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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Daniil ins Mikrofon, und wenige hundert Meter vor dem Kubus sackte der TARA wie ein Stein zu Boden. Für einen nicht eingeweihten Beobachter musste es aussehen, als hätten seine Systeme endgültig versagt.
    Ich befürchtete schon, dass der Sturz ihn irreparabel beschädigt hatte, doch die Bildübertragung wurde nicht unterbrochen. Stan krachte in den Schlamm von Druh, und sein kegelförmiger Körper rollte wie eine leere Blechbüchse scheppernd und lärmend über die Straße, die sich ständig veränderte, da die Mechanopoden unbeeindruckt vorrückten.
    Ich sah stämmige Säulenbeine, dann die Fassaden von Gebäuden, die zur Seite zu kippen und sich zu überschlagen schienen.
    Dann rückte etwas anderes ins Bild. Der TARA kam genau so zum Liegen, dass er den Würfel im Visier hatte.
    Was bei einem halbkugelförmigen Ortungskopf, der eine Sicht von 360 Grad hatte, allerdings auch kein großes Problem war.
    Die Bildübertragung flackerte kurz, brach zusammen, baute sich wieder neu auf.
    Nein!, dachte ich. Nicht so kurz vor dem Ziel! Lass uns nicht im Stich, Stan!
    Die Übertragung hielt. Das Bild war gestochen scharf. Klar und deutlich sah ich den Kubus vor mir.
    »Die nächste Phase, Stan«, sagte Daniil neben mir. »Jetzt!«
    Rostflocken lösten sich aus der Hülle des TARA, stiegen empor, schwebten in der Luft. Sie erinnerten mich an dunkles Schneegestöber, das ganz langsam, schwerelos, darauf wartete, zu Boden zu sinken.
    Dann nahmen die Partikel Geschwindigkeit auf.
    Ihr Ziel war unverkennbar der Kubus.
    Natürlich waren es keine Rostflocken, die sich aus dem Roboter gelöst hatten, aber es wirkte völlig echt. Hätte ich nicht gewusst, was dort geschah, hätte ich die Szene mit aufgerissenen Augen und offenem Mund betrachtet. So aber verspürte ich eine Anspannung, die mich im Griff hielt und nicht mehr losließ.
    Stans Zusammenbruch war nur eine Finte gewesen. Er war auf Daniils Befehl zu Boden gegangen. Und die Rostflocken waren getarnte Nanogenten aus Pazuzus Arsenal.
    Immer schneller wurden sie. In rasendem Flug näherten sie sich dem Kubus.
    Wir wussten nicht, welche Möglichkeiten die Mechanopoden hatten. Waren sie wirklich nur die tumben Gestalten und Gebäude, als die wir sie kennengelernt hatten, oder konnten sie im Ernstfall auch gezielt eingreifen? Konnten sie neu entstandene Gefahren erkennen? Darauf reagieren?
    Falls ja, hatte das Manöver sie völlig überrascht.
    Die Rostflocken erreichten den Kubus. Sie tanzten auf seiner Oberfläche, flatterten, senkten sich auf sie hinab und schossen wieder empor.
    Dann blieb eine der Flocken auf der Oberfläche des Würfels liegen.
    Und drang in ihn ein.
    Eine zweite Flocke erreichte die Oberfläche, ohne abgestoßen zu werden, dann eine dritte. Sie alle verschwanden im Würfel.
    Ich sah Toufec und Daniil an.
    Wenigen Sekunden später wurden erste Daten auf unsere Helmdisplays überspielt.
    Eine Unmenge von Daten, doch die SERUN-Positronik filterte die relevanten heraus. Das Material, in das die Nanogenten eingedrungen war, bestand überwiegend aus organischer Masse. Es wies eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Nervenzellen auf. Und das Gespinst aus silbernen Fäden war ein neuronales Geflecht.
    Der Würfel war nichts anderes als ein Gehirn. Die organische Masse versorgte das Gespinst mit Nahrung und Energie und transportierte Stoffwechselendprodukte ab.
    Vor uns zog ein denkendes Wesen über die Ebene, das sich seiner selbst bewusst sein musste – eine Art Biocomputer.
    Wir hatten das Informationskabinett, das Thauta Theann, tatsächlich gefunden.
    »Ziel identifiziert«, sagte Daniil Veriaso. »Wir können es zerstören!«
    »Noch nicht!«, sagte ich und esperte.
    Ich hatte das Gefühl, in ein vereistes Meer aus Wissen einzutauchen. Aus reiner Information, in die ich nicht eindringen konnte, die ich nicht einmal ansatzweise erfassen konnte, weil sie so umfassend war, dass sie mich erdrückte.
    Dieses Wissen, diese Information, war erhaben und allem Menschlichen entrückt. Ich dachte nicht einmal im Traum daran, es auch nur anzukratzen. Ich hätte es nicht verstanden und nicht verkraften können. Schon der bloße Versuch hätte mich getötet oder meinen Verstand durchgebrannt.
    Es war das wachende, künstliche Bewusstsein des Kabinetts, das in den Sternenraum horchte ...
     
    *
     
    Ich tat das einzig Vernünftige und zog mich sofort zurück.
    »Es ist lebendig«, sagte ich. »Es ist ... unglaublich.«
    »Dann können wir es nicht ohne Weiteres töten«,

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