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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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schien klarer, nicht mehr wie eben noch in imaginäre Fernen gerichtet.
    »Bislang bin ich mir nicht sicher«, fuhr Mikru fort, »ob der Zapfenraumer zufällig diesen Bereich kreuzt. Wenn er die verborgene Flotte noch nicht bemerkt hat, müssen wir uns ruhig verhalten.«
    Der Ilt verstand sofort, worauf sie hinauswollte. Selbst wenn es gelang, das feindliche Schiff rasch zu vernichten, ehe es einen Funkspruch absenden konnte, bestand die Gefahr, dass sein Fehlen auffiel. Wenn die gegnerischen Militärs deshalb seine Flugroute überprüften, würde sie das erst recht aufmerksam machen.
    Solange es noch eine Chance gab, dass es glimpflich ausging, lag die beste Möglichkeit tatsächlich darin, zunächst abzuwarten. Und sich bereitzuhalten.
    »Können wir näher heran, ohne entdeckt zu werden?«, fragte Gucky.
    »Mit einem gewissen Risiko.«
    »Das müssen wir in Kauf nehmen! Wenn die Xylthen die Flotte entdecken, heißt es schnell zu handeln, ehe sie einen Funkspruch absenden!«
    Der Mausbiber forderte ein strategisches Holo an, das die Einheiten des Verzweifelten Widerstands, Ramoz' Sternraumer sowie MIKRU-JON und den xylthischen Zapfenraumer zeigte.
    Der Raumer näherte sich dem Versteck der Flotte.
    Zufällig?
    Oder war er ganz gezielt in diese Gegend gekommen?
    »Es könnte eine verspätete Reaktion der Xylthen auf die hyperphysikalische Schockwelle sein«, meinte Nemo Partijan von seiner Arbeitskonsole her. »Ihr wisst schon, die Wellenfront, die entstand, als der Kalte Raum kollabiert ist.«
    »Jetzt erst?«, fragte Gucky.
    »Je nachdem, wie schnell Protektor Kaowen oder einer seiner Leute auf die Messwerte reagiert hat ... gesetzt den Fall, dass er sie überhaupt wahrgenommen hat ... und von wo ein Patrouillenschiff gestartet ist ...«
    »Verstehe«, unterbrach der Multimutant. »Mikru, bring uns näher heran.«
    »Was hast du vor?«, fragte der Quintadim-Topologe. »Die Gedanken der Besatzung espern?«
    »Dazu müssten wir nun wirklich sehr nahe ran«, erklärte Gucky. »Wir gehen nahe genug, um das Schiff mit MIKRU-JONS Waffen zu zerstören, wenn es nötig ist.«
    Im selben Moment beobachtete er auf der holografischen Darstellung, wie Bewegung in die Flotte der Sternraumer kam. Etwa tausend Einheiten lösten sich aus dem Pulk und rasten im Synchronflug auf den Zapfenraumer zu.
    »Das nennt man wohl mit Kanonen auf Spatzen schießen«, murmelte Gucky.
    Nemo stand plötzlich neben ihm; er hatte ihn nicht kommen sehen. »Warum keine Kanone benutzen, wenn der Spatz extrem gefährlich ist?«
    Der Mausbiber grinste. »Stimmt.«
    Auch MIKRU-JON jagte auf das Xylthen-Schiff zu. Spätestens nach dem Aufbruch der Sternraumer gab es keinen Zweifel mehr, dass die Feinde die verborgene Flotte entdeckt hatten – und sei es nur gerade wegen dieses Aufbruchs.
    »Ich beobachte alles mit meinen Sensoren«, erläuterte die Projektion der Schiffsseele. »Wenn der Zapfenraumer einen Funkspruch absetzt, werde ich ihn nicht stoppen können, aber mit über 90 Prozent Wahrscheinlichkeit zumindest wahrnehmen.«
    »Besser als nichts«, sagte Gucky etwas frustriert.
    Mit dem folgenden Atemzug wich diese leichte Frustration einem anderen Gefühl.
    Angst.
    Angst?
    Gucky wunderte sich darüber, und im nächsten Moment glaubte er, nicht mehr richtig atmen zu können.
    Nemo Partijan ächzte erstickt. Er hob die Hände, krallte sie in den Halsausschnitt seiner Uniform.
    Mikru, was ... ist das?, hatte der Mausbiber fragen wollen, aber er brachte die Worte nicht mehr heraus. Auf dem Holo sah er, dass MIKRU-JON inzwischen nahe an dem Zapfenraumer flog.
    Zu nahe.
    Nackte Panik überflutete Gucky, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen außer einem: An Bord des Xylthenraumers hielten sich Dosanthi auf, und sie verbreiteten ihre Panikausstrahlung!
    Der Mausbiber starrte das Holo an, die beiden blinkenden Symbole, die für MIKRU-JON und den Zapfenraumer standen ... sie näherten sich noch weiter an ... entsetzlich nah ...
    »Weg!«, brüllte Nemo Partijan, rannte zur Seitenwand der Zentrale und sackte daran hinab wie ein in die Enge getriebenes Tier. »Bring uns hier weg! Ich kann ni...«
    Mehr hörte Gucky nicht mehr. Er war teleportiert, ohne es selbst zu merken.
    Nur weg, irgendwohin!
    Am Zielort – es gab Wände um ihn herum, die leicht pulsierten, irgendwo in MIKRU-JON – war es natürlich auch nicht besser. Es gab keinen Ort, an den er fliehen konnte.
    Dann spülte die Panik seinen Verstand hinweg.
     
    *
     
    Strahlenschauer: Linien

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