PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
oder ob er gar nicht verstand, wie der Bericht auf Mondra gewirkt hatte.
Seltsam, dass sich seine Gedanken ausgerechnet an diesem Punkt fingen, nachdem er Regius vor die Wahl gestellt und eine Entscheidung verlangt hatte. Das Schweigen währte für seinen Geschmack schon viel zu lange. Wenn der Anführer des Verzweifelten Widerstands nicht augenblicklich in der Lage war, den genannten Zielen zuzustimmen, verhieß das nichts Gutes.
Vielleicht, dachte Rhodan, ist es auch einfach an der Zeit, dass die Führungsspitze dieser Organisation wechselt. Sollte das Gespräch tatsächlich darauf kommen, fiele womöglich sein eigener Name als potenzieller Kandidat, aber er war nicht der Richtige dafür. Ihm kam jemand anderes in den Sinn: Quistus, der Navigator, der sich in vielerlei Hinsicht als fähiger Mann erwiesen hatte.
Noch ehe er genauer darüber nachdenken konnte, ergriff Regius das Wort. »Ich bin einverstanden. Es besteht keine Notwendigkeit, dass wir uns weiter zerstreiten oder gar trennen. Wir setzen ab sofort alles daran, die Weltengeißel zu finden und zu zerstören.«
»Dann sind wir uns einig«, sagte Ramoz. Rhodan glaubte, die gleiche Erleichterung aus seinen Worten zu hören, die er ebenfalls empfand. Der eben angedachte Umsturz innerhalb des Verzweifelten Widerstands würde ihre Gesamtposition in diesen entscheidenden Tagen nur noch mehr schwächen. Eine Umstrukturierung in Zeiten der höchsten Not band unnötig Kräfte.
Zeit, sich darüber zu freuen, dass es eine bessere Lösung gegeben hatte, blieb ihm allerdings nicht.
Die Spitze des Augendorns für Ramoz' Gesicht flackerte plötzlich heller als zuvor. Einen bizarren Augenblick lang kam Rhodan die Assoziation mit Alaska Saedelaeres Cappinfragment, das stets stärker irrlichterte als sonst, wenn es zu hyperphysikalischen Besonderheiten kam.
Ramoz fluchte, und der beiläufige Gedanke verwehte. Offenbar hatte die Seele der Flotte über den Dorn keine guten Nachrichten empfangen. »Ein fremdes Schiff nähert sich!«
»Feinde?«, fragte Regius knapp.
Ramoz bestätigte. »Xylthen.«
Sofort löste der Iothone über die Anlagen seines Überlebenstanks Alarm für alle versammelten Einheiten des Widerstands aus. Gleichzeitig gab er den Angriffsbefehl. Er handelte mit absoluter Entschlossenheit und bewies damit, dass er eben doch der Richtige auf seiner Position war. Der Zapfenraumer musste vernichtet werden, und das so schnell wie irgend möglich, ehe er die Entdeckung der Armada aus Sternraumern weitermelden konnte.
Ramoz rannte bereits aus dem Raum in die Zentrale seines Flaggschiffs, von wo aus er die ZASA besser zu steuern vermochte.
Nur Rhodan blieb notgedrungen tatenlos. Wenn wenigstens MIKRU-JON noch hier wäre!
Ihm wurde schmerzhaft klar, dass er zwischen den Fronten stand, ohne etwas bewegen zu können. Dies war nicht seine Galaxis, nicht sein Krieg. Er war in diese Region des Kosmos entführt worden und ein Fremder geblieben. Und niemanden interessierte seine Erfahrung – zu sehr waren sie alle in ihren eigenen Problemen verhaftet.
Frustriert ballte der Terraner die Hände zu Fäusten. Die Nägel bohrten sich in sein Fleisch. Er spürte den Schmerz nicht.
*
Gucky schreckte hoch und schüttelte die Müdigkeit sofort ab.
Mikru stand mitten in der Zentrale, scheinbar tatenlos und die Hände leicht erhoben. Zweifellos nahm sie Informationen von allen Sensoren des Schiffes auf.
»Warum hast du Alarm ausgelöst?«, fragte der Mausbiber.
Ihr zartes Gesicht blieb ausdruckslos. Sie blinzelte. »Wir sind nur noch wenige Lichttage von unserem Ziel entfernt. Ich habe einen Orientierungsstopp eingelegt und – wie du empfohlen hast – nach Högborn Trumeris Schiff gesucht oder nach dem Sender, den du darin versteckt hast.«
Empfohlen, dachte Gucky, klingt gleich ganz anders als befohlen. Er sagte jedoch nichts, wunderte sich ohnehin, wieso Mikru zu einer derart ausschweifenden Erklärung ansetzte. Immerhin hatte sie Alarm ausgelöst – aber sie schien es nicht sonderlich eilig zu haben.
»Die ORA konnte ich nicht orten«, fuhr die Projektion der Schiffsseele fort. »Aber einen Xylthen-Zapfenraumer!«
»Warum tun wir nichts?«, fragte der Mausbiber aufgeregt. »Das Schiff darf die Flotte nicht entdecken!«
»Genau deshalb warte ich ab.« Mikru blinzelte wieder. Danach war sie auf unbestimmbare Weise deutlicher als zuvor, als wäre ihre Projektion schärfer und detailreicher geworden.
Vielleicht lag es an ihrem Blick, dachte Gucky. Er
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