Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
waren körperlich anwesend. Sie saßen auf mehrere Raumschiffen verteilt und befolgten die Anweisungen der Superintelligenz. Die paranormal Begabten reinigten TAFALLA. Negative Bestandteile und Erinnerungen wurden aus verborgenen Kämmerchen in seinem Geist gezupft, Stück für Stück, Teil für Teil, wie störende Härchen oder Hautverunreinigungen.
    Fartokal Ladore kam allmählich zu sich. Er verstand. Er akzeptierte, dass TANEDRAR das Notwendige tat, auch wenn er die Escaran-Splitter sowie deren Träger bewusst manipulierte und damit eine ethische Grenze überschritt.
    Doch es war unabdinglich, TAFALLA zur Räson zu bringen. Andernfalls würde die Superintelligenz selbst sterben. Schließlich wurde auch sie von Bruchstücken potenzieller Zukünfte gestört, von Hinterlassenschaften jener kurzen Zeit, da sie nach der Rückkehr TAFALLAS mit ihm vereint gewesen war. Und nicht nur das: Seitdem wurde das gesamte Reich der Harmonie, die Mächtigkeitsballung TANEDRARS, hyperphysikalisch umschwirrt.
    TAFALLA wehrte sich noch immer mit dem ihm gegebenen Kampfgeist. Er wollte sich nichts vorschreiben und sich schon gar nicht beeinflussen lassen.
    Doch irgendwann kam er zur Besinnung. Er verstand, was mit ihm geschah. Dass man ihm helfen wollte.
    Er hielt still, während die 20.000 ihre Arbeit erledigten. So lange, bis nichts mehr in ihm war, was TANEDRAR bei einer Wiedervereinigung mit TAFALLA schaden konnte.
    Alle negativen Aspekte waren nun abgetrennt und gebündelt zu einem Klumpen geistigen Unrats.
    Unrat, der denken und handeln konnte. In dem Intelligenz steckte. Bösartiges, verdrehtes Wissen, das einst mit einer Superintelligenz verbunden gewesen war.
    Weg damit!, schrie TANEDRAR. Voll Entsetzen angesichts dieses Überbleibsels, in dem so viel Schlechtes und Dummes steckte.
    Die Superintelligenz packte das neu entstandene Denk-Wesen und schickte es blindlings auf den Weg, einem unbekannten Schicksal entgegen. Die kleine Wesenheit, die eben zu einem Eigenbewusstsein fand, nannte sich selbst Tafalla. Offenbar mangelte es ihr an Identität. All ihre Gedanken, die mit zunehmender Entfernung rasch schwächer wurden, drehten sich um das Mahnende Schauspiel, wie es eben inszeniert worden war.
    Geschafft!, seufzten ARDEN, DRANAT und NETBURA, während TAFALLA ungewöhnlich still blieb.
    Die Superintelligenz war wieder ganz, und sie brachte ihre Freude derart intensiv zum Ausdruck, dass das Ritual der Ankunft diesmal besonders großen Nachhall in den Köpfen der Escalianer fand.

7.
     
    Alles schien zur Normalität zurückzufinden. Fartokal Ladore verblieb für längere Zeit in TANEDRAR, die nach einer Weile wieder begann, einen Teil ihres Selbst auf Patrouille entlang der Grenzen des Reichs der Harmonie zu schicken. TAFALLA wurde bei dieser Aufgabe lange Zeit außen vor gelassen. Die anderen Teile der Superintelligenz vertrauten dem Heimgeholten noch nicht, er stand sozusagen »unter Beobachtung«.
    Fartokal Ladores kritische Stimme gewann allmählich an Bedeutung. Im selben Maß, wie man begann, TAFALLA wieder zu vertrauen, hörte man auf den Maskenschöpfer.
    Er erlebte mit, wie das Tragen der Masken für die Bewohner des Reichs zu einer unabdingbaren Pflicht wurde. Die Einflüsse auf viele gesellschaftliche Aspekte im Leben der Escalianer waren beträchtlich. Die Begegnung von Angesicht zu Angesicht wurde zum Ausdruck besonderer Intimität. Körperhaltung sowie Bewegungen ersetzten die Mimik. Handzeichen standen für ein Lächeln oder einen zweifelnden Blick, man begegnete einander mit mehr Aufmerksamkeit.
    Fartokal Ladore zweifelte immer mehr am Sinn dieser Umwälzungen. Er war Maskenschöpfer aus Leidenschaft gewesen – doch es erschien ihm als falsch, dass die Hightech-Geräte derart tief in die Strukturen gesellschaftlichen Zusammenlebens eingriffen. Es war wider die Natur.
    TANEDRAR hörte sich seine Einwände an, kümmerte sich aber nicht weiter darum.
    Es erleichtert uns die Aufgabe, argumentierte die Superintelligenz. Ein vereinheitlichtes Benehmen und eine einheitliche Körpersprache bewirken weniger Missverständnisse.
    Damit war das Thema für TANEDRAR erledigt. Und Fartokal verstand durchaus, dass sie bedeutsamere Probleme zu bewältigen hatte. Denn der Kampf mit TAFALLA hatte trotz der Loslösung und Abstoßung der negativen Elemente Nachwirkungen.
    Bei der schmerzhaften Wiedervereinigung und dem damit ausgelösten Ritual der Ankunft waren Impulse der Angst und des Zorns an alle im Reich der Harmonie

Weitere Kostenlose Bücher