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Power and Terror

Power and Terror

Titel: Power and Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Regierung damals dachte, muß man sich die entsprechenden Dokumente aus diesem Jahr ansehen.
    Man wird dann herausfinden, daß Präsident Eisenhower in einer internen Diskussionsrunde einräumte, daß es in der arabischen Welt »eine Haßkampagne gegen uns gibt«, die »nicht von den Regierungen, sondern von der Bevölkerung« ausgeht.
    Der Nationale Sicherheitsrat (NSC) analysierte die Ursachen dieser Kampagne und kam zu dem Schluß, daß die Vereinigten Staaten im Nahen Osten so unbeliebt seien, weil sie brutale und korrupte Regimes unterstützten, Demokratisierung und 63
    unabhängige Entwicklung behinderten und im übrigen nur an der Kontrolle über die Energiereserven interessiert seien. Der NSC mußte zugeben, daß dies alles durchaus zutraf. Am 14.
    September 2003 fand das Wall Street Journal auf die Frage,
    »warum sie uns hassen«, keine andere Antwort als der NSC
    1958. Im einzelnen mag sich die Politik der USA geändert haben, in ihren Grundzügen ist sie jedoch gleichgeblieben.
    Und die ärmere Bevölkerung reagiert noch sehr viel
    haßerfüllter als die »gut betuchten Muslime«, denn die Armen sehen nicht ein, warum der Reichtum der Region allein dem Westen und seinen arabischen Handlangern zugutekommen soll.
    Die kritischen Stimmen, die auf die von Bush gestellte Frage eindeutige Antworten geben, sind also durchaus vernehmbar, ob 1958 oder jetzt, und sie dürften überall auf der Welt, wo die Menschen nicht von fremden Stiefeln in den Staub getreten werden wollen, ähnlich lauten.
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    2. Ein Besuch im Westjordanland mit
    Azmi Bischara13
    Den unmittelbaren Grund für unsere Zusammenkunft liefert die Aufhebung von Azmi Bischaras parlamentarischer Immunität im Zusammenhang mit den gegen ihn erhobenen
    Beschuldigungen: Er hat den Libanesen das Recht
    zugesprochen, sich gegen eine fremde Besatzung wehren und die Besatzer vertreiben zu dürfen; er hat dazu aufgerufen, die jetzige Intifada als Alternative zur völligen Unterwerfung oder zu einem möglichen Krieg zu unterstützen, und er hat sich um die Zusammenführung von Familien bemüht.
    Azmi hat all diejenigen, die ihn unterstützen wollen, gebeten, seinen Fall nicht einfach als Verbot freier Meinungsäußerung zu betrachten, obwohl auch das eine Rolle spielt, sondern offen und unumwunden zu sagen, daß seine Äußerungen richtig sind. Er hat nicht nur das Recht, sich zu äußern, sondern will seine Aussagen auch als zutreffend beurteilt wissen. Dafür gibt es gute Gründe.
    Zudem gehe es, meint er weiter, nicht nur darum, was er gesagt habe, sondern daß er es gesagt habe. Seine Verurteilung ist ein Angriff auf das Recht israelischer Araber, eine unabhängige politische Haltung einzunehmen. Diese
    Schlußfolgerung wird durch die Reaktion auf die Angriffe gegen Azmi im Oktober 2000 bekräftigt (damals war Ehud Barak Ministerpräsident). 300 Personen attackierten sein Haus, er selbst wurde durch Polizeigeschosse verletzt. Während dieser Zeit wurden dreizehn israelische Araber getötet, einige von der Polizei. Die Täter kamen ungeschoren davon. Das israelische Friedenslager, zu dem bekannte Intellektuelle gehören, die –
    zumindest hier – als Gewissen der Nation betrachtet werden, weigerte sich, Azmi zu helfen.
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    Über diese Vorfälle verlor der Sprecher der Knesset, dessen Aufgabe es eigentlich ist, ihre Mitglieder zu verteidigen, kein Wort. Das habe, wie Azmi schrieb, in moralischer Hinsicht zwischen den Angehörigen des Friedenslagers einerseits sowie ihm, seinen Unterstützern in Israel und den palästinensischen Arabern andererseits einen tiefen Graben aufgerissen. Und auch damit hat er, wie ich meine, recht.
    Azmi hat für die im Nahen Osten einzigartige israelische Demokratie und die kulturellen und gesellschaftlichen Errungenschaften, die für ihn »die Konstruktion einer hebräischen Nation« ausmachen, immer großen Respekt
    bezeugt. Aber diese Errungenschaften gelten nur für die Juden in Israel, dessen arabische Bürger bestenfalls toleriert werden.
    Ich will hier nicht die ganze Geschichte dieses Zwiespalts aufrollen, die mit den Jahren nicht erfreulicher geworden ist, sondern lediglich einige persönliche Bemerkungen anfügen, die mit einer von mir 1988 unternommenen Reise durch das Westjordanland verbunden sind. Ich erwähne dieses Ereignis, weil es zum einen mit Azmi zu tun hat und zum anderen, wie ich denke, für die gegenwärtigen Probleme von Bedeutung ist.
    Ich berichtete darüber zuerst in der hebräisch-sprachigen Presse

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