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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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Sonnenlicht. Schon bald, das wusste er, mussten sie mitten in dieses Höllenwetter dort unten hineinfliegen.
    Die Bundesluftfahrtbehörde hatte ein Team vom New York Regional abgestellt, um den Piloten, Manuel, dabei zu unterstützen, die Maschine durch das Unwetter zu manövrieren und sicher auf den Boden zu bringen. Zum Team gehörten zwei erfahrene Flugzeugingenieure der Firma Gulfstream, die Manuel im Schnellverfahren über das ausgeklügelte Navigationssystem des Jets aufklärten. Da in Teterboro die Sicht am Boden gegen null tendierte, war er auf dieses System angewiesen, um zu landen.
    Dewey hatte Manuel erklärt, dass er im Auftrag der Regierung arbeitete und es sich bei dem Gefesselten hinten in der Kabine um einen Terroristen handelte. Er hatte geglaubt, Manuel würde sich ein wenig beruhigen, wenn er erfuhr, dass das FBI hinter ihm stand. Ihm die Gewissheit, dass er von Dewey nach der Landung nichts zu befürchten hatte, ein sicheres Gefühl gab. Doch anscheinend erzielte er damit nur die gegenteilige Wirkung: Manuel wirkte von Minute zu Minute gestresster.
    Zweimal hatte Dewey nach Karim gesehen. Dessen verstümmeltes Knie hatte eindeutig irreparablen Schaden genommen. Falls die Regierung ihn am Leben ließ, konnte er nie wieder normal gehen, vermutete Dewey. Zweimal hatte er das Bein des Terroristen neu abgebunden, ihm ansonsten jedoch keinen Verband angelegt. Er gab ihm auch keine Schmerzmittel, obwohl das Flugzeug über eine ansehnliche Reiseapotheke verfügte. Dewey wollte Karim so lange am Leben halten, bis man ihn verhören konnte. Was danach kam, interessierte ihn nicht.
    Gemessen an den Schmerzen, die Karim ertragen musste, verhielt er sich relativ ruhig. Er stöhnte zwar ein bisschen, als Dewey die Aderpressen wechselte, aber das war es auch schon. Für Dewey lag es auf der Hand, dass Karim Übung darin hatte, Schmerzen zu ertragen.
    Etwa 160 Kilometer vor Teterboro kümmerte sich Dewey erneut um Karim. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie so finstere, wütende Augen gesehen. Offenbar fing die Wunde an zu eitern. Darum goss er etwas Peroxid in den klaffenden Schnitt, woraufhin Karim schwach mit den Füßen zuckte.
    Als Dewey ins Cockpit zurückkehrte, ging die Gulfstream plötzlich in den Sinkflug über. Er musste sich am Türrahmen festhalten, um nicht hinzufallen. Als er zurück auf den Sitz kletterte, fiel ihm ein unangenehmer Schweißgeruch auf. Manuels Hemd war klatschnass, der Schweiß lief ihm in Strömen über Stirn und Gesicht. Auf seiner Miene zeichnete sich nackte Panik ab, während er übers Mikro mit der Luftfahrtbehörde sprach. Dewey setzte seine Kopfhörer auf und hörte mit.
    »Aber wie?«, fragte Manuel. Seine Furcht war ihm deutlich anzuhören. »Wenn es so weiterschneit ...«
    »Manuel«, erwiderte eine Frauenstimme, Margaret Giessen von der Bundesluftfahrtbehörde. »Beruhigen Sie sich. Die Landebahn ist geräumt, gestreut und für Ihre Landung präpariert.«
    »Aber so viel auf einmal! 20 Zentimeter in der Stunde ...«
    »Das ist eine Menge Schnee«, pflichtete Margaret ihm bei. »Aber Sie werden es trotzdem schaffen.«
    Dewey streckte den Arm aus, packte den Kopfhörer und riss ihn Manuel vom Kopf.
    »Hören Sie zu«, sagte Dewey. »Sie werden diese Maschine heil runterbringen. Hören Sie auf zu jammern und konzentrieren Sie sich aufs Fliegen, kapiert?«
    »Ich habe nicht darum gebeten«, wehrte sich Manuel. »Normalerweise biete ich Touristen-Rundflüge auf Kuba an.«
    »Pech für Sie! Ihnen bleibt gar keine andere Wahl. Sollten wir es nicht schaffen, sterben Sie wenigstens wie ein Mann!«
    Mit einem Mal befand sich die Gulfstream mitten im undurchdringlichen Schneetreiben. Die Umgebung vor den Fenstern ließ sich nicht mehr erkennen. Eis klirrte gegen die Scheiben, es klang wie ein Windspiel in einem Hurrikan. Selbst Dewey musste sich an seinem Sitz festklammern, um Ruhe zu bewahren.
    Dennoch streckte er die Hand aus und klopfte Manuel auf die Schulter. »Was essen Sie am liebsten, Manuel?«
    »Hummer.«
    »Gut! Mit Hummer kenne ich mich aus. Wissen Sie was? Wenn wir gelandet sind, sorge ich dafür, dass jemand Sie in ein Restaurant bringt, in dem es die besten Meeresfrüchte von ganz New York gibt. Was halten Sie davon?«
    Manuel zwang sich zu einem Grinsen. »Okay, okay. Lassen Sie mich einfach landen, he?«
    »Sehr gut!«
    »Tower, ich habe Zielkurs gesetzt«, sagte Manuel, nun sichtlich ruhiger. Die Kopfhörer hatte er wieder aufgesetzt. »Bestätigen Sie meine

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