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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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betraut hat?«
    Das war mehr Frage als Feststellung, deshalb bestätigte Tormanac.
    Der Imperator betrachtete ihn aufmerksam.
    »Du bist darüber informiert, dass Aktakul und meine Person seit frühester Jugend eng befreundet waren.«
    »Der Ka'Marentis hat es mir gegenüber erwähnt, Euer Er...«
    »Dann sag mir, Zhdopandel, was Aktakul bewogen hat, so zu handeln. Warum hat er einen Mann mit dem Protokoll beauftragt, der außer seinem Namen wenig vorzuweisen hat?«
    Das Kratzen im Hals war plötzlich sehr viel stärker. Tormanac suchte nach einer Erklärung, die er selbst nicht kannte. Und mit jeder Sekunde, das wusste er, wurde der Imperator ungeduldiger.
    Er fragte sich, was er erwartet hatte. Nicht genau das, was in diesem Moment mit ihm geschah?
    »Ka'Marentis Aktakul wusste, dass er mir vertrauen kann«, brachte Tormanac überzeugt hervor. »Weil ich schon vor ihm einen guten Lehrmeister hatte: Shallowain.«
    Bostich stutzte. Sein Blick verengte sich ein wenig. Shallowain, schien er in Gedanken zu wiederholen.
    »Bald zwanzig Standardjahre sind vergangen, seitdem Shallowain mit mir in der Dashkon-Sternwolke war«, sagte Tormanac hastig.
    Jetzt nickte der Imperator knapp, als entsinne er sich vage, aber er schwieg dazu. Tormanac fasste nicht weiter nach, weil dies bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt war.
    »Ich muss nicht alles verstehen, was Ka'Marentis Aktakul in letzter Zeit sagte oder tat«, stellte Bostich fest. »Wir sind uns nicht fremd geworden, sondern das Alter stellte sich zunehmend zwischen uns. Mit dieser Erkenntnis muss ich leben, Aktakul hat sie wohl mit in den Tod genommen.«
    Es stimmte, wie Tormanac da Hozarius mit einiger Verblüffung feststellte. Der Imperator war ein Mann in den besten Jahren. Tormanac musste zweimal darüber nachdenken, dass Aktakul und Bostich kurz nacheinander geboren worden waren, in terranischer Zeitrechnung sogar im gleichen Jahr. Nur hatte Bostich mit 91 Standardjahren seinen Aktivatorchip erhalten, der ihn potenziell unsterblich machte, und Aktakul da Urengoll war unaufhaltsam ein alter Mann geworden.
    »Ich bedauere, dass Aktakuls Existenz in der Desintegration enden wird«, sagte Bostich unerwartet. »Hat er dir gegenüber begründet, warum er diesen Weg wählte?«
    »Das musste er nicht tun. Aktakul wollte ein Vorbild sein, der Tradition verpflichtet.«
    »Du weißt, dass es Ausnahmen gibt.«
    Das klang heftig, beinahe ungehalten. Ganz so, als ärgerte sich der Imperator über seinen verstorbenen Freund.
    »Sehr seltene Ausnahmen«, bestätigte Tormanac vorsichtig.
    »Imperatoren und sehr hochgestellte Adlige finden ihre letzte Ruhestätte auf der Totenwelt Hocatarr«, fuhr Bostich fort. »Schon vor mehreren Perioden habe ich Aktakul eine Ruhestätte auf Hocatarr angeboten. Er hat ausdrücklich abgelehnt und auf seiner eigenen Methode bestanden. Und natürlich auf Urengoll als letzte Ruhestätte seiner Atome.« Bostichs Blick bekam etwas Durchdringendes. »Ich hätte ihn zwingen können, seinen Leichnam gegen seinen Willen nach Hocatarr bringen zu lassen ...«
    »Aber du hast es nicht getan«, sagte Tormanac da Hozarius nach einem Augenblick beklemmender Stille. »Weil Aktakul dein Freund war.«
    »Das war er«, bestätigte der Imperator. »Ich konnte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.«
    »Alles, was mit seinem Leichnam geschieht, hat der Ka'Marentis selbst festgelegt«, sagte Tormanac. »Die Zeremonie folgt ausschließlich seinem Willen.«

6.
     
    Die Sonne erreichte ihren höchsten Stand über Epetrans Hain.
    Überall in der Stadt ruhte die Arbeit. Passanten in den Straßenschluchten hielten inne und blickten zum Zenit der mächtigen Kuppel hinauf, die abgedunkelt wurde und ein gewaltiges Bildpanorama zeigte.
    Aktakul da Urengoll blickte auf die Hauptstadt seines Lehens herab. Sein Konterfei wich allerdings rasch Bildern aus seinem Leben, untermalt mit der Einblendung arkonidischer Jahresangaben. Längst vergessene Etappen seines Wirkens erwachten zu neuer Bedeutung; Geschehnisse, die von vielen Arkoniden nie mit Aktakul da Urengoll in Verbindung gebracht worden waren, wurden endlich in die richtigen Zusammenhänge gerückt.
    Es war still geworden unter der gewaltigen Stadtkuppel. Von einem der provisorisch eingerichteten Kontrollräume in dem Trichterbau aus verfolgte Ghlesduul das Geschehen.
    Als Aktakuls Gesicht wieder aus der Höhe herabblickte und allmählich in einem flirrenden Sternenregen verblasste, setzte sich der Zug mit dem Leichnam und etlichen

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