PR 2667 – Der Diplomat von Maharani
Konzentration stets hochgehalten werden. Joschannan bewunderte Leute wie Roland Tekener, die stets hundertprozentig bei der Sache waren und durch nichts zu erkennen gaben, dass sie diese Diskussionen langweilten.
Er trägt einen Zellaktivator, mahnte er sich. Vergleich dich bloß nicht mit ihm.
Er betrat einen Hochsicherheitstrakt, der dem Terranischen Liga-Dienst unterstand. Gashwa Perkat sorgte dafür, dass sie unbehelligt und rasch durch die Sicherheitssperren geschleust wurden. Jedermann zeigte Respekt vor der Oxtornerin.
Welcher Ruf eilte ihr wohl voraus? Galt sie in »Fachkreisen« als professionelle und rücksichtslose Killerin, oder war es bloß die kreatürliche Angst, die jeden ausweichen ließ, wenn diese Frau einen Raum betrat?
Es kümmerte ihn nicht. Er würde sich ein anderes Mal eingehender mit Gashwas persönlicher Geschichte beschäftigen. Nun aber musste alle Konzentration seinem Gesprächspartner gelten.
Er wurde in einen Raum geleitet, der bis auf einige wenige Sitzmöbel und einen nierenförmigen Tisch kahl war. Glitzernde Wassertropfen rannen über die Stirnfront des Zimmers an leuchtenden Fäden zu Boden und verschwanden dort in einem winzigen Spalt an der Seite. Das leise plätschernde Wasser wirkte beruhigend auf seine angespannten Nerven.
Joschannan setzte sich und wartete. Gashwa blieb hinter ihm wie immer. Etwa einmal pro Minute konnte er die Frau ein- und ausatmen hören.
Sein Gesprächspartner wurde hereingeführt: Chourweydes. Jener Sayporaner, von dem er sich einige Aufschlüsse über die Lebensverhältnisse dieses eigenartigen Volkes erhoffte.
Joschannan stand auf und nickte seinem Gegenüber zu.
Der Mann erwiderte den Gruß. Er sah ihn an, ein wenig traurig, als wäre er das entlaufene Schaf einer Herde. »Es ist bedauerlich, dass wir uns unter derartigen Umständen wiederbegegnen«, sagte der Sayporaner.
»Wie geht es deinen Leuten? Seid ihr mit euren Unterkünften zufrieden?«
»Ja. Es geht uns den Umständen entsprechend gut.«
Joschannan musterte den Mann von oben bis unten. Er wirkte gefasst, aber auch ein klein wenig irritiert. Von Unsicherheit, wie sie wohl die meisten Wesen in einer ähnlichen Position als Gefangene gezeigt hätten, war wenig zu bemerken.
»Was hast du mit uns vor? Was ist mit meinen Freunden passiert, die von hier abtransportiert wurden?«
»Keine Sorge – es geschieht ihnen vorläufig nichts. Wir haben mittlerweile dreihundert deiner Landsleute aufgegriffen und sie auf einen Gefängnisplaneten bringen lassen. Mit Ausnahme von euch fünf.«
»Ich verstehe euch Milchstraßenbewohner nicht.« Chourweydes' Mimik wirkte zutiefst menschlich. Sie drückte Bedauern und ein klein wenig Verzweiflung aus. »Ihr geht mit geballter Macht gegen uns vor. Gegen eine winzig kleine und friedliebende Ethnie, die nichts anderes als Frieden und Ruhe sucht.«
»Spar dir deine schönen Worte.« Arun Joschannan holte tief Luft. Sein Gegenüber strahlte nach wie vor etwas Besonderes aus. Etwas, das in ihm ein schlechtes Gewissen erzeugte und machte, dass er sich klein fühlte. »Ihr seid gescheitert. Für das, was ihr getan habt, werdet ihr euch verantworten müssen. Je nach den Gesetzen unserer Völker werden eure Unterwanderungsversuche mit Hochsicherheitsverwahrung, Aussetzung auf Strafplaneten oder gar der Todesstrafe geahndet.«
»Ihr werdet eure Gesetze vollziehen, ohne uns die Gelegenheit zu geben, uns zu verteidigen, unsere Standpunkte klarzulegen?«
»Dies ist einer der Gründe, warum ihr fünf hiergeblieben seid. Von dir erhoffe ich mir klare Antworten auf meine Fragen. Du hast nur diese eine Möglichkeit, eure Situation zu verbessern.«
Chourweydes ließ sich nieder und schlug die Beine übereinander. Die Haut seiner Wangen, perlmuttweiß, nahm mit seinen letzten Worten einen leichten Rotschimmer an. »Du drohst mir also. Ist es das, wofür du mich hast hierher bringen lassen?«
»Ich möchte eine Zusammenarbeit. Ich möchte, dass jenen geholfen wird, die unter Folgeschäden leiden, die die Badakk und ihr verursacht habt.«
Chourweydes' Stimme klang weich. Sie erheischte Aufmerksamkeit und machte, dass Arun Joschannan angenehme Müdigkeit fühlte. »Wir Sayporaner tragen eine Philosophie in unseren Herzen, die niemandem schadet«, behauptete er. »Wir werben für eine Lebensausrichtung, die ihr womöglich nicht auf Anhieb versteht. Wir stellen Meditation und Musik in den Vordergrund. Wir zwingen euch zu nichts. Wir betreiben keinerlei Personenkult
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