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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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waren wie von einer trüben Schicht überzogen. Er blutete an den Fingerspitzen, aus der Nase und am Kinn. Strähnen seiner dicken Haare lagen neben ihm.
    »Rhodan.« Der Name war ein kaum verständliches Ächzen, ein Schmerzenslaut. »Ich entschuldige mich.«
    »Es ist in Ordnung.« Der Terraner kniete sich neben Gucky, der dem Sterbenden – anders konnte man es nicht beurteilen – eine bepelzte Hand auf die Schulter legte. »Ich weiß einiges über dein Volk.«
    »Es gibt mein Volk also immer noch?«
    »Ich traf auf Abgesandte des Konzils der Sieben.«
    »Davon habe ich nie gehört.« Der andere hustete, würgte und spuckte Blut.
    Natürlich nicht. MIKRU-JON stand eine Ewigkeit im Museum der Halbspur-Changeure. Dieser Mann ist älter als das Konzil ... und tausendfach älter als ich. Dieser Numenkor-Bolok musste der ersten Zivilisation der Laren entstammen, von der er nur in Form von alten Überlieferungen der Laren der Konzilszeit gehört hatte – oder er führte seine Herkunft auf einen bislang unbekannten Seitenzweig zurück.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Rhodan. »Wichtig ist, dass ich weiß, dass ein Lare fähig ist, sich zu ändern. Was immer du getan hast, ich trage dir nichts nach.«
    Mikru entstand plötzlich neben ihm. »Das wird nicht genügen. Du bist nicht hier, um ihm seine Schuld zu vergeben.«
    Das steht mir ohnehin nicht zu, dachte Rhodan.
    »Denk daran, was ich dir sagte«, fuhr Mikru fort. »Du kannst ihn nur retten, indem du ihn tötest, ehe er stirbt.«
    Die Vorstellung schnürte dem Terraner die Kehle zusammen.
    »Sie hat recht«, sagte der Lare. »Hilf mir.«
    »Das kann ich nicht.«
    Die zitternde Hand streckte sich ihm entgegen. »Hast du noch nie getötet, Perry Rhodan?«
    »Doch. Aber nie mit Absicht einen Wehrlosen.«
    Mikru kniete sich, nahm Numenkor-Boloks Kopf in die Hände. »Du schadest ihm nicht, wenn du es tust. Er ist schon vor Ewigkeiten gestorben. Doch er kann nur zu mir und in mich zurückkehren, wenn dem Gesetz genüge getan wird. Sonst wird sein Bewusstsein verwehen. Tötest du ihn jedoch, schenkst du ihm gewissermaßen das ewige Weiterleben, solange MIKRU-JON besteht.«
    »Wie kann ...«
    Die Schiffsseele ließ ihn nicht aussprechen. »Selten kam es vor, dass es zwei neue Piloten gab, die mich führen konnten und die ich akzeptierte. Noch seltener kam es zum Duell. Wer unterliegt, erhält dennoch einen ewigen Ehrenplatz in mir, als hätte er mich lange gesteuert und seinen psychischen Abdruck hinterlassen. Dies ist mein Gesetz. Wieso es so ist, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht haben es meine Erbauer so festgelegt.«
    »Aber Numenkor-Bolok hat dich lange gesteuert«, widersprach Rhodan. »Deshalb lebte er doch all die Zeit in dir. Er kann ...«
    »Er wurde aus meinen Systemen entfernt. Perry, es bleibt keine Zeit! Er stirbt! Du musst es tun!«
    Rhodan fühlte sich überfordert. Er sah Gucky an. Der Mausbiber nickte. Plötzlich stand Mondra hinter ihm und legte ihm die Hände auf die Schultern.
    »Hilf mir.« Die Worte des Laren waren kaum mehr als ein Hauch. Sein Leben ging unwiderruflich zu Ende.
    Und Perry Rhodan half.
     
    *
     
    »Es war richtig«, sagte Mikru. »Er ist glücklich.«
    »Bist du sicher?«
    »Selbstverständlich bin ich das. Er ist ein Teil von mir. So war es, und so ist es wieder.«
    Rhodan nickte. Es fiel ihm schwer, an etwas anderes zu denken, aber er musste in die Zukunft blicken. Zunächst galt es, den Laren und seinen sich auflösenden Körper zu verdrängen. Nach seinem Tod war der Leib verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
    Er wandte sich dem Holo zu, das MIKRU-JON von ihrer Umgebung projizierte. Das Kristallgestöber im Inneren des Miniaturuniversums konzentrierte sich nun in einzelnen Ballungen. Dennoch gestattete es keinen exakten Blick auf die Schiffe der verborgenen Flotte.
    Es blieb unklar, wie die einzelnen Raumer genau aussahen und um wie viele es sich letztendlich handelte. Der weiterhin vorhandene Kristallstaub verhinderte nicht nur die optische Sicht, sondern auch genaue Ortungen.
    Frei davon blieb lediglich ein Korridor von 800 Kilometern Durchmesser und mehr als 100.000 Kilometern Länge, dessen gegenüberliegendes Ende violett leuchtete. Laut Nemo Partijan handelte es sich dabei um die Strukturschleuse, die den Ein- und Ausflug ermöglichte und das Versteck mit dem Normaluniversum verband.
    Als sich der Terraner wieder umdrehte, stand Ramoz neben Mondra. Die Spitze des Augendorns berührte sie fast.
    Ramoz

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