PR 2666 – Die Pyramide der Badakk
gemischten Gefühlen. Er hätte den Sayporaner nicht so einfach gehen lassen. Es bedeutete, einen wertvollen Gefangenen freizulassen, ein Druckmittel aus der Hand zu geben. Andererseits gab er Joschannan recht, der dem Fremden Vertrauen schenkte. Und außerdem war Tekener selbst es gewesen, der den Fremden als Gast und nicht als Gefangenen behandelt wissen wollte.
Also warteten sie gemeinsam, ließen sich Getränke kommen und schlugen irgendwie die Zeit tot, obwohl sie Wichtigeres zu tun gehabt hätten. In der JV-2 drängten sich die Badakk. Die zwei Dutzend Sayporaner in einer separaten Halle fielen nicht ins Gewicht. Noch immer hatte Tekener keinen Plan, wie sie den Badakk wenigstens einen Teil ihres Wissens entlocken konnten. Diese Wesen waren beratungsresistent und schmerzunempfindlich. Sie töteten sich selbst, bevor sie auch nur einen Millimeter vom gewohnten Kurs abwichen.
Tekener nahm das als Indiz für die geistige Konditionierung, mit der sie in die Milchstraße gekommen waren. Die Quote der Selbstmorde schien bei ihnen keine Rolle zu spielen: Wenn sie anwuchs, schickten die Auftraggeber neue Kontingente durch den Tryortanschlund.
Ein paar Stunden oder Tage noch, dann war das vorbei. Dann erwartete sie beim Auftauchen in der Milchstraße eine böse Überraschung.
Nach einer halben Stunde des Wartens war Tekener überzeugt, dass sie ihre Zeit verschwendeten. Er erhob sich, aber Joschannan zog ihn wieder auf den Stuhl.
»Er kommt, verlass dich drauf.«
Nach einer Stunde schüttelte der Admiral den Kopf. »Er kommt nicht. Verlass dich drauf.«
Diesmal stand er endgültig auf, stellte den Stuhl an seinen Platz zurück und ging zur Tür.
»Bis später!«, rief Joschannan ihm nach.
Als Tekener draußen im Korridor war und die Tür sich geschlossen hatte, meldete sich der Erste Terraner über Funk.
»Um wie viel wetten wir?«
Ronald Tekener machte auf dem Absatz kehrt.
Chourweydes war da. Er hatte den Raumer verlassen und durchquerte soeben die Strukturlücke. Ein Shift näherte sich ihm und nahm ihn auf. Das kleine Schwebefahrzeug brachte ihn hinauf zur JV-1.
»Ich wusste es.« Joschannan rieb sich die Hände. »So eine verhörähnliche Unterhaltung bringt mehr als einen Eimer Honig ums Maul geschmiert.«
Sie warteten, bis der Adjutanten-Roboter eintraf und den Sayporaner ablieferte. Chourweydes trat ohne Hast ein, sah sich kurz um und blieb in der Nähe der Tür stehen.
»Ich bin gekommen, um euch die Entscheidung der Spenta mitzuteilen. Die Tatsache, dass ich hier bin, zeigt euch, wie diese Entscheidung lautet.«
»Gut, dann teile uns den Wortlaut mit«, sagte Tekener.
»Die Spenta sind mit einer Verlegung des Schiffes und einer begrenzten Teiluntersuchung einverstanden«, verkündete der Sayporaner. »Bedingung ist, dass das Schiff nicht demontiert wird, sie im Schiff verbleiben können, die Unversehrtheit ihrer Wohnbereiche garantiert ist und sie Kontakt zu den Sayporanern halten können, die an Bord sind und für den Schiffsbetrieb sorgen.«
Tekener musste nicht lange überlegen. Er wechselte einen kurzen Blick mit dem Ersten Terraner.
»Du kannst den Spenta ausrichten, wir sind mit ihren Bedingungen einverstanden. Über das Prozedere, wann wir das Schiff aus der Schlucht holen und wann unsere Wissenschaftler den Raumer betreten, sprechen wir später.«
Es war ein erster Schritt zu einer Verständigung. Wenn sie mit Spenta und Sayporanern Kontakt halten konnten, würde bei den Fremden irgendwann ein Umdenken einsetzen. Sie würden sich fragen, warum sie überhaupt in die Milchstraße kamen, wenn sie nur Chaos anrichteten und Elend über die Völker brachten.
Wenn mit diesen Gesprächen wenigstens ein kleiner Denkanstoß gegeben werden konnte, hatte sich der Kontakt bereits gelohnt.
6.
Wieder einmal nahm Arun Joschannan sein Frühstück in der Medoklinik der JV-1 ein. Er lachte auf einmal laut und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich.
»Du bist in Ordnung?«, fragte Onttril-Gukzz. Die Topsiderin saß in der Nähe der Tür, um Angriffe von außerhalb der Kantine sofort abblocken zu können.
»Frag das besser meinen Sekretär«, gab er zur Antwort. »Er hat es wenigstens schwarz auf weiß.«
Henar Maltcyk war inzwischen genesen und nahm am Frühstück ebenso teil wie Tork-Trak. Neu zur Runde zählte die Oxtornerin. Joschannan kannte inzwischen sogar ihren Namen. Längst war ihm die athletische Frau aufgefallen, die sich immer im Hintergrund hielt, selbst viel sah, aber ungern
Weitere Kostenlose Bücher