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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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»Ortung? Gibt es Daten?«
    »Erste Bilderfassung geglückt. Bild kommt.« Hektische Aktivitäten am Orterpult. »Die Dinger beschleunigen enorm schnell!«
    Auf einem der Infoschirme am Kommandostand erschien ein verwaschenes, unverkennbar positronisch hochgerechnetes Bild eines Miniaturflugkörpers mit kugelförmig verdicktem Ende. Etwa dreißig Meter lang, sagten die eingeblendeten Daten.
    »Trefferstatus: 72 vernichtet.«
    »Sind Raumjäger ausgeschleust?« Die Torpedos schienen allmählich der Reichweite der großen Kampfschiffe zu entkommen.
    »Positiv.« Kurzes Zögern. »Trefferstatus: 98 vernichtet. 107. 130. Oh ... 187! Korrektur der Zählung – es waren exakt 300 Flugkörper. Trefferstatus: 193 vernichtet. 196. 197. 201. 202. 203. Aus.«
    »Was heißt ›aus‹?«
    »96 Torpedos sind in den Linearraum entkommen.«
    Oberst Valsolda runzelte die Stirn. Das ergab alles keinen Sinn. »Wohin wollen die?«, murmelte er. Torpedos in höchstwahrscheinlich aggressiver Absicht, im Linearraum unterwegs – das hieß, man musste die umliegenden Sonnensysteme alarmieren, musste feststellen, wo die Dinger wieder zum Vorschein kamen und was sie dort wollten.
    Doch bevor er dazu kam, entsprechende Befehle zu erteilen, meldete sich die Funkzentrale. »Kommandant! Ein dringender Funkspruch der solaren Raumüberwachung.«
    »Auf meinen Schirm.«
    Es kam kein Bild, nur eine erschüttert klingende Männerstimme. »Solare Raumüberwachung, Leutnant Zhango. Oberst, das Kuiper-Ferntaster-System hat Tausende von Wrackteilen ausgemacht, die gerade eben aus dem Linearraum gestürzt sind, etwa dreihundert Milliarden Kilometer oberhalb der Planetenebene, Eastside-Richtung, verstreut über ein enorm weites Gebiet.«
    Hörbares, heftiges Einatmen.
    »Den aufgefangenen Hypersignaturen zufolge handelt es sich um Trümmer von Schiffen des CABOTO-Verbandes.«
     
    *
     
    »Dorksteiger?«
    Die Chefwissenschaftlerin sah auf. Es war Kastlemmer, der auf der Treppe stand, einen Kommunikator in der Hand. »Was gibt es?«
    »Eine dringende Anfrage von der solaren Raumüberwachung.« Er kam die letzten Stufen hoch, reichte ihr das Gerät. »Keine Ahnung, woher die wissen, dass du ...«
    »Das kommt über die Akademie«, sagte Sichu Dorksteiger matt, beinahe automatisch. »Die wissen immer, wo ich erreichbar bin.« Sie nahm ihm den Kommunikator ab. »Ja? Dorksteiger!«
    Eine Majorin war dran, deren Namen Sichu wieder vergaß, als sie hörte, was vorgefallen war. Wie es aussah, hatten die Fremden es geschafft, Raumschiffe während einer Linearetappe zu treffen und zu zerstören!
    »Das ist unmöglich!«, entfuhr es ihr.
    Der Linearraum war sicher! Jedes Schiff bewegte sich darin in seiner eigenen Feldblase, die prinzipiell nicht lokalisiert war, nicht aufgespürt werden konnte, solange der Flug dauerte!
    Formeln tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Die Ableitungen der Kalup-Gleichungen. Die Waringer-Differenziale. Die verschiedenen Ansätze, die Halbraum-Mechanik mathematisch zu fassen. Ein Teil ihres Geistes, hemmungslos fasziniert von der Fragestellung, begann bereits zu rechnen, und sie verabscheute sich in diesem Moment dafür.
    Sie fragte nach. Wie zuverlässig war die Information? Woher wusste man, dass es sich um Trümmer handelte und nicht um Schiffe? Aus der Massenverteilung, erklärte die Majorin. Rudimentäre Energiespuren, typisch für zerstörte Nug-Schwarzschild-Reaktoren. Und man fing Hyperfunk-Notsignale der Blackboxes auf, die im Katastrophenfall die Identifizierung terranischer Schiffe ermöglichten.
    Sichu Dorksteiger schloss die Augen. Das war ungeheuerlich.
    »Ich habe keine Ahnung, wie so etwas möglich sein kann«, gestand sie der Frau von der Raumüberwachung. »Aber ich werde mich dieser Frage sofort widmen, mit allem, was wir haben.«
    Sie reichte Kastlemmer den Kommunikator, schaltete die automatische Nachführung des Teleskops aus, stand auf. »Ich muss zurück zur Erde«, sagte sie, immer noch zutiefst erschüttert.
     
    *
     
    Oberst Valsolda hieb mit der Faust auf die Schaltfläche, die ihn per Überrangsteuerung mit allen ihm unterstellten Schiffen verband.
    »Kommandant Luna-Verband an alle Einheiten!«, rief er erbittert. »Feuer frei auf fremde Schiffe! Ich wiederhole: Feuer nach Gutdünken auf alle fremden Schiffe!«
    Das ließen sich die Kommandanten der Kampfschiffe nicht zweimal sagen. Als hätten sie nur auf einen solchen Befehl gewartet – und nach dem, was gerade geschehen war, hatten sie wahrscheinlich

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