PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
Hand nach der Haut des Fagesy aus. Sie fühlte sich trocken an, fast wie Pergament. Muskeln zuckten leicht unter seiner Berührung, kleine harte Stacheln richteten sich auf, nur um gleich wieder auf die Haut abzusinken, als wäre der Organismus zu schwach, diese Reaktion aufrechtzuerhalten.
»Er ist alles, was wir haben«, sagte er, ohne die anderen anzusehen. »Wir wollten Fagesy in unsere Gewalt bringen, um sie gegen die Kinder auszutauschen. Unsere Geschwister. Steht dieser Plan noch?«
»Natürlich.« Sharoun ließ ein Schnauben hören. »Aber niemand hat gesagt, dass wir sie gut behandeln müssen. Sie nehmen schließlich auch keine Rücksicht auf uns.«
Barisch drehte sich zu ihr um. »Wir wissen zu wenig über diese Wesen. Wir wissen nicht, wie weit man gehen kann, ohne sie zu töten. Ich kann verstehen, dass du deine Wut loswerden willst, Sharoun. Aber du riskierst zu viel. Ihr beide riskiert zu viel. Wenn ihr so weitermacht, bringt ihr ihn um.«
»Und wennschon! Dann holen wir uns einen neuen.«
»Und verlieren dabei zwei weitere Leute? Und dann noch mal? Wie viele von uns bleiben dann noch? – Nein, das hier ist der einzige Gefangene, den wir haben, und auch der einzige, den wir auf lange Zeit haben werden. So lange, bis wir entweder weitere Mitstreiter finden und tatsächlich einen neuen Zugriff planen können oder aber bis wir ihn eintauschen. Also lasst ihn in Ruhe. Lasst ihn leben und zu Kräften kommen. Enttäuscht nicht die einzige Hoffnung, die Dweezil, Beswart und Mavdi haben.«
Sharouns Lippen wurden schmal. Mit einer heftigen Bewegung schleuderte sie das Trinkglas auf den Boden. »Ich werde Dweezil nicht enttäuschen. Ich nicht.«
Sie verließ den Raum.
Barischs Blick wanderte zu Eudo. Fragend hob er die Augenbrauen.
Der Xenobiologe zuckte die Achseln und machte weiter Eingaben in sein Pad.
Erneut zuckte die Haut des Fagesy unter Barischs Fingern. Er musterte die verstümmelte Gestalt.
»Wie zum Henker essen Fagesy überhaupt?«, murmelte er.
»Frag ihn«, empfahl Eudo. »Er sollte es wissen. Oder schau ins Netz. Das gibt schon mehr über diese Viecher her, als man gedacht hätte nach so kurzer Zeit.«
»Das werde ich tun«, antwortete Barisch.
15.
TLD-Tower
24. Oktober 1469 NGZ
»Du bist beunruhigt.«
Es war keine Frage der Beauftragten in Mutantenfragen, sondern eine Feststellung.
Ve. Die stille Ve. Die schöne stille Ve.
Riordan löste den Blick von dem Bild, das er seit ein paar Minuten anstarrte. Mit einer Handbewegung ließ er es verschwinden.
»Wenn es so stark ist, dass du es aussprichst, kann ich es schwer leugnen«, sagte er. »Wir haben die Daten vom Anschlag auf der Brücke des Terrania Silverbridge ausgewertet. Die Polizei hat gute Vorarbeit geleistet, aber sie glaubt immer noch, diese unscharfen Stellen auf den Bildern seien Probleme der Optiken. Sind es aber nicht oder zumindest nicht alle.«
Er rief ein neues Bild auf und ließ zu, dass die Projektion auch von Ve gesehen werden konnte. Langsam ließ er die Szene ablaufen, die schon auf dem Brückendach seine Aufmerksamkeit gefangen hatte. Alles war klar zu sehen bis zu einem Moment kurz vor dem Sturz des Fagesy.
»Als würde ein Schatten durch das Bild wandern«, bemerkte Ve, als die Szene ihr tödliches Ende erreicht hatte. Das Bild der leeren Plattformkante blieb im Raum stehen.
»Ich denke, dass sich etwas hinter diesem Schatten verbirgt.«
»Ein schlechtes Deflektorfeld?«
»Vielleicht, auch wenn ich dann eher Bildverzerrungen erwarten würde statt dieser Abschattungen. Ich habe allerdings daran gedacht, dass die Person sich mit Psi-Kräften getarnt haben könnte.«
»Es gibt viele Arten von Kräften.«
»Kannst du irgendwie feststellen, ob hier eine angewendet wurde?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Dafür hätte ich dabei sein müssen. Vielleicht hätte ich es auch noch kurz danach gespürt, aber jetzt ist es zu spät.«
Fydor deutete auf die Stelle, an der zuvor der Fagesy sichtbar gewesen war. »Und wenn ich dich zu der Leiche des Fagesy bringe, den der Schatten hinuntergestürzt hat? Könnte an ihm etwas hängen geblieben sein, was dir mehr sagt?«
Er sah einen Schauder über ihre so weiche blassblaue Haut wandern.
»Nein«, hauchte sie.
Er war nicht sicher, ob es eine Antwort auf seine Frage oder schlichte Ablehnung war, ließ es jedoch auf sich beruhen. Auch wenn er gern emotionale Reaktionen aus diesem stillen Wesen herauslockte, durfte er dabei nie vergessen, dass sie zugleich
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