PR 2700 – Der Techno-Mond
sehen«, beschied sie ihn, »aber für mich zählt einzig die Auffassung des Galaktikums. Das hat uns hierher entsandt, und deswegen sind wir hier. Übrigens gilt das auch für das arkonidische Robotschlachtschiff und die Posbis.«
Vetris hatte sie amüsiert beobachtet, so als habe er überhaupt nicht darauf geachtet, was sie sagte, sondern sich nur an den Bewegungen ihres Mundes ergötzt. Nun zwinkerte er ihr belustigt zu. »Sag mal, hast du nicht Lust, unseren Sieg mit uns zu feiern? Hier an Bord der VOHRATA? Gern in Gesellschaft meiner Offiziere – und du darfst natürlich auch jemanden mitbringen.«
Anna Patoman war über dieses Angebot so verdutzt, dass sie einen Augenblick lang nicht wusste, was sie sagen sollte.
Just in diesem Moment kam einer von Vetris' »Skorpionen« hinter ihm ins Bild, wie man die Mitglieder seiner biomechanoiden Leibgarde in terranischen Raumfahrerkreisen nannte: Die Dinger waren gut einen halben Meter groß, manche bis zu anderthalb, und sahen wirklich wie riesige, technisch aufgerüstete Skorpione aus. Es hieß, sie seien unerhört gefährlich, rasend schnell, könnten über Decken und Wände krabbeln und tödliches oder narkotisierendes Gift aus ihren Stacheln versprühen, je nach Bedarf. Ganz zu schweigen von den in ihren Beinen integrierten Strahlwaffen, den Schutzfeld-Knackern in ihren Beißern und was man ihnen so alles an Waffen nachsagte.
Und schnell war der Skorpion tatsächlich, wie er da hinter dem Tefroder durchs Bild sauste. Anna Patoman erschauderte unwillkürlich.
Vetris lachte, als er das sah. »Also nicht? Schade. Wir hätten bestimmt eine Menge Spaß gehabt.«
Anna Patoman spürte Wut in sich aufsteigen, wohltuende Wut. »Wie kannst du ans Feiern denken, während da draußen die Opfer deiner Raumschlacht zu Tausenden durchs All treiben? Tote und vielleicht noch Überlebende in den Wracks? Wie wäre es, wenn du dich erst mal um die kümmern würdest?«
»Um die Überlebenden?« Vetris machte große Augen. Große, gut aussehende, geradezu betörende graublaue Augen. »Oh, das würde ich niemals wagen. Was bliebe denn dann für all die hochherzigen Weltraum-Heilande des Galaktikums zu tun, die Rhodan hergeschickt hat?«
»Rhodan?« Anna Patoman lachte spöttisch auf, hoffend, dass es verletzend klang. »Tamaron, du bist nicht auf dem Laufenden. Dem Galaktikum steht Bostich vor, und was die LFT anbelangt, ist Rhodan schon seit Ewigkeiten nicht mehr in der Regierung.«
»Ach, tatsächlich? Wie unachtsam von mir.« Vetris schüttelte den Kopf, als betrübe ihn das zutiefst. »Hmm ... wie kommt es bloß, dass ich so gar nicht das Gefühl habe, mir die Namen eurer Residenten merken zu müssen? Denn wenn ich mich frage, wer wohl die wirklichen Entscheidungsträger sind, denke ich immer an die Leute mit diesen kleinen, wunderbaren Maschinen.« Er tippte sich vielsagend an die linke Schulter, auf den Bereich unterhalb des Schlüsselbeins, wo die Zellaktivatoren der Unsterblichen implantiert waren. »Und nicht an die Gestalten, die nur vorübergehend als Handpuppen Rhodans agieren.«
Anna Patoman war sich bewusst, dass der Tefroder es geschafft hatte, sie zu reizen, doch sie schaffte es einfach nicht, sich zu zügeln. »Du sprichst von den gewählten Repräsentanten der Liga Freier Terraner!«
»Ja, ja. Gewählt sind sie schon«, sagte Vetris. »Aber sind sie auch«, er machte eine schier unerträglich gönnerhafte Handbewegung, »... erlesen?«
Genug war genug. Anna Patoman unterbrach die Verbindung, hätte am liebsten erst einmal irgendetwas gegen irgendeine Wand geschmettert. Stattdessen wartete sie, blicklos vor sich hin starrend, bis das Sieden in ihr nachließ.
»Erster?«, sagte sie dann und wunderte sich selber, wie ungerührt ihre Stimme klang.
»Kommandantin?«, sagte Oberstleutnant Iratio Awrusch.
»Meldung ans Flottenhauptquartier über die neue Situation. Dringlichkeitsstufe eins.«
»Und ans Galaktikum?«
Sie atmete aus. »Ja. Und ans Galaktikum.«
13.
18. Juni 1514 NGZ, 15.00 Uhr
Terrania, Solares Haus
»Gibt es schon Neues aus dem Galaktikum zum Thema Ghatamyz-Sektor?«, fragte Rhodan.
Cai Cheung schüttelte den Kopf. »Man berät. Der tefrodische Botschafter verwahrt sich. Die Jülziish sind sich uneinig. Und der Imperator tagt mit hochrangigen Vertretern in Klausur. Heißt es.« Sie faltete die Hände. »Joschannan meint, es wird garantiert zu weiteren Kämpfen kommen, so, wie die Blues und die Tefroder derzeit gestimmt sind.«
Rhodan
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