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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Verweigerung.
    »Henri« Henrike Ybarri war plötzlich präsent, die schöne, schlanke Kommunikationsspezialistin – Spezialistin für Positroniken und Hyperinpotroniken. Nicht für Menschen, nicht für ihre Töchter. Also nicht für Anicee. Und auch später, noch bevor sie ihr Studium auf dem irdischen Mond antrat, begann die Entfremdung zwischen Henrike und Shamsur.
    Erste Terranerin. Sie hatte sich für die Menschheit entschieden. Und gegen Shamsur. Gegen ein weiteres harmonisches Zusammenleben. Seit diesem bitteren Abschied, der ihn leidend zurückgelassen hatte, hatte Shamsur kein weibliches Wesen – nicht einmal seine eigene Tochter! – in den Armen gehalten. So wie er Anicee vermisste, sosehr vermisste er Annäherung und Gespräch, Wohlwollen, Zärtlichkeit und Leidenschaft einer Frau.
    Und nun war auch Puc, sein kleiner Bruder, sein »besseres Zehntel«, aus seinem Leben verschwunden. Routh wälzte sich völlig verwirrt auf seinem sandigen Lager hin und her und begann zu begreifen, dass er die Selbstkontrolle verlor und im Begriff war, seine geistige Gesundheit einzubüßen. Wurde er verrückt? War der Schaden in seinem Gehirn zu groß? Ging er auf Vae-Bazent verloren, dem Land aus Sand und Wind? Er war völlig hilflos und von Schmerzen und Schwäche gepeinigt.
    Nun wurde ihm bewusst, was ihm der verschwundene Puc berichtet hatte: Weil es derart riskant war, mit Vae-Bazent zu reisen, mieden die Sayporaner diese Onuudoy. Aber an seinem Zusammenbruch war die fliegende Landschaft nicht schuld. Wieder hob er den Kopf. Das Bild des fernen Waldes verschwamm in seinen Augen und im beißenden Schweiß, der aus seinen Brauen tropfte. Ein Krampf drang von den Fußknöcheln langsam, aber unaufhaltsam seine Beine aufwärts, wühlte als dumpfer, drückender Schmerz in seinen Eingeweiden, erreichte seine Arme und Hände und würgte ihm die Luft in den Lungen und der Kehle ab. Als der Krampf den Kopf erreichte, verlor er schreiend das Bewusstsein.

5.
    Kampf der Coccularen
     
    Zugleich mit Puc hatte Routh das Zeitgefühl verloren. Seit ungefähr zwei Stunden wanderte er durch die archaische Ödnis der Steinwüste, dem Sonnenuntergang entgegen, also dem jenseitigen Ende der Teilungsrille zwischen den Schutzschirmhälften.
    Das Gelände, eine Ebene, von niedrigen Hügeln durchsetzt, stieg ungleichmäßig an, aber die seltsamen Gewächse wuchsen aus dem Boden eines platten Hügels, eines zerklüfteten kleinen Tafelbergs.
    Die Sonne, die ihre rote Färbung fast verloren hatte und weißgelb strahlte, ließ die »Morgenseiten« der Gewächse scharf und deutlich hervortreten. Es schienen tatsächlich verholzte, angefressene Riesenpilze zu sein, vielleicht zwanzig Meter hoch, die lange Schatten warfen. Die großen Gewächse bildeten den Kern des Waldes, und nachwachsende kleinere Pilzbäume zogen sich als breiter Kreisring darum und wuchsen zwischen Felsen, Dünen und ebenen Flächen in die Wüste hinaus.
    Routh ging langsam weiter und versuchte, sich an die Vorkommnisse in der Horrornacht zu erinnern. Wieder drehte er die linke Handfläche nach oben und dachte konzentriert: Puc Aktiv.
    Nichts geschah.
    Das Implantmemo erschien nicht. Routh war nicht nur von den Informationen über die Zeit abgeschnitten, sondern auch von der Kenntnis des kargen Geländes vor sich.
    »Ob ich jemals das Regularium finde?«, überlegte er laut. »Ohne Pucs Hilfe und Unterstützung? Oder bringen mich vorher die Coccularen um?«
    Die ersten Panikanfälle hatte er schon kurz nach dem Erwachen gehabt. Mit jedem Atemzug kam die Angst wieder, den Verstand zu verlieren – oder ihn schon verloren zu haben. Aber er fand sich in der fremdartigen Umgebung zurecht, trank und aß, suchte seinen Weg im zunehmenden Licht des neuen Tages, vergaß weder ein Stück seiner Ausrüstung noch sein Ziel. Aber in seinem Inneren tobte die Erinnerung an die quälenden Stunden seines Albtraums. Oder die Stunden, in denen sein Verstand gegen das Versagen kämpfte. Oder gegen den Keim des Untergangs.
    Langsam beruhigte er sich und versuchte zu vergessen. Nur ein Gedanke war klar und zielführend geblieben: das Bild seiner Tochter und der Drang, sie zu finden und vor der Zukunft im Reich der Sayporaner zu retten. Sie und möglichst viele andere junge Terraner.
    Anicee.
    »Wenn ich nur wüsste, wie diese Coccularen aussehen. Und die anderen, die Vae-Vaj.«
    Er wusste es nicht. Im Grund wusste er gar nichts. Er stapfte zwischen Felsbrocken und über nachrutschenden Kies zum

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