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PR 2652 – Traum der wahren Gedanken

PR 2652 – Traum der wahren Gedanken

Titel: PR 2652 – Traum der wahren Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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dass sie keine Rechte durchsetzen konnten, dass sie zu schlucken hätten, was ihnen mitgeteilt wurde, und vieles mehr.
    In einigen Fabriken hatten die Unither daraufhin versucht, einen Betriebsrat zu gründen, der mit am Tisch saß, wenn Entscheidungen in der Chefetage gefällt wurden.
    Das war ihnen ganz und gar nicht gut bekommen. Wer Glück hatte, wurde entlassen, es »verschwanden« aber auch einige bei »Minenunfällen« oder anderen unglücklichen Ereignissen. Der Druck auf die Arbeitnehmerschaft wuchs.
    Doch die Unither ließen sich nicht einschüchtern, die Zeiten der Duckmäuserei waren vorbei. Sie hatten in den vergangenen Jahrtausenden viel von den anderen Völkern gelernt und wussten, dass sie eigene Rechte hatten, die sie niemals aufgeben durften.
    So fingen sie an, etwas zu gründen, was diejenigen, die sich ein bisschen kundig gemacht hatten, »Gewerkschaft« nannten: eine Vereinigung der Arbeiter, die für die Schwächeren sorgen würde und die allgemeinen Rechte sowie Mindestlohn, Erfolgsbeteiligung, feste Arbeitszeiten und dergleichen mehr durchsetzen wollte. Diese Organisation stand noch ganz am Anfang, doch die Mitglieder nannten sich stolz untereinander »Genossen« und schickten besonders begabte Redner los, um alle Arbeiter in Kenntnis von ihrem Vorhaben zu setzen und sie zum Mitmachen zu bewegen: Solidarität für alle.
    Jeder leistete seinen Obolus, und wenn sie alle zusammenhielten, mussten die Arbeitgeber irgendwann nachgeben. Sie hatten gar keine andere Wahl. Ohne Arbeiter keine Produktion. So erfanden sie ihren Slogan, den jemand auf einem großformatigen Plakat in der Versammlungshalle aufgehängt hatte.
    Kormph, der damit »zwischen den Stühlen« saß, musste einen Konsens finden, um Arbeitgeber und Arbeiter an einen Tisch zu bringen und eine gütliche Einigung zu finden. Deshalb berief er die Versammlung ein, um seine Mitunither wieder »auf Linie« zu bringen.
    Da hatte er aber einen Knoten in seinem Rüssel.
     
    *
     
    Es fing schon damit an, dass Vlck und Knfl anwesend waren – offenbar waren sie früher als gedacht von ihrer Rekrutierungsreise zurückgekehrt, und sie scharten eine Menge Anhänger um sich. Überhaupt kamen sehr viele Unither zu der Versammlung, mehr, als er angenommen – und erhofft – hatte. Dicht an dicht drängten sie sich in den runden Raum und berüsselten einander.
    Der Redner stand immer in der Mitte, um ihn herum saßen alle anderen auf Treppenstufen. Rederecht hatte jeder. Früher hatten die Arkoniden versucht, sich einzumischen, und davon gesprochen, dass »gewählte Redner« ihrer »Gruppe« verpflichtet seien und nur das sagen sollten, was »die Gruppe« beschlossen habe, und sich überhaupt nur dann zu Wort melden dürften, wenn der »Vorsitzende« es erlaubte,
    Die Unither hatten die dünnen Bleichlinge reden lassen und weitergemacht wie bisher: Alle entschieden, sie waren alle eins. Und der Sprecher wiederum trug den Willen der Unither den Arkoniden vor, denn sie sahen ein, dass nicht über dreihunderttausend ihrer Art ins Büro des Konzernchefs marschieren und alle gleichzeitig reden konnten. Zu diesem Zugeständnis waren sie also bereit, zu mehr aber nicht.
    »Diesen Frackzwang machen wir nicht mit!«, lautete ein legendärer Spruch einer inzwischen leider verstorbenen Unitherin namens Perga. Sie spielte damit auf die Kleiderordnung der Arkoniden an, die mit niemandem redeten, der sich nicht zumindest angemessen gekleidet hatte.
    Unither trugen am liebsten ihre Arbeitsuniformen mit vielen praktischen Taschen, denn sie waren bequem und schön weit. Diese Overalls hatten zwar einen einheitlichen Schnitt, aber sie waren individuell in schreienden Farben gehalten mit einer schier unendlichen Variation an Mustern.
     



 
    Alle Versuche der Arkoniden, das zu unterbinden, schlugen fehl, ebenso wie der Versuch, einige »gleicher« als andere zu machen.
    Die beiden Völker konnten einigermaßen miteinander kommunizieren, aber sie würden sich nie verstehen. Dazu waren ihre Angehörigen einfach zu verschieden.
    Das musste aber nicht bedeuten, dass die Arkoniden alles bestimmten und die Unither sich alles gefallen ließen.
     
    *
     
    Kormph musste erkennen, dass die Stimmung bereits aufgeladen war, obwohl die Versammlung gar nicht begonnen hatte. Die Kunde der Schließung von Werk 3 im Hauptindustriegebiet von Tecknoth hatte die Runde gemacht und berechtigte Empörung hervorgerufen.
    Der Sprecher musste seine Rede also damit beginnen, die Gemüter zu

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