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PR 2690 – Der fünfte Akt

PR 2690 – Der fünfte Akt

Titel: PR 2690 – Der fünfte Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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schmeckt ebenfalls. Das wollt Ihr doch hören, nicht wahr?«
    KÖNIG, flüsternd: »Sei still, mein Kind.«
    STATTHALTER: »Welch undankbares Geschöpf! Da lässt man aus unendlicher Gnade die alte Familie im für sie viel zu prunkvollen Schlosse wohnen – und das ist nun der Dank dafür?«
    PRINZESSIN: »Wir haben nicht verlangt, mit Euch zu speisen! Wir hätten genauso gut mit den Mägden und Knechten in der Küche essen können, wie wir es getan haben, seitdem Ihr hier seid.«
    STATTHALTER: »Euch sollte man den Mund mit Seife auswaschen, damit nicht mehr so viel Dreck herauskommt. Oder trinkt noch ein wenig von dem schweren Wein und sagt mir ...«
    PRINZESSIN: »Sagt mir – was?«
    STATTHALTER: »Sagt mir, wie sie schmeckt, Eure Medizin?«
    PRINZESSIN: »Ich verstehe nicht, was ...«
    HOFNARR, der Prinzessin den Kelch aus der Hand reißend: »Der Wein ist vergiftet!«
    STATTHALTER: »Genau wie mein Wein damals vergiftet war, den Ihr Uns zu trinken gabt!«
    PRINZESSIN, aufspringend: »Ihr seid es, Bote?«
    STATTHALTER: »Das sind Wir. Nun hat sich der große Kreis geschlossen.«
    KÖNIG, stöhnend: »Das Gift – es frisst mich innerlich auf!«
    HOFNARR, ergreift die Hand der Prinzessin: »Seid Ihr bereit für die letzte Reise, Prinzessin?«
    PRINZESSIN: »Habe ich denn die Wahl? Wohin wird sie gehen?«
    KÖNIG, krampft sich zusammen: »Wir kehren nun heim. Heim, in den See der Tränen.«
    (Die Prinzessin sinkt nieder.)
    Das Mahnende Schauspiel vom See der Tränen, 5. Akt, 4. Szene
     
    *
     
    Alaska Saedelaere fand sich übergangslos auf der roten Sandebene wieder. Neben ihm stand die Prinzessin Arden Drabbuh, so unnahbar und schön.
    Prüfend sah er sich um.
    Die Ebene war in der Zwischenzeit deutlich kleiner geworden. Saedelaere fragte sich, inwieweit die Ebene mit der Macht und Flottenstärke des Reichs der Harmonie korrespondierte. Verlor die Ebene mit jedem abgeschossenen Schiff, mit jedem Leben Escalians, das QIN SHI in sich aufnahm, an Substanz?
    »Wo ist QIN SHI?«, fragte er die Prinzessin.
    Sie hob den Arm. »Dort!«
    Saedelaere kniff die Augen zusammen. Tatsächlich näherte sich ihnen mit seltsam staksenden Schritten eine Gestalt.
    Ein hominides Wesen kam auf sie zu. Im ersten Augenblick fühlte sich Saedelaere an das Skelett eines Hünen erinnert. Dünnledrige bräunliche Haut spannte sich über die weit hervorstehenden Knochen des Mannes.
    Seinen Körper umschwirrten schwebende Nahrungsspender. Sie wirkten sowohl künstlich als auch organisch. Wie externe Münder, die durch Schläuche mit dem Körper verbunden waren und aus schwebenden Trögen unaufhörlich nach Nahrung schnappten und sie hinunterwürgten. Obwohl der Skeletthüne ohne Unterbrechung fraß, nahm er nicht zu. Die Nahrung schien in seinem ausgemergelten Körper einfach spurlos zu versickern.
    Das also war QIN SHI.
    »Ich grüße dich, QIN SHI«, sagte Arden Drabbuh höflich. »Es freut mich, dass du uns die Gelegenheit gibst, die Angelegenheit von einer höheren Warte zu betrachten.«
    QIN SHI blickte sie nur aus den tief in den Höhlen liegenden Augen an und sagte nichts. Nur die Fressmünder schnappten weiter nach Nahrung.
    »TANEDRAR«, sagte Drabbuh, »ist das Kompositum von vier Völkern. Ganz zu Anfang haben die Oraccameo sie entkörperlicht, um deiner Geburt den Weg zu ebnen. Aber es kam nicht zu der Vereinigung, die dich mit den mentalen Essenzen der vier Völker zusammenschließen sollte. In Panik flohen die vier und gelangten schließlich nach Escalian.«
    Der Herr der Gesichter drehte langsam den Kopf und erinnerte dabei immer mehr an ein Skelett aus einer vorsintflutlichen Geisterbahn, als sich die Menschen noch vor Gerippen gefürchtet hatten.
    »Aber sie waren nicht vollständig«, fuhr die Prinzessin fort. »Genauso wenig, wie du es bist, QIN SHI. Deshalb sollten wir dort ansetzen, wo sich unsere Wege einst getrennt haben. Gemeinsam können wir zu einer kompletten, einer starken Superintelligenz werden!«
    QIN SHI legte den totenschädelartigen Kopf in den Nacken und stieß ein meckerndes Lachen aus.
    »Das liegt überhaupt nicht in meinem Interesse!«
    Plötzlich blähte sich sein Körper auf. Einen Moment lang glich er einer wohlgenährten, fetten Buddhafigur. Dann magerte er erneut zu jener skeletthaften Gestalt ab, als die er erschienen war.
    Saedelaere spürte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Hatte QIN SHI soeben eine der drei anderen Wesenheiten in sich aufgenommen? TAFALLA, DRANAT oder NETBURA?
    Plötzlich

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