PR Action 16 Tarkalons Abgrund
Tanisha.
»Ich warne dich!«, zischte Betty. »Noch kannst du dich umdrehen und gehen. Dann vergessen wir die Sache einfach, als wäre sie nie geschehen!«
»Jetzt weggehen? Wenn es gerade Spaß macht? Nein, mein Mädchen, das werde ich nicht!«
»Lass sie in Ruhe!«, schrie Tanisha. »Geh weg!«
Dussan lachte nur böse und riss sich das Hemd vom Körper. Sein nackter Oberkörper wirkte durchtrainiert. Über seiner rechten Brust prangte eine Tätowierung, die drei tropfenförmige Symbole vor einer gelben Scheibe zeigte.
Die Mutantin zwang sich, ruhig zu atmen. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer telekinetischen Kräfte sowie der Nahkampfausbildung als Kosmische Agentin hatte sie sich über Jahrzehnte hinweg bei einem Shaolin-Meister in die Philosophie des Kung-Fu einweihen lassen. Wenn es hart auf hart kommen sollte, rechnete sie sich gute Chancen gegen diesen Mann aus.
Sie schloss die Augen und konzentrierte sich.
Leben ist Bewusstsein.
Sie spürte, wie Dussan sie wieder am Oberarm packte und brutal auf die Pritsche niederdrückte.
Sei dir deines Lebens bewusst.
Von sehr weit her hörte sie Tanisha verzweifelt aufschreien.
Sei dir deines inneren Selbst bewusst als ein stiller Beobachter von Körper und Geist.
Betty spürte den stoßartigen Atem des Nertisten auf ihrem Gesicht.
Nur im stillen Wasser kann man sein Spiegelbild klar sehen.
Betty leitete ihr Ki in ihren Oberkörper, ihre Arme. Ihr Meister hatte sie gelehrt, ohne auszuholen, auf kürzeste Distanz Holzbretter von acht Zentimetern Dicke zu zertrümmern. Die Knochenplatte, die der Arkonidenabkömmling anstelle von Rippen besaß, würde diesem Manöver nicht standhalten können.
Sie konzentrierte sich auf ihren Schlag.
In diesem Moment entstand neben ihr aus dem Nichts eine gewaltige Psi-Quelle. Sie blühte auf, verästelte sich wie in einer unkontrollierten nuklearen Explosion und tauchte die Welt in ein gleißendes psionisches Licht.
»Nein!«, kreischte Tanisha aus vollem Hals.
Etwas streifte über Betty, und das Gewicht von Dussans Körper verschwand.
Die Mutantin schlug die Augen auf und sah das total erschrockene Gesicht Tanishas. Hinter sich hörte sie den Nertisten aufstöhnen.
Die Kleine ist dock nicht auch ..., schoss es ihr durch den Kopf. Sie stand auf und drehte sich zu Dussan um, der sich eben wieder aufrappelte.
Betty griff mit ihren telekinetischen Kräften nach dem verhinderten Vergewaltiger. Sie hob ihn mühelos in die Höhe und drückte ihn gegen die Wand der Zelle.
Nun kam es nicht mehr darauf an, ihre Psi-Kräfte geheim zu halten. Dussan würde für seine Absichten zahlen müssen.
Ohne einen Funken Erbarmen schleuderte Betty den Nertisten gegen die Wand aus Metallplast und hielt ihn dort fest.
Dussan schrie entsetzt auf. In seinem Kopf breitete sich Panik aus.
»Nun wirst du büßen!«, sagte die Mutantin mit gefährlich leiser Stimme. »Ich hatte dich gewarnt.«
Sie würde ihn nicht töten. Aber er sollte es zumindest glauben.
»Du verdammte ...« Der Rest des Satzes ging in einem Röcheln unter.
»Du hörst jetzt gut zu, Dussan!«, begann Betty. »Ich weiß, wer du bist. Und ich weiß, was du tust, weil du nicht ausstehen kannst, wer du bist.«
Sie verfolgte seine Gedankengänge, die sich in heller Panik über schlugen. Wörter und Sätze tauchten auf, verschwanden wieder. Dazwischen immer wieder ein Begriff: Mutantin.
»Du ... weißt gar nichts!«, presste er hervor. »Aber nun weiß ich, was ihr könnt, ihr... verdammten Mutantirmen! Und ich kenne ... die Kleine - sie ist die
Tochter unserer Heilerin ... Silmi!«
Tanisha schrie in Bettys Rücken erschrocken auf. Offenbar hatte der Ner-tist ins Schwarze getroffen.
Sofort verstärkte Betty den Druck auf seine Halspartie. Der Nertist wollte noch etwas sagen, doch mehr als rasselnden Atem brachte er nicht mehr heraus. Gleichzeitig konzentrierte sich die Terranerin auf den neuen Gedankenstrom, der aus Dussans Gedächtnis aufstieg. Sie würde Tanisha davon erzählen müssen.
»Ich weiß sehr wohl, wer du bist«, stieß Betty aus. »Deine gesamte traurige Existenz breitet sich vor mir aus wie ein Mosaik. Deine unermüdlichen Anstrengungen, es deinem Vater recht zu machen. Und trotzdem bist du in seinen Augen unwürdig, dasselbe Blut wie er und dein Bruder in den Adern zu haben. Du hast gehofft, nach Rokwanns Tod in seiner Gunst zu steigen. Doch das Gegenteil ist geschehen. Du erhieltest zwar mehr Aufgaben, aber anstatt dich beweisen zu können, hast du
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