PR 2701 – Unter der Technokruste
zuckten. Rhodan konnte nicht genau sehen, was geschah. Weitere Schüsse jagten durch die Luft, während er selbst plötzlich umlagert war. Er hörte einen gurgelnden Schrei, dann brannte die Welt vor ihm. Das Technokraut ging in Flammen auf. Eine Wolke aus Pazuzus Nanogenten schwirrte davon.
Der zweite Saboteur war tot, der letzte Onryone ebenso. Und die Frau, die sie ursprünglich verfolgt hatten, lag am Boden, begraben unter einem brennenden Strauch. Rhodan war heran, riss das Technokraut weg und schleuderte es davon.
In die losgerissene Technogirlande kam plötzlich wieder Bewegung; ihr zerstörerischer Weg fand doch noch kein Ende. Sie fraß sich weiter und brach durch das Gebäude. Ein riesiges Bruchstück des Hauses löste sich, kippte über die Straßenschlucht und schmetterte gegen das gegenüberliegende Gebäude. Dieses hielt stand, und die Massen schrammten daran in die Tiefe.
Den Aufprall spürte Rhodan wie ein Erdbeben, obwohl er Hunderte Meter entfernt war.
Plötzlich war Shanda neben ihm. »Quinta!«, rief sie und beugte sich über die verletzte, schrecklich zugerichtete Frau.
»Ihr Name«, erklärte Toufec. »Quinta Weienater. Sie ist mit ihren Kollegen für die Sabotage verantwortlich. Oder für diesen Weltuntergang.«
Das Donnern des einstürzenden Bauwerks fand immer noch kein Ende. Und Teile der Sonne landeten auf den Dächern der umliegenden Häuser. Schwärme der biolumineszenten Quallenwesen trieben davon, andere waren offenbar getötet worden. Flackernd regneten sie zu Boden.
Rhodan schaute auf die Leichen rundum. Der Magen zog sich ihm zusammen. »Alle Seiten haben dafür bezahlt.«
»Quinta lebt noch, Perry!«, rief Shanda. »Ihr Anzug ist beschädigt. Er wird sie nicht versorgen können.«
Das Gesicht der fremden Frau war schrecklich verbrannt. Der Mund verzerrte sich vor Schmerzen, die Augen bewegten sich hektisch als geisterhaft weiße Flecken. Rhodan verabreichte ihr eine Injektion mit der Medoeinheit seines SERUNS.
Es zischte.
Der Aktivatorträger wusste aus Erfahrung, dass die Mittel eines SERUNS Quinta Weienaters Pein zwar lindern, keinesfalls aber stoppen konnten. Nicht in ihrem Zustand. Sie musste dringend eine gut ausgerüstete Medostation aufsuchen.
Shanda versuchte derweil, das verschmorte und teilweise geschmolzene Material des Schutzanzugs zu entfernen. Die Fremde schrie vor Qual; die Kleidung war mit der Haut verschmolzen.
»Wir werden dir helfen«, sagte Rhodan und beugte sich dicht über die Saboteurin. »Ich verabreiche dir gleich ein neues Schmerzmittel. Danach kümmern wir uns darum, dass ...«
Weiter kam er nicht.
»Dein Gesicht«, kam es ebenso leise wie gequält aus Quinta Weienaters Mund. »Und diese Frau ... sie hat dich Perry genannt. Ich habe eine Halluzination. Du kannst es nicht sein.«
»Ich bin ...«
»Rhodan? Du bist Perry Rhodan? Warum kommst du ... erst jetzt?«
*
Mehr sagte die Fremde nicht. Sie fiel in Ohnmacht.
»Sie war erleichtert«, erklärte Shanda. »Fast euphorisch, als sie dich erkannt hat. Aber zugleich auch verärgert, nein, richtiggehend zornig.«
»Zornig?«, fragte der Aktivatorträger, während er mit der Medoeinheit seines SERUNS die Patientin weiter versorgte und versuchte, ihren Zustand zu stabilisieren. Dabei stieß er schnell an seine Grenzen. Ein Kampf- und Schutzanzug war nicht dafür konzipiert, intensiven medizinischen Beistand zu leisten.
Die Telepathin hob die Schultern. »Vielleicht auf sich selbst, ich ... ich weiß nicht. Hat sie nicht sogar ausgesprochen, dass sie sich fragt, ob sie halluziniert?«
»Hat sie«, bestätigte Toufec verwundert.
Shanda lächelte entschuldigend. »Es ist manchmal schwer auseinanderzuhalten, wenn es schnell geht und man auf beiden Ebenen etwas wahrnimmt. Jedenfalls glaubte sie zu sterben und sich deshalb einzubilden, dass ausgerechnet du vor ihr stehst: Warum kommst du jetzt erst? Nach all der Zeit?«
Rhodan wusste nicht, was er sagen sollte. Hatten Lunas Bewohner ihn schon längst erwartet? Ihre Hoffnungen darauf gesetzt, dass er als Retter kam? Es gab immer wieder Zeiten, in denen er zum alleinigen Hoffnungsträger stilisiert wurde; das gefiel ihm überhaupt nicht. Er war ein Mensch, genau wie alle anderen.
Oder ... fast genauso, jedenfalls redete er sich das selbst ein. Selbstverständlich hoben ihn der Zellaktivator und seine dadurch extrem große Lebenserfahrung aus der Masse heraus. Seine Verwicklung in zahlreiche kosmische Ereignisse von höchster Bedeutung
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