PR Action 21 Die Puppe Tanisha
Rhodan seinerseits beobachtete das Mädchen. Tanisha schritt forsch und ohne Anzeichen von Schwäche aus. Der kurze Aufenthalt im Medocenter hatte ihr gutgetan.
Das Licht der Helmscheinwerfer wischte über den marmorierten Untergrund und die sanft abfallende Geröllhalde. Rhodan wich losem Gestein aus. Er hatte den Eindruck, dass Toufry seine Nähe suchte, wohingegen Tanisha ihre ängstliche Zurückhaltung endgültig aufgegeben hatte.
Eine Senke lag vor der Gruppe, kaum tiefer als zwanzig Meter. Bizarr geformte Steinformationen prägten ihren Grund. Der Ekhonide bewältigte das Gefälle, ohne sich orientieren zu müssen. Er hatte ein klares Ziel vor Augen.
Rhodan ahnte, wohin er die Menschen führte. Die Bestätigung erhielt er wenige Minuten später, als das gläserne Kind vor einem annähernd kreisrunden Loch im Boden stehen blieb, das den Einstieg zu einem Schacht bildete.
Toufry trat an den Rand, der ungefähr zwei Mannslängen durchmaß. »Was ist das? Es sieht fast aus wie ein Eingang, der ins Innere des Opulu führt.«
»Ein versiegelter Eingang.« Tanisha deutete zu einer Kristallplatte in knapp zwei Metern Tiefe. »Perry und ich haben nach unserem Absturz mehrere dieser Schächte entdeckt. Sie scheinen den ganzen Mond zu bedecken.«
»Sie sind überall«, bestätigte der Ekhonide. Er trat über die Kante und sprang in den Schacht. Durch Handzeichen gab er seinen Begleitern zu verstehen, ihm zu folgen.
»Schaffst du das?«, fragte Toufry.
»Sei nicht albern, Betty. Ich war eine Wolkenreiterin.« Tanisha begab sich in die Hocke und sprang. Toufry und Rhodan folgten ihr.
Der Terraner wusste sofort, was er bei der glatten Schachtwand und der Kristallplatte, auf der sie standen, vermisste. Bei seinem ersten Besuch hatte das Scheinwerferlicht unzählige Reflexe erzeugt. Es hatte gefunkelt wie inmitten eines Schwarms Glühwürmchen.
Jetzt wurde nichts mehr zurückgeworfen, die Kristalle waren blind. Das Licht fiel auf totes Gestein und wurde restlos absorbiert.
Ein bezeichnendes Zeugnis für den Zustand der Kristallmonde, dachte Rhodan.
»Alles war so schön, fast wie in einem Märchenbuch mit Prinzessinnen und Edelsteinen«, erinnerte Tanisha sich traurig. »Davon ist nichts geblieben. Alles ist grau und dreckig geworden.«
Sie stapfte trotzig mit dem Fuß auf. »Wenn es an mir liegt, dafür zu sorgen, dass es wieder so wird wie vorher, würde ich nichts lieber tun. Aber wie, Betty?«
»Ich kann es dir nicht sagen.« Die Mutantin wandte sich an den Ekhoniden. »Das ist deine Aufgabe. Wenn eure Armee Tanisha eine solche Aufgabe anträgt, musst du ihr erklären, wie sie das anstellen soll.«
»Nicht hier. Unten«, wich das gläserne Kind aus.
»Wir steigen ins Mondinnere hinab?« Rhodan hatte es sich bereits beim ersten Mal gedacht. Die Kristallplatten in den Schächten schützten die Opulu vor unbefugtem Zutritt. Doch wer hätte unter normalen Umständen kommen und einsteigen sollen? Die Frage war hypothetisch.
Viel entscheidender war, was es im Inneren des Opulu zu schützen galt. Wie es aussah, stand er kurz davor, eine Antwort zu erhalten.
»Wieso teleportierst du uns nicht ans Ziel?«, wollte Tanisha wissen.
Das ist eine berechtigte Frage, fand Rhodan. Verschweigt das gläserne Kind uns etwas?
»Ich kann nicht«, gestand der Ekhonide. »Ich habe mehrere Sprünge absolviert, bevor ich euch abholte. Ich muss zunächst meine Kräfte regenerieren.«
»Dann warten wir eben, bis du dich erholt hast«, schlug Tanisha vor.
»Wir dürfen nicht warten. Die Zeit drängt.«
Angesichts des Damoklesschwerts einer drohenden Raumschlacht stimmte Rhodan dem beeinflussten Minister zu. Er machte eine auffordernde Handbewegung. »Öffne die Platte.«
Der Ekhonide rührte sich nicht. »Wie kommst du auf die Idee, ich sei dazu fähig? Du verkennst die Lage. Die Kristallplatten lassen sich nicht öffnen, da sie nicht künstlichen Ursprungs sind. Niemand hat sie eingebaut.«
»Sie sind auf natürlichem Weg entstanden?«
»Ja.«
Auf diese Idee war Rhodan nicht gekommen, dabei lag sie auf der Hand. Bei den Kristallplatten handelte es sich wie bei allen anderen geologischen Gegebenheiten auf dem Opulu um natürlich gewachsene Formationen!
Somit standen die Angehörigen der kleinen Gruppe vor einem Problem. »Wenn du die Platte nicht öffnen kannst, bleibt uns der Zutritt verwehrt.«
»Ihr müsst den Zugang gewaltsam aufbrechen.«
»Gewaltsam auf brechen? Damit verletzen wir den Opulu«, empörte sich das
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