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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nickte. »Davon gehe ich ebenfalls aus.«
    »Er will auf jeden Fall einen weiteren Verband hinschicken. Humanitäre Hilfe – Lazarettschiffe, Begleitschutz und so weiter. Er hat schon angefragt, ob die Solare Flotte den Verband stellen würde.«
    »Was sie natürlich tun wird.«
    »Natürlich.«
    »Und wann?«
    »Sobald wie möglich. Morgen.«
    Rhodan lehnte sich zurück, musterte die Solare Premier. »Ist dir klar, dass das genau das Ablenkungsmanöver ist, das wir für die STARDIVER brauchen?«
    Cheungs Augen weiteten sich. Man konnte sehen, wie ihre Gedanken rasten. Es war offensichtlich, dass es ihr zwar nicht eingefallen war, sie aber natürlich begriff, was Rhodan meinte. Sie schien sich nur nicht darüber im Klaren zu sein, was sie davon halten sollte.
    »Offen gestanden«, sagte sie schließlich leise, »ist es das, was ich an diesem Job am meisten hasse: dass man irgendwann anfängt, in solchen Bahnen zu denken.«
    »Du findest den Gedanken zynisch.«
    »Ja. Und noch viel schlimmer finde ich den Gedanken, dass ich solche Gedanken irgendwann nicht mehr zynisch finden könnte.«
    Rhodan sagte nichts. Er spürte, dass da etwas in ihr brodelte, was herauswollte. Widerspruch war im Moment nicht angebracht, egal wie gut die Argumente sein mochten.
    Die Nachricht von den Vorfällen in der Eastside hatte ihn am Vortag erreicht, als er, von seinem Gespräch mit Bughassidow kommend, wieder in Terrania gelandet war. In seiner Eigenschaft als Präfekt des Polyport-Netzes hatte man ihm auch die als vertraulich gekennzeichneten Berichte zukommen lassen, die die GALBRAITH DEIGHTON V an das Galaktikum und die Flottenführung der LFT geschickt hatte.
    Er hatte den größten Teil des restlichen Tages damit verbracht, die Berichte eingehend zu lesen. Sie fügten dem, was er über Vetris-Molaud schon gewusst hatte, eine neue Facette hinzu, insbesondere, was dessen Fähigkeiten als Taktiker anbelangte. Mehr und mehr war Rhodan überzeugt, dass sie es mit jemandem zu tun hatten, der eines Tages ein gefährlicher Gegner sein würde.
    »Ich verstehe einfach nicht, wieso das Galaktikum diese Situation nicht in den Griff bekommt«, brach es aus Cai Cheung heraus. »Wieso Bostich nicht handelt. Wieso Joschannan nicht entschiedener auftritt. Ich meine, er ist der Resident, er müsste klipp und klar sagen ...« Sie hielt inne, ballte die Hände, vermutlich, ohne dass es ihr bewusst wurde. »Hinter alldem spüre ich etwas ganz Hässliches.«
    Rhodan nickte bedächtig, schwieg weiter.
    Sie sah ihn an. Ihre Augen hatten die Farbe dunklen Holzes. »Ich muss gerade daran denken, wie ich letzte Woche in der Stadt unterwegs war für ein paar Besorgungen ... was ich da so an Gesprächen aufgeschnappt habe. Über die Tellerköpfe. Wie die sich anstellen. Immer nur jammern. Dass das Tamanium recht habe, sich von denen nichts vorschreiben zu lassen. Und, und, und. Kann es sein, dass viele Terraner eher zu den Tefrodern halten, einfach, weil die aussehen wie wir? Ich hab allmählich das Gefühl.«
    »In meiner Jugend nannte man das Rassismus«, sagte Rhodan. »Wobei man das damals vorzugsweise an der Hautfarbe festmachte.«
    Die Solare Premier musterte ihn irritiert. Man sah ihr an, dass sie ihm das nicht ganz abkaufte.
    »Das ist irre, oder?«, fragte sie schließlich. »Ich meine, es muss doch jedem klar sein, dass die Aggression von den Tefrodern ausgeht! Zugegeben, die Blues handeln nicht gerade geschickt, aber das rechtfertigt doch nicht ... das rechtfertigt überhaupt nichts.«
    Sie atmete mehrmals durch, versuchte, sich nicht über Gebühr aufzuregen. »Wenn ich daran denke, wie viele Bürger jülziisher Abstammung die LFT hat! Familien, die manchmal schon seit Generationen hier leben. Jülziish, die Dienst in der Raumflotte tun, Ämter bekleiden ... und dann das!« Sie sah Rhodan an. »Ob es ein Fehler war, nicht mehr gegen Gruppenbildungen zu unternehmen? Du weißt schon – Bluestown hier in Terrania, die Topsider-Kolonie in Peking und so weiter?«
    Rhodan schüttelte den Kopf. »Solche Siedlungen entstehen in erster Linie aus praktischen Gründen – die Bauweise der benötigten Unterkünfte, die Versorgung mit Lebensmitteln und dergleichen. Und es gibt eine Menge Orte, wo es Leute anders machen. Denk an die Kanchenjunga-Hochhäuser mit ihren adaptierbaren Wohnungen. Dort hast du das Galaktikum im Kleinen. Inklusive der Streitigkeiten.«
    »Ja, stimmt.« Cheung rieb sich seufzend die Stirn. »Trotzdem. Es ist beschämend. Empörend.

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