PR 2630 – Im Zeichen der Aggression
erschöpft an den Wänden klebten.
Tokun saugte das Wissen auf wie Schwammmoos. Trotz seines schlechten Erlebnisses mit Goldoron freundete er sich wieder mit einem Badakk an, von dem er in der technischen Lehre unterrichtet wurde. Zusammen entwickelten sie einen Gürtelrechner, der gegen hochfrequente EMP gesichert war.
In der gruppeninternen Rangpunktewertung stieg er so rasch auf, dass es zu Problemen mit den anderen Agal-Atimpal seiner Gruppe gab. Seltsamerweise gingen die Diskussionen und Unruheherde nicht von Picaru Volil aus, sondern von Haseta und den anderen.
Nach einem besonders blutigen Einsatz auf einer Handelsstation in Do-Chan-Za kam es in der für ihre Gruppe reservierten Freizeithöhle erneut zu heftigen Diskussionen.
»Niemand hier will deine überraschenden Erfolge während der Einsätze abstreiten«, führte Haseta mit erhobener Stimme aus. »Aber du kannst nicht ernsthaft behaupten, über einen besonders reichhaltigen Erfahrungsschatz zu verfügen. Dafür hast du an zu wenigen Einsätzen teilgenommen. Stellt euch vor: Wenn Tokun weiterhin so viele Punkte sammelt, wird er in wenigen Wochen Picaru als Gruppenführer ablösen. Und wir können kaum von einem Weichlameller in den Einsatz geführt werden! Unweigerlich wird er sich in einer neuartigen Situation wiederfinden, von der er nicht weiß, wie er sie anzugehen hat. Dabei könnte er die gesamte Gruppe gefährden, ja sogar den Erfolg der Elften Schutztruppe infrage stellen!«
»Bist du nicht der Meinung, dass du etwas übertreibst, Haseta?«, sagte Picaru Volil beschwichtigend. »Es stimmt zwar, dass man als Gruppenführer einen möglichst großen Erfahrungsschatz aufweisen sollte. Aber zum einen hat man meines Wissens in der Geschichte der Agal-Atimpal noch nie eine Beförderung an Bedingungen geknüpft. Und zum anderen hast du Tokun Gavang im Einsatz erlebt. Für ihn waren die meisten Situationen neuartig. Kannst du mir ein Beispiel für ein Problem nennen, das er nicht instinktiv richtig beurteilt und gelöst hat? Seine horrend hohen Punkteausbeuten sind der beste Beweis dafür, dass er sich immer zu helfen weiß.«
Die Angesprochene schwieg überrascht. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass sich ausgerechnet Picaru Volil für den Neuankömmling aussprach.
»Was schlägst du also vor?«, fragte Tokun.
»Ich schlage vor, dass dir nur ein Viertel der Punkte gutgeschrieben wird, die einem erfahrenen Agal-Atimpal zustünden«, kam es so rasch von Haseta, als hätte sie den Satz zuvor schon etliche Male für sich aufgesagt. »So kannst du weiterhin deine Pünktchen sammeln und steigst trotzdem nicht zu schnell auf.«
Zustimmendes Gemurmel kam von den anderen Gruppenmitgliedern ihrer Höhle.
»Wie lange denkst du über diesen Vorschlag schon nach?«, fragte Picaru.
»Die Idee hatte ich soeben, als wir Tokuns Aufstieg diskutiert haben.«
»So?«, fragte Picaru süffisant. »Und es hat nichts damit zu tun, dass Meister Skyl Skopen heute nicht mit dabei ist? Ich denke nicht, dass er von deinem Vorschlag besonders angetan wäre.«
»Ich akzeptiere es«, stieß Tokun rasch aus, bevor die unangenehme Diskussion weiter aufgebauscht wurde. »Ab sofort erhalte ich nur noch ein Viertel aller Rangpunkte. Zudem werden die Punkte, die ich bisher gesammelt habe, ebenfalls auf ein Viertel reduziert.«
Unruhe kam in die Dosanthi. »Etwas derart Weitgehendes habe ich nicht gefordert«, sagte Haseta verblüfft. »Meinetwegen kannst du deine bisherigen Punkte behalten.«
»Nein«, sagte Tokun bestimmt. »Ich will es so. Ende der Diskussion.«
Damit war die Punktereduktion beschlossene Sache.
6.
Der Verdacht des Xylthen
Keine fünf Wochen nach der denkwürdigen Diskussionsrunde in der Freizeithöhle hatte er bereits zwei Gruppenmitglieder punktemäßig ein- und überholt.
Bei jedem einzelnen Einsatz kam Tokuns taktisches Talent zum Tragen, sein fast untrüglicher Sinn, stets die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er konnte noch so stark mit Calanda aufgeladen sein, im Einsatz arbeitete sein Gehirn perfekt. Die Aggressivität beeinträchtigte sein taktisches Verständnis nicht. Hinzu kam, dass er die Freizeit nicht nur zum Regenerieren, sondern auch dazu benutzte, sein technisches Wissen zu vertiefen.
Es dauerte nicht lange, bis Haseta ihn den »Ehrenbadakk« nannte. Sie hatte es als Verhöhnung gemeint, aber Tokun fasste den Begriff als Kompliment auf.
Er war sicher, dass es noch mehr Agal-Atimpal wie ihn gab, die über ein
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