stifter, es stört mich gewaltig. Aber er sagte nichts. Verbissen hebelte er Mantel und Schlauch auf die Felge, tat sich aber unerwartet schwer damit und fluchte. Er musste gar nicht zu ihm hinübersehen, um zu wissen, dass Noah grinste. Er war drauf und dran, den ganzen Radlscheiß ins Gras zu feuern, aber er riss sich beispielgebend zusammen. Schließlich hatte er den Mantel glücklich aufgezogen, das Hinterrad montiert und die Kette im Ritzel. Er stellte das Rad richtig herum hin und schob es an die Wand seines Schuppens.
    »Ist das ’n Damensattel?«
    Stifter nickte. Er wollte nicht zugeben, dass er über den Verlust des Brooks-Sattels insgeheim froh war. Für seinen Geschmack waren die Dinger zu hart und unbequem, und die Mär vom Sattel, der nach dem Einfahren die passgenaue Form angenommen hatte, konnte er nicht bestätigen. Deshalb hatte er sich gleich einen dick gepolsterten breiten Plastiksattel zugelegt. Auf diesem saß er wie auf einem Sofa.
    »Also dann. Ich wasch mir nur noch die Hände.«
    Noah stand auf. »Ich fahre das Auto aus der Einfahrt.«
    Stifter blickte ihn überrascht an.
    »Papa gibt mir Fahrtraining. Und auf dem Grundstück darf ich.«
    »Okay.« Stifter zuckte mit den Achseln. Hauptsache, er saß nicht mit im Auto.
    Jetzt klingelte das Handy in seiner Hosentasche. Er sah aufs Display. Thalmeier.
    »Ja?«
    »Servus. Wie schaut’s aus?«
    Stifter klemmte sich das Handy unters Ohr, drehte den Wasserhahn auf und wusch sich die öligen Hände mit Handwaschpaste. »Du kommst ja gleich zur Sache.«
    »Hast was bemerkt?« Thalmeier ging gar nicht auf ihn ein. Deshalb berichtete Stifter, was er gesehen und erfahren hatte. Dass die Grube zugeschüttet war und der alte Mann mit dem auffälligen Auge offenbar bei den Rechlins im Garten half.
    »Hat der Junge also doch recht gehabt«, konstatierte der alte Exbulle zufrieden.
    »Von einer Leiche in der Schubkarre

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