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Power and Terror

Power and Terror

Titel: Power and Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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bemerkt, von der zu den »Tauben« gerechneten Arbeiterpartei lanciert, die damals den Premierminister stellte.
    Das sind die drei Beispiele, die mir einfallen. Sie gehören mehr oder weniger in dieselbe Kategorie und verdeutlichen exemplarisch, wie der »Krieg gegen den Terror« im Nahen Osten geführt wurde.
    Natürlich fand er auch anderenorts statt, wie etwa im Süden Afrikas, wo Millionen Menschen bei Raubzügen, die Südafrika in benachbarten Ländern unternahm, ums Leben kamen
    (abgesehen davon, was in Südafrika selbst passierte). Allein in den Jahren der Regierung Reagan, zwischen 1980 und 1988, wurden in Mozambique und Angola eineinhalb Millionen Menschen getötet und Schäden in Höhe von 60 Milliarden 43
    Dollar angerichtet.
    Das waren die Jahre des »konstruktiven Engagements«: Noch 1988 war Südafrika ein wertgeschätzter Verbündeter, während Nelson Mandelas Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) als
    »berüchtigte Terroristenbande« galt. Weitere Beispiele aus anderen Gegenden der Welt sind leicht zu finden.
    Aus diesen Tatsachen lassen sich einige Folgerungen ableiten.
    Zum einen wurde die Korrelation zwischen US-amerikanischer Entwicklungshilfe und außergewöhnlich schweren
    Menschenrechtsverletzungen in den achtziger Jahren so eng, daß sie schließlich eine Eins-zu-eins-Beziehung war, die, anders als in den vorangegangenen Jahrzehnten, gar nicht mehr weiter untersucht werden mußte. Zum anderen gibt es zwischen dem damaligen und dem jetzigen »Krieg gegen den Terror« auf amerikanischer Seite einige interessante personelle
    Verbindungen, die Kontinuität stiften.
    Donald Rumsfeld etwa, der heute für die militärische Komponente des Kriegs verantwortlich ist, war unter Reagan Sondergesandter für den Nahen Osten und in dieser Funktion verantwortlich für die von mir beschriebene Politik. Die diplomatischen Fäden zieht John Negroponte, der Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen. Unter Reagan war er Botschafter in Honduras, der Basis für die terroristischen Aktivitäten der USA in Mittelamerika; wobei seine
    Hauptaufgabe darin bestand, den Krieg gegen Nicaragua vorzubereiten und zu kontrollieren.
    Rumsfeld und Negroponte sind, neben einigen anderen, Vertreter dieser Kontinuität im »Krieg gegen den Terror« –
    dieselben Leute, dieselben Institutionen, dieselbe Politik.
    Demzufolge dürften auch die Resultate des jetzigen Kriegs vorhersehbar sein.
    In der Wissenschaft ist diese Kontinuität nicht unbemerkt geblieben. So widmet sich, um nur ein Beispiel zu nennen, die 44
    letztjährige Dezember-Ausgabe von Current History – einer seriösen Fachzeitschrift –, dem Thema »Terror«. Die Autoren, anerkannte Spezialisten, bezeichnen die achtziger Jahre richtigerweise als Jahrzehnt des staatlichen Terrorismus.
    In ihren Augen haben die Vereinigten Staaten damals den Staatsterror erfolgreich durch »vorbeugende Maßnahmen«
    (proactive measures) bekämpft, und sie meinen damit die von mir beschriebenen Aktivitäten. Sie sind auch der Auffassung, daß der Krieg gegen Nicaragua, der zur Verurteilung der USA durch den Internationalen Gerichtshof führte, ein gutes Modell für zukünftige Maßnahmen gegen den Terror sei. Zwei Autoren präzisieren dies, indem sie das Vorgehen der Contras gegen die Sandinisten als Modell für die US-amerikanische Unterstützung der Nordallianz in Afghanistan darstellen.
    Erwähnung findet auch das Jahr 1985 als Höhepunkt des Terrors im Nahen Osten. Allerdings sind die in der Zeitschrift aufgeführten Beispiele andere als die von mir genannten.
    Beschrieben werden zwei Vorfälle, bei denen je eine Person ums Leben kam: eine Flugzeugentführung, bei der ein US-Militäroffizier getötet wurde, sowie die Kaperung des Passagierschiffs Achille Lauro, bei der ein körperlich behinderter amerikanischer Staatsbürger, Leon Klinghoffer, ermordet wurde.
    Natürlich sind auch das Terrorakte, wenngleich anderer Art als die von mir geschilderten. Die Ermordung Klinghoffers ließe sich mit einem Vorfall vergleichen, der vor einigen Wochen in Dschenin [einem palästinensischen Flüchtlingslager] stattfand.
    Dort versuchte ein Rollstuhlfahrer,7 einem israelischen Panzer auszuweichen, wurde aber von ihm zermalmt. Vor zwei Tagen wollte eine junge Frau, die zur Dialyse mußte, in den von Israel besetzten Gebieten ein Krankenhaus aufsuchen, wurde aber daran gehindert und starb an den Folgen der Nichtbehandlung.
    Und es gibt viele ähnliche Vorfälle, die jedoch nicht zum

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