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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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wischte sich beschämt über die Augen. Er dachte an seinen Onkel und seinen Vater.
    Der Tod in der Fremde. Da war er wieder.
    Bull wollte gerade weitersprechen, als er stutzte.
    Er musste sich irren.
    Der Schatten eines Lächelns schien sich über Jellicoes Lippen gelegt zu haben.
     
    *
     
    Einige Minuten vergingen, dann kam Reginald nach.
    Allein.
    Sein Blick war umwölkt, ebenso die Gefühlsaura, die ihn umgab. Er warf Shanda Sarmotte einen langen, nachdenklichen Blick zu und wich jenem Chourtairds konsequent aus.
    »Ich werde euch nun zur Fähre bringen«, verkündete Isgrun.
    »Danke!«, sagte Bull tonlos.
    Chourtaird, der gegenüber der Zofe stets ausgesucht höflich agierte, schwieg überraschenderweise.
    Stumm gingen sie durch die Korridore. Sarmotte dachte an den langen, ungelenken Prester Jellicoe und fragte sich, wie sein weiteres Schicksal wohl aussehen würde.
    Der Druck, die Spannungen. Das überraschende Aufblühen in der Plasmastadt. Von den drei Terranern hatte er irgendwie am unbekümmertsten gewirkt. Nicht der Unsterbliche, der an die dreitausend Jahre Erfahrung mit solchen Situationen hatte. Nicht sie, die dank ihrer Sinne mehr wahrnahm als die anderen und nun auch schon einige Erfahrung gesammelt hatte.
    Prester Jellicoe. Ein Mann, der abseits seines Schiffes plötzlich aufgeblüht war.
    Sarmotte warf Reginald einen verstohlenen Blick zu. Auf ihm lastete das Gewicht der Verantwortung. Er hatte sich für oder gegen das Pfand entscheiden müssen.
    Nach ihrer kurzen Unterredung an Bord der LAERTES hatte sie zwischen dem eher kurz gewachsenen Residenten und dem langen Jellicoe viel Respekt und Sympathie wahrgenommen.
    Bull würde es nicht einfach haben, seine Entscheidung zu verdauen.
    Sarmotte blickte auf die Silhouetten hinter den milchigen Korridorwänden. Zu gerne hätte sie gewusst, weshalb es sie gab. Aber irgendetwas hielt sie davon ab, die Zofe Isgrun nach ihnen zu befragen.
    Sie erreichten den Hangar. Die stimmgabelförmige Fähre erwartete sie.
    Shanda Sarmotte stippte ein letztes Mal in den Geist der Zofe und des Junkers. Immer noch der Eindruck eines geräumten Hauses. Aber nun waren auch die Bilder verschwunden. Dort, wo sie gehangen hatten, waren weiße Flecken, Umrisse.
    Und diese Umrisse ... breiteten sich plötzlich aus.
    Sarmotte zog sich unangenehm berührt zurück, verschloss sich vor der Zofe und dem Junker.
    Das Schott der Fähre öffnete sich. Sarmotte wollte die Erste sein, die eintrat. Aber Isgrun legte ihr die klauenartige Hand an die Hüfte.
    Sarmotte erstarrte mitten in der Bewegung. Es war eine merkwürdig zarte, wenn nicht zärtliche Berührung.
    Das Sprachnetz vibrierte leicht, als Isgrun sagte: »Bald bin ich wenig genug. Erfahre alle Gnade, die du brauchst, Lebendige der Vorzeit.«
    Sie verstand nicht, was die Zofe mit diesen Worten meinte. Aber sie spürte, dass es eine Bedeutung hatte.
    Eine Berufung.
    Dann wandte sich Isgrun an den Residenten. »ARCHETIM wird in diesen Phasen extrahiert«, sagte sie.

Epilog
     
    Stradcoyo entlockte seiner Phenube eine melancholische Weise, die Paitäcc an seine Kindheit erinnerte. An seinen Vater, an seine Mutter.
    Tiefer Friede ruhte in ihm.
    Plötzlich mischten sich fremde Töne ein, zerteilten die Harmonie. Misstöne. Nicht nur in der Melodie, sondern auch tief in ihm selbst.
    Die Einheit von Körper, Geist und Raum zerbrach, wurde hinweggewischt. An ihre Stelle trat ausdruckslose Leere.
    Etwas geschieht!, dachte er erregt.
    Paitäcc öffnete die Augen. »Spürst du das auch?«
    Stradcoyo stellte das Phenubenspiel ein, sah besorgt zu Paitäcc. »In meiner Jugend war ich einmal an einem Strand«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ein Raumschiff stürzte ungebremst in den Ozean. Wir haben davon zuerst nichts bemerkt. Dann verschwand plötzlich das Wasser, und ...«
    »... und dann kam die Flutwelle«, vollendete Paitäcc den angefangenen Satz des Strad. »Wie mir scheint, eine äußerst zutreffende Umschreibung dessen, was wir gerade erleben.«
    Inspektor Paitäcc lächelte, während Stradcoyo immer noch nicht ganz begriffen zu haben schien, wie akkurat sein bildhafter Vergleich gewesen war.
    Chourdyn trat in die Zentrale. »Es beginnt«, verkündete der Explikator.
    Der Kommandant über die vierzigtausend Schiffe starke Zapfenraumer-Armada schloss genüsslich die Augen.
    Paitäcc spürte die emotionale Flutwelle auf sich zurollen. Er war alles andere als ein Telepath, aber es wäre unmöglich gewesen, sich diesem Ansturm zu

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