Power and Terror
nicht tut, was wir sagen, werdet ihr zu Staub zermahlen. Uns kümmert nicht, was ihr denkt oder sagt.
Das ist die Haltung, und sie bestimmt das Handeln der Regierung von Bush jr. Für die Welt ist das nicht gut und auch nicht für die Bevölkerung hierzulande.
Immerhin scheinen wir uns einen Krieg, der sich so lange hinzieht wie damals in Vietnam, nicht mehr leisten zu können.
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Er würde in der Öffentlichkeit keine Unterstützung mehr finden.
Andererseits gibt die Dämonisierung von Leuten wie Saddam Hussein oder den Taliban der Regierung freie Hand.
Diese Dämonisierung ist das Werk der intellektuellen Schichten.
Nehmen wir Saddam Hussein. Immer wenn Blair oder Bush oder Clinton oder Madeleine Albright oder wer auch immer einen Krieg gegen den Irak fordert, heißt es, Saddam sei das schlimmste Monster, das die Geschichte je gekannt habe. Wir müssen ihn beseitigen. Er hat sogar das Verbrechen schlechthin begangen und Giftgas »gegen sein eigenes Volk« eingesetzt.
Das kann man doch nicht zulassen!
Das ist alles richtig, aber ein paar Wörtchen fehlen. Sicher hat er Gas gegen die Kurden eingesetzt (die allerdings nicht wirklich zu »seinem eigenen Volk« gehören), jedoch mit unserer Unterstützung. Mit unserer Unterstützung hat er die Operation Anfal durchgeführt, bei der schätzungsweise 100000
Kurden starben. Zu einer Zeit, als er noch wirklich gefährlich war, hat er Massenvernichtungswaffen eingesetzt, und wir haben ihm dabei Hilfestellung geleistet, und wir wußten, was wir taten.
Er war damals unser Freund und Verbündeter und blieb es eine ganze Zeit lang.
Versuchen Sie mal, einen Kommentator zu finden, der diese Worte seinen Ausführungen hinzugefügt hätte. Saddam ist ein Monster, aber aufgrund unserer Unterstützung, weil es uns egal war. Kaum einer hat so etwas zu äußern gewagt. Wir können also Hussein dämonisieren, müssen aber verschweigen, daß er seine schlimmsten Verbrechen mit amerikanischer und
britischer Hilfe verübt hat. Das ist allerdings eine sehr aparte Dämonisierung.
Am ehesten findet man noch das Eingeständnis, daß wir seinen 29
Untaten zu wenig Beachtung geschenkt hätten. Aber auch das ist nicht wahr. Wir haben uns gar nicht darum gekümmert. Die Regierung hat sich nicht darum geschert. Saddam erwies uns wertvolle Dienste, mochte er auch noch so schrecklich sein.
Tatsächlich war der Irak das einzige Land neben Israel, das ungestraft ein amerikanisches Militärschiff angreifen durfte. Das war 1988. Der Vorfall mit Israel hatte sich 1967 ereignet.
Irakische Raketen hatten im Golf einen US-Zerstörer
getroffen. Bei dem Angriff kamen 35 oder 37 Marines ums Leben. Darüber sahen wir hinweg. Hussein ist unser Mann, es war nur ein Versehen. Kaum ein anderer Staat wäre so glimpflich davongekommen. Das zeigt, wie weit oben Saddam auf der Liste unserer Freunde rangierte, trotz seiner fürchterlichen Verbrechen.
Wenn man an solche Bündnisse denkt, fällt einem Japans Verwicklung in das indonesische Vorgehen auf Ost-Timor ein.
Japan hat Indonesien umfangreiche Entwicklungshilfe gewährt.
Mehr als das. Wie hilfreich Japan war, habe ich einmal selbst erfahren. Ich habe noch nie darüber gesprochen, aber wenn Sie es wissen wollen: 1978 war ich von der UN zu einer Anhörung über Ost-Timor eingeladen worden. Kirchliche und andere Gruppen hatten ihren Einfluß geltend gemacht, um kritischen Stimmen Gehör zu verschaffen.
Ich saß den ganzen Tag im UN-Gebäude und wartete darauf, als Zeuge gehört zu werden. Aber im Hintergrund gab es bürokratischen Hickhack, um meine Aussage zu verhindern.
Zuerst dachte ich, das Störfeuer käme von den Vereinigten Staaten, tatsächlich aber war Japan der Drahtzieher. Japan wollte Indonesien davor bewahren, daß die Invasion in Ost-Timor zur Sprache kam. Damals hatten die Greueltaten gerade ihren Höhepunkt erreicht.
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Aber nicht nur die Japaner müssen sich Vorwürfe gefallen lassen; die ganze Welt stand abseits. Heute ist das alles vergessen. Doch seinerzeit waren die USA der hauptsächliche Lieferant von Waffen für Indonesien. Großbritannien stieß 1978
dazu. Das war unter der Labour-Regierung, nicht unter Thatcher. Zu der Zeit waren bereits 200000 Ost-Timoresen umgebracht worden. Für Großbritannien eine gute Gelegenheit, ins Waffengeschäft einzusteigen. Die Briten blieben bis 1999
Spitzenreiter. Frankreich schloß sich an, gefolgt von Schweden und Holland. Alle wollten die Chance nutzen, an der Ermordung der
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