Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Denkmäler?«
    »Viel mehr als das. Die Chaom begraben ihre lieben Verstorbenen nicht auf stillen Friedhöfen, sie verbannen sie nicht an den Rand ihrer Städte: Sie lassen sie teilhaben an ihrem öffentlichen Leben.«
    Routh nickte. »Es sind also Sarkophage.«
    »Beinah«, sagte der Mann. Er wies auf eine der wachsamen Bonnes. »Die Chaom haben nebenbei ein Sicherheitsbedürfnis, das alle menschlichen Dimensionen übersteigt. Gleichzeitig folgen sie einem starken Trieb, sich und ihre Art auszubreiten – schließlich sind die Chaom ingichiy chaodhas buchesgha eben das, was ihr Name bedeutet: Chaom – das funkelnde Diadem der Schöpfung.«
    »Ein Ausbund der Bescheidenheit.«
    »Übertroffen nur noch von uns Menschen.«
    »Du wolltest mir sagen, wo wir sind«, erinnerte Routh den Mann.
    »Ich sagte schon, dass ich keine Ahnung habe, wo du bist.« Er wies auf das terrassierte Land, den Zweistromkanal. »Das hier ist jedenfalls die Stadt Chapoch, gelegen auf ihrer Heimatwelt Chaom fachis, dem siebenten Planeten der Sonne Choso pechomia. Das ist die Heimatwelt eines in vielen Hinsichten genialen Volkes. Ihre Bonnes sorgen für ein Leben in Sicherheit. Es sind, soweit ich sehe, mechanobiologische Hybridwesen, die keine andere Aufgabe haben, als die Chaom zu schützen. Ihre Kriegs- und Kenntnisherrlichkeiten durchstreifen ansehnliche Teile der Galaxis Khooch. Sie sind ausgerüstet mit Transitionstriebwerken, mit Schockdämpfungsfeldern, um die Besatzung die Langen Sätze durch den Hyperraum unbeschadet überstehen zu lassen. Mit intelligenten, autonomen Hyperraumtorpedos und schier unüberwindlichen Schirmfeldprojektoren.«
    »Warum kennst du dich so gut aus? Wer bist du?«
    »Eine gute Frage«, sagte der Mann und seufzte.
    »Immerhin könntest du mir deinen Namen sagen. Ich heiße Shamsur Routh.«
    »Angenehm, dich hier zu treffen«, sagte der Mann. »Ich heiße Zachary Cranstoun.«
    »Zachary Cranstoun.« Routh überlegte, ob er den Namen schon einmal gehört hatte. »Was tust du hier?«
    »Ich forsche. Obwohl es sicher viele Leute geben würde – meinen Bruder zum Beispiel –, die mich fragen würden: Zac – forschen! Du meine Güte! Hast du das in deinem Zustand denn noch nötig? « Er lachte lauthals. »Wer einmal meinen Zustand erreicht hat, hat sich ziemlich zur Ruhe gesetzt.«
    Routh warf ihm einen prüfenden Blick zu. Cranstoun machte keinen pensionierten Eindruck.
    »Wie wäre denn dein Zustand?«, fragte er.
    Cranstoun sagte: »Ich bin tot.«
     
    *
     
    »Du bist also ein Gespenst!« Shamsur Routh grinste schief.
    »Das trifft es nicht ganz«, sagte Cranstoun. »Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich bin. Aber ein Gespenst?« Er betrachtete die Holografien in der Tischplatte. »Ich bin am 10. September 1469 NGZ gestorben.«
    »Das wäre vor etwa zwei Monaten. Wie bist du gestorben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe mich auf Faland aufgehalten, einem Planeten der Brückenwelt. Das sagt dir nichts? Ich bin an diesem Morgen früh aufgestanden. Wir waren eine kleine Expedition, gestartet von der BOMBAY. Der Resident selbst hatte uns mit dieser Mission betraut. Ich erinnere mich, dass der Morgen bitterkalt war. Ich habe die verschneite Hügelkette gesehen und die Brücke nach Shathfauth, das Shath. Es lag blaugrün schimmernd im Licht der frühen Sonne. Ein unglaubliches Bild: Die Brücke ist eine Welt für sich, die sich in den Himmel erstreckt, hoch bis zum nächsten Planeten.
    An das, was unmittelbar darauf passiert sein muss, habe ich keine Erinnerung. Irgendwer schreit meinen Namen. Dann ein diffuses Flimmern von allem, dann nichts.
    Ich weiß nicht, wie lange ich tot war. Ich hab ja keine Zeit mehr erlebt. Für mein Empfinden bin ich unmittelbar wieder zu Bewusstsein gekommen und in einem absoluten Anderswo. Ich habe bis heute meine Zweifel, ob es wirklich genau mein Bewusstsein ist, zu dem ich gekommen bin.
    Soweit ich es verstanden habe, ist mein Gehirn aus der Schädelkapsel geborgen worden. Dann hat man es in ein komplexes neuronales System von Gehirnen integriert, das sich selbst das Kontinuierliche Sediment nennt.«
    »Sediment wovon?«
    »Von Erinnerungen«, sagte Cranstoun. »Die Gehirne in diesem Komplex leben. Ich habe immer noch nicht begriffen, wie viele Gehirne hier zusammengeschlossen sind. Vielleicht lassen sie sich gar nicht zählen. Sie leben schließlich kein isoliertes, individuelles Leben mehr. Ihre Synapsen verbinden sich. Sie verknüpfen sich mehr und mehr miteinander. Kannst

Weitere Kostenlose Bücher