PR 2677 – Rhodans Entscheidung
im Raum, doch inzwischen zählte das Holo weniger Raumer als Trümmerwolken, deren restenergetische Entladungen verpufften.
In diesem Inferno konnte nichts überleben. Selbst MIKRU-JON wäre verloren gewesen. Ramoz hätte auch mich bedenkenlos geopfert, ging es Rhodan durch den Sinn. Vielleicht, ohne es auch nur zu bemerken.
Irgendwo, möglicherweise weitab vom eigentlichen Schlachtfeld, saß die Seele der Flotte wie eine Spinne im Netz und spannte ihre Fäden , schickte die tödlichen Raumbomben auf die Reise. Unvorstellbar, dass ein einziges Gehirn so viele Schiffe steuerte und in diesen Minuten ein ganzes Heer von Feinden schlug.
Ramoz bewies eindrücklich, dass er tatsächlich der Pilot war, der Erbe der alten Flotte; ein Wesen mit unfassbaren Fertigkeiten, welches das volle Potenzial seiner Macht wohl erst in diesen Augenblicken entdeckte.
Die Situation trieb ihn zu unvorstellbaren Höchstleistungen der Präzision. Oder hatte er schon immer gewusst, dass er dazu fähig sein würde? Hatte er geschwiegen, um niemanden auf die Idee zu bringen, seine Macht zu kontrollieren oder sie zumindest zu beobachten?
Diese Macht wusste Rhodan nicht einzuschätzen. Es stellte sich die Frage, ob sich Ramoz der Verantwortung, die damit einherging, bewusst war. Ob ihm klar war, dass er das Xylthenheer zwar schlug, aber auf die radikalste nur denkbare Weise.
Unzählige Individuen starben, jedes zerstörte Schiff stand für tausend Tode an Bord.
Er dachte an Högborn Trumeri, der dank der Hightech-Kugel in der Lage war, Ramoz zu kontrollieren. Nur konnte man diesem Oracca erst recht nicht vertrauen.
Obwohl es vordergründig nach einem großen Sieg aussah, lief alles aus dem Ruder. Unwillkürlich berechnete Rhodan Opferzahlen – und verdrängte das Ergebnis sofort wieder. Die rasch überschlagene Zahl drehte ihm den Magen um. Er durfte nicht daran denken, konnte ohnehin nichts ändern.
Diesen Sieg und auch den gezahlten Preis dafür verantwortete ganz allein Ramoz. Der Aktivatorträger beneidete ihn nicht darum. Es war nicht sein Weg. Nicht, wenn Verbündete unnötig starben, und seien es im Verhältnis noch so wenige Schiffe. Für ihn, den Terraner, zählte jedes Leben. Auch das der xylthischen Feinde, das in diesen Sekunden ungezählt oft verwehte.
Es war nicht sein Krieg. Zum ersten Mal lag so etwas wie Trost in dieser Feststellung. Er fand sich längst damit ab, Chanda zu verlassen, sobald die letzten Aufgaben erledigt waren.
Mondra, dachte er, Gucky. Und womöglich auch die Weltengeißel.
Sein Ziel bestand nicht darin, sich aktiv an dieser Schlacht zu beteiligen. Auch mit einem mächtigen Schiff wie MIKRU-JON hätte er allein kaum einen Unterschied bewirken können. Es zählte nicht, ob er sich in die Auseinandersetzung mit einem oder mit einem Dutzend Zapfenraumer stürzte. Aufs Ganze gesehen wäre das nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.
Der Zufall, oder das Schicksal, oder was immer dahinter stand, öffnete ihm einen völlig anderen Weg.
Gerade hatte er noch mit Quistus darüber gesprochen, Protektor Kaowen und damit seine beiden Gefährten ausfindig zu machen, als das Verhängnis losgebrochen war. Und nun stand das Flaggschiff ihres Feindes zum Greifen nah; mitten in der Hölle eines nicht enden wollenden Sterbens.
Ob es Glück war, dass die Seele der Flotte die RADONJU noch nicht zerstört hatte? Glück zumindest für Mondra Diamond und den Mausbiber Gucky, die dabei getötet worden wären? Oder plante Ramoz etwas? Womöglich konnte er dieses mächtigste Schiff seiner Feinde nicht attackieren, weil es sich durch spezielle Schirme schützte.
Solange Rhodan nicht mehr darüber wusste, blieb alles bloße Spekulation und damit ein müßiger Zeitverlust. Er stellte sich den Fakten und nutzte die Gelegenheit.
Zumindest versuchte er es.
MIKRU-JON ortete im Schlachtfeld die genaue Position der RADONJU. Die Systeme bestimmten den Standort des Zapfenraumers aufgrund seiner einzigartigen Signatur. Kaowens Flaggschiff flog dort, wo es am wenigsten Zerstörung gab: in einer Enklave der Ruhe mitten im Totensturm.
Normalerweise hätte sich Rhodan niemals so weit annähern können, ohne in Abwehrkämpfe verstrickt zu werden. Doch auch er war ein Pilot . Er steuerte MIKRU-JON virtuos durch die Trümmerfelder, nutzte eine makabre Bahn des Todes, auf der er unbehelligt blieb. Sollte es eine Schutzflotte geben, die auch im Inferno ihre Aufgabe noch wahrnahm, hatte diese den
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