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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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hätte er den Überlichtflug durchaus genießen können. Die Kabine, die man ihnen im Schweren Kreuzer TAKVORIAN der Wachflotte Sol zugewiesen hatte, ließ keinen Komfort vermissen und auch das Info-Terminal ließ nichts zu wünschen übrig.
    Gewissermaßen war auch dies eine Reise in die Vergangenheit. Das Schiff gehörte zu den ersten Kugelraumern mit 200 Meter Durchmesser der Liga-Flotte, die unter den Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz entwickelt worden waren.
    Damit war ein Paradigmenwechsel einhergegangen. Anstatt wie bisher einen RoRo-Hangar durch die Schiffsmitte zu treiben, hatte man das komplette Schiff bis auf die Kernzelle komplett aus Großmodulen gebaut, die zusammengesetzt eine Kugel mit kantigem Ringwulst ergaben – Letzterer zwar ein Rückgriff auf frühe Designformen, im Unterschied dazu jedoch stückweise austauschbar.
    Yugen faszinierte, wie die Ingenieure die Schwierigkeiten einer solchen Modulbauweise gelöst hatten. Alle Anschlüsse mussten immer genormt passen, die Flexibilität gleichermaßen wie die strukturelle Festigkeit stets erhalten bleiben. Dies bedingte auch ein äußerst robustes, auf allen Ebenen mehrfach redundantes, absolut verlässliches positronisches Netzwerk.
    Vor den Techniker-Kollegen, die derlei zustande gebracht hatten, zog Yugen im Geiste den Hut. Gern hätte er sich in die offen zugänglichen Details vertieft.
    Aber die familiäre Situation ging natürlich vor, und für die geballten, mühsam unterdrückten Emotionen war die geräumigste Kabine zu eng. Als Rabienne anregte, einen Imbiss einzunehmen, stimmte Yugen sofort zu.
    Zwischen ihm und seiner Frau herrschte eine Art unausgesprochener, argumentativer Waffenstillstand. Sie beschränkten sich auf den Austausch harmloser Banalitäten; doch das half wenig bis gar nicht.
    Dicke Luft erfüllte auch die Mannschaftskantine, zu der man den insgesamt rund zweihundert Passagieren freundlicherweise Zutritt gewährte. Kaum ein Teller oder Getränkebecher, in dem nicht lustlos gestochert oder gerührt worden wäre.
    Offenbar rangen nicht nur die Estmon-Winters mit sich selbst und ihren Partnern, Angehörigen oder Freunden. Niemand sprach viel. Über fast allen Tischen schwebte unsichtbar das Gespenst der bevorstehenden, endgültigen Trennung – Arm in Arm mit der flüchtigen Hoffnung, die Betreffenden im letzten Augenblick umstimmen zu können.
    Wenigstens Yugens Tochter Aria schien davon nichts mitzubekommen. Äußerlich unbekümmert widmete sich die Achtjährige mit Hingabe ihrer holografischen Miniaturkugelbahn.
    Alle Erwachsenen wirkten erleichtert, als durchgesagt wurde, dass das Schiff zur Landung auf Saypor ansetzte und die Passagiere sich für die Ausschleusung bereit machen sollten.
     
    *
     
    Der Himmel über Saypor glich einem straff gespannten Tuch von altrosa Färbung.
    Zahlreiche fremdartige Flugobjekte zogen den Blick auf sich. Sie ähnelten riesenhaften, jedoch federleichten und zerbrechlichen Origami-Figuren.
    »Wunderschön«, hauchte Rabienne ergriffen. »Das sind also sayporanische Pasinen. Sie wurden extra für uns Neuankömmlinge gefaltet. Kann es einen stilvolleren Willkommensgruß geben?«
    Yugen enthielt sich eines Kommentars. Freilich war das Panorama, das sich ihnen aus der Shuttle-Fähre bot, beeindruckend.
    Zwischen weit auseinander stehenden, hoch aufragenden, fragilen Türmen spannten sich phantastisch geschwungene Brücken. Manche der kühnen Konstruktionen waren irrwitzig verdreht und ineinander verschlungen. Sinn für Ästhetik hatten die Sayporaner, das musste man ihnen lassen.
    Dafür war Banteira, ihre Sonne, nur ein konturlos wabernder Lichtfleck am Horizont, stellte Yugen nicht ohne Häme fest.
    Die Fähre steuerte eines der wenigen Gebäude mit größerer horizontaler als vertikaler Ausdehnung an, eine Art bohnenförmiges Stadion, und setzte auf dem transparenten Dach auf. Einige Passagiere klatschten, warum auch immer.
    Gewendelte Rollbahnen transportierten sie hinab ins Innere, das an einen weitläufigen Skulpturenpark erinnerte. Mehrere tausend Personen mochten dort versammelt sein, jedoch keineswegs gedrängt, sondern lose verteilt auf unterschiedlich große Gruppen von Sitzgelegenheiten.
    Springbrunnen plätscherten leise. In der Luft schwirrten winzige, bunt schillernde Vögel wie schwerelose Edelsteine. Es roch nach einer Mischung aus Lilienduft und Muskatnuss.
    »Alles sehr gediegen«, sagte Rabienne.
    »Mhm.«
    Ein Vogel kam zu den Estmon-Winters geflogen, hielt ruckartig

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