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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Iothone unterlegte die Anfrage mit einer hohen Dringlichkeitsstufe.
    Diesmal nahm Ramoz das Gespräch an. Ein Hologramm entstand direkt vor ihm, so irritierend realistisch, als würde der Krakenkörper tatsächlich in der Zentrale der ZASA sitzen – oder stehen? Die starken Tentakelarme hielten den Zentralleib etwa einen halben Meter über dem Boden. Die Spitzen pulsierten leicht.
    Erst einen Augenblick später bemerkte Ramoz, was ihn bei diesem Anblick so sehr verwirrte. Nicht etwa die scheinbare Realität des Abbilds; das war alltäglich und verwunderte ihn schon lange nicht mehr.
    Vielmehr hatte er Regius noch nie außerhalb seiner Umweltkapsel gesehen, die ihm das Überleben in einer Sauerstoffatmosphäre erst ermöglichte. Offenbar hielt sich der Iothone in einem Raum auf, der mit Luft geflutet war, die er atmen konnte.
    Für ihn musste es große Freiheit bedeuten, sich ungezwungen bewegen zu können. Wie lange er wohl schon nicht mehr auf einem Planeten oder einem Raumschiff mit geeigneter Atmosphäre lebte? Und wie kam er sich wohl vor, wenn er sich ständig mit fremdartigen Sauerstoffatmern umgab? Wenn Ramoz sich die Situation umgekehrt vorstellte, stieß es ihn ab.
    »Es gibt wichtige Nachrichten«, begann Regius das Gespräch ohne Umschweife. »Ehe es zu dem Zwischenfall mit dem Zapfenraumer kam, haben wir eine Entscheidung gefällt.«
    »Dass wir alles daransetzen, die Weltengeißel zu finden und zu zerstören. Das ist nach wie vor mein Ziel.«
    Regius schien ihn aus seinen hervortretenden Glupschaugen stärker anzustarren als zuvor. Die Tentakelarme stemmten den Leib etwas höher, mehr noch, sie hoben selbst vom Boden ab. Der Iothone schwebte. »Wie es aussieht, könnte es weitaus schneller dazu kommen als gedacht.«
    »Ich höre.«
    »Der Verzweifelte Widerstand kennt die Position des Planeten, den die Weltengeißel in diesen Augenblicken heimsucht.«
     
    *
     
    MIKRU-JON raste durchs All.
    Nicht mehr nur Gucky befand sich mit Perry Rhodan an Bord, sondern auch Mondra Diamond und der Iothone Quistus, der sich allerdings in eine freie Kabine zurückgezogen hatte.
    Zu dritt standen sie in der Zentrale; alle schwiegen, denn es war alles gesagt. Sie starrten das strategische Holo an, das ihnen ihre aktuelle Position zeigte – genauer den Ort, an dem sie ins Standarduniversum zurückfallen würden, wenn sie nun den Überlichtflug beendeten.
    Sie näherten sich trotz hoher Überlichtgeschwindigkeit nur quälend langsam ihrem Ziel.
    Die Zeit schien sich ins Unendliche zu dehnen. Ziffer für Ziffer lief in dem kleinen projizierten Zählwerk am Rand des Holos ab.
    Jede Veränderung sprach für eine winzige Zeitspanne auf dem Weg zur Null – zur prognostizierten Ankunftszeit im Zielsystem.
    Und ebenso stand jede Veränderung für Dutzende, vielleicht Hunderte von Toten.
    »Perry?«
    Der Terraner legte dem Mausbiber die Rechte auf die bepelzte Schulter. »Was ist, Kleiner?«
    »Wie sollen wir das ertragen?«
    Rhodan schwieg. Es gab keine Antwort auf diese Frage. Jeder Versuch wäre nur eine hohle, sinnentleerte Phrase gewesen. Der Terraner fühlte Mondras Hand, die seine umfasste, während sie die andere auf Guckys Rücken legte.
    Sie waren zu weit entfernt, um dem Grauen Einhalt zu gebieten.
    Sie konnten nichts tun.
    Außer zu schweigen.
    Und zu trauern um die vielen, die in diesen Sekunden starben. Sie kannten keines der Opfer, wussten nicht einmal, welchem Volk sie angehörten – ob sie humanoid waren, vogelartig, insektoid oder völlig fremdartig.
    Sogar der Name ihrer Welt blieb ihnen unbekannt. Es gab nur einen anonymen Koordinatensatz, der über Mittelsmänner dem Verzweifelten Widerstand und damit Regius zugespielt worden war.
    Dorthin waren sie unterwegs.
    Dort schlug die Weltengeißel in diesen Stunden zu, fraß die Bevölkerung, saugte deren Lebensenergie in sich auf, um sie abzuspeichern und später in einem unfassbaren Vorgang QIN SHI zuzuführen. Die Superintelligenz brauchte Nahrung und Kraft, und ihr perfides Massen-Tötungsinstrument war die einfachste Art, ihren Hunger zu stillen.
    Einfach – und entsetzlich.
    Grauenhaft und mörderisch präzise.
    Unbegreiflich und real.
    Weitere Wortpaare stiegen in Rhodans Gedanken auf. Als er es bemerkte, analysierte er sofort, was in ihm vorging. Er versuchte unbewusst, das Unvorstellbare zu verstehen, um sich davor wenigstens auf der Ebene seines Verstands abzuschirmen. Außerdem wollte er sich ganz einfach ablenken, damit er nicht mehr darüber

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