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Power and Terror

Power and Terror

Titel: Power and Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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    Großkonzernen bestimmen die Politik der Regierung. Die Regierung hat bei uns nicht die Macht, auf die Medien einzuwirken. In dieser Hinsicht sind die Vereinigten Staaten ein außergewöhnlich freies Land, während z. B. in Großbritannien die Regierung die Büros der BBC durchsuchen lassen und dem Sender einen Maulkorb verpassen kann. In den USA treffen die Medien ihre eigenen Entscheidungen.
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    Was also hält die Medien davon ab, über Ost-Timor und ähnliche Themen zu berichten? Warum gibt es so wenig Dissens? Wollen die Leute das einfach nicht hören?
    Warum sollte ein Großkonzern daran interessiert sein, über seine Verwicklung in einen Völkermord zu berichten?

    Das sind doch nicht die Konzerne, das ist die Regierung.

    Die Konzerne gehören zum System, das die Regierungspolitik beeinflußt. Sie sind an Indonesien als Hegemonialmacht interessiert, und weil das Land Ressourcen besitzt, die wir ausbeuten können. Diese Interessen hat auch Washington.
    Warum sollten sie offen darüber berichten? Und warum sollten sie die Tatsache offenlegen, daß sie selbst für die Abschlachtung von Hunderttausenden von Menschen mitverantwortlich sind?
    Aus diesem Grund haben sie in den letzten Jahren auch nichts über die Türkei berichtet. Es liegt nicht in ihrem Interesse.
    Ein einfaches Beispiel: Die gegenwärtige Intifada in den besetzten Gebieten begann am 29. September 2000. Zwei Tage später, am 1. Oktober, benutzte Israel US-amerikanische Helikopter (eigene besitzt es nicht), um zivile Ziele –
    Wohnblocks usw. – anzugreifen. Dabei wurden Dutzende von Palästinensern getötet oder verwundet. Das ging zwei Tage lang so. Von palästinensischer Seite fiel kein Schuß, es gab nur Steinwürfe, vor allem durch Jugendliche. Am 3. Oktober schickte Präsident Clinton den Israelis weitere Hubschrauber.
    Das war der größte Waffenhandel seit zehn Jahren. Die US-Medien weigerten sich, darüber zu berichten. Bis heute haben sie dazu geschwiegen.
    Das war eine Entscheidung der Zeitungsherausgeber. Ich kenne einige der Herausgeber des Boston Globe, also schloß ich mich einer Gruppe an, die sie aufsuchte, um mit ihnen zu reden.
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    Sie stellten klar, daß sie darüber keine Berichte bringen werden.
    Und so hielten es auch alle anderen Zeitungen in den USA, wirklich alle. Das hat jemand per Computer überprüft. Der einzige Hinweis, den er fand, stammte aus einem Leserbrief an eine Zeitung in Raleigh, North Carolina.
    Hat nun die Regierung den Zeitungen befohlen, die Story nicht zu veröffentlichen? Nein, denn dann hätten sie den Bericht schon aus Verärgerung gebracht. Sie haben einfach erkannt, daß es nicht in ihrem Interesse liegt, darauf hinzuweisen, daß ein US-Militärstützpunkt – denn das ist Israel in großem Ausmaß –
    zunächst US-Helikopter benutzt, um Zivilisten umzubringen, und wir ihnen in der Folge noch weitere Militärhubschrauber schicken.
    Das ist ein leicht nachprüfbarer Fall, der sich jedoch verallgemeinern läßt.

    Warum behaupten Sie, daß die Vereinigten Staaten den Friedensprozeß im Nahen Osten blockieren, wo doch Clinton anscheinend dabei war, Fortschritte zu erzielen?

    Er war tatsächlich dabei, Fortschritte zu erzielen, die beinahe auf das hinausgelaufen wären, was Südafrika vor vierzig Jahren erreicht hatte. Beinahe, nicht ganz.

    Worin besteht das Motiv für die Blockade?

    Israel ist ein Militärstützpunkt der USA, das ist das Motiv. Es ist ein starkes Motiv. Israel gehört, wie die Türkei, zu den Staaten, die im Interesse der USA die Nahostregion militärisch kontrollieren. Dagegen haben die Palästinenser nichts zu bieten.
    Sie haben keine Macht und keinen Reichtum und folglich auch keinerlei Rechte.
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    Wäre ein Frieden nicht besser als die augenblickliche Situation?

    Das hängt von der Art des Friedens ab. In letzter Konsequenz könnten die Vereinigten Staaten einer ähnlichen Lösung zustimmen, wie sie Südafrika vor vierzig Jahren gefunden hat, als die Regierung der Errichtung von Staaten mit schwarzer Bevölkerung – den sogenannten Bantustans – den Weg ebnete.
    Das waren die dunkelsten Jahre der Apartheid. Vielleicht räumen die USA den Palästinensern eine Art Bantustan in den besetzten Gebieten ein. Das würde mich nicht überraschen, und die amerikanische Regierung hielte es wahrscheinlich für eine äußerst raffinierte Lösung des Problems.
    Natürlich wäre dieser Staat genauso konstituiert wie die Transkei, also nicht wirklich unabhängig, denn das stünde

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