PR Action 21 Die Puppe Tanisha
taktischen Darstellung erlosch. Ein Rettungsschiff beschleunigte und raste umgehend aus der Bilderfassung, das andere wurde aus der Bahn geschleudert, schüttelte sich und nahm langsame Fahrt auf.
»Ein weiterer Angriff!«, zürnte jemand.
Nein, dachte Liarr. »Verc’athor?«
»Kein Angriff«, sprach Forrtan aus, was ihr durch den Kopf ging. »Die schweren Schäden haben die Explosion verursacht.«
»Richtig!«
»Das ändert nichts. Die Opulu tragen
die Verantwortung für die Vernichtung des Schiffs und den Tod der Besatzung.« Der Kapitän konnte sich eine Schuldzuweisung nicht verkneifen.
»Has’athor Gultanon ruft uns«, meldete der am Funk Dienst versehende Orbton.
Die Ultima wusste, was auf sie zukam, doch sie konnte der Konfrontation mit dem Flottenkommandeur nicht aus dem Weg gehen, ohne eine Eigenmächtigkeit zu riskieren. Nicht einmal in dem Schiff, in dem sie persönlich zugegen war, blieb ihr Widerspruch erspart. Die Geduld der Kommandanten der restlichen Einheiten ließ sich schon gar nicht abschätzen.
Liarr wurde immer klarer, dass ihre Akzeptanz bei den Militärführern nicht so groß war, wie sie gedacht hatte. Sie gab dem Orbton durch ein Handzeichen zu verstehen, er möge das Gespräch annehmen. In einem Holo manifestierte sich Gultanons Abbild.
»Was kann ich für Euch tun, Has’athor?«, fragte Liarr.
»Die Frage, was Ihr für unsere gefallenen Kameraden tun könnt, wäre berechtigter, Ultima«, antwortete der Flottenkommandeur düster. »Und die Frage, was wir beide tun können, damit die Situation nicht eskaliert.«
»Ihr habt die Raumflotte nicht unter Kontrolle? Gesteht Ihr das damit ein? Erzählt mir nicht von weiteren Eigenmächtigkeiten der Kommandanten. Oder wollt Ihr mir gegenüber Eure eigene Kompetenz, die Systemverteidigung zu leiten, infrage stellen?«
»Meine Kompetenz steht nicht zur Diskussion. Sie ist über jeden Zweifel erhaben.« Gultanon tat den Vorwurf mit einer unmissverständlichen Handbewegung ab. »Die Kapitäne gehorchen mir.«
Er drehte den Kopf zur Seite, um eine Meldung entgegenzunehmen, die außerhalb der Bilderfassung an ihn gemacht wurde. »Es geschieht, was ich befürchtet habe, Ultima. Drei Einheiten an der Peripherie unserer Flotte haben sich eigenmächtig in Bewegung gesetzt. Sie fliegen einen der Monde an.«
»Haltet sie auf, Has’athor!« Liarrs Worte schnitten scharf durch die Zentrale.
»Vergeblich. Sie reagieren auf keinen Anruf.«
Von wegen sie gehorchen Euch, dachte Liarr mit einem schalen Geschmack von Hilflosigkeit. Oder - kann ich Euch das gar Zutrauen? - sie gehorchen Euch sehr wohl, auch bei diesem angeblichen Alleingang?
»Verhindert den Angriff, oder ich sehe mich gezwungen, bei der Solaren Flotte um Amtshilfe zu ersuchen«, drohte sie.
»Ihr werdet es nicht wagen, die Terra-ner gegen unsere Landsleute in Marsch zu setzen, Ultima.«
»Ich werde, verlasst Euch darauf, Has’athor.« Sie ließ die Verbindung unterbrechen.
Die atemlose Stille in der Zentrale war lähmend wie ein Mantel aus Blei. Er wurde übermächtig und drohte Liarr zu Boden zu drücken, als eine aus drei Leichten Kreuzern bestehende Schiffsrotte ins Bild kam. Im nächsten Moment eröffneten die Kreuzer das Feuer.
*
»Dein Vater war ein Feigling, Gladiatorsklavenschüler«, posaunte Lok-Au-razin über den Interkom. »Er ist aus der Arena geflohen, als du ein Jahr alt warst. Ist die Schande, die er eurer Familie machte, der Grund dafür, dass du dich versteckst?«
Rettkal schnaubte. Er kauerte im Maschinenraum hinter einem Energiespeicherblock und lauschte den haltlosen Tiraden, mit denen der Magadone ihn eindeckte.
Weder war sein Vater ein Feigling ge-wesen, noch war er selbst zu feige, um Liarr zu retten. Er hatte schlicht nicht die Gelegenheit dazu bekommen, als Aurazin die Ultima in seiner Gewalt gehabt hatte.
Die Worte hätten von Rettkal abperlen sollen wie Wasser von einem imprägnierten Overall, da sie nur Lügen transportieren, um ihn zu provozieren. Sie taten es nicht, sondern bohrten sich tief in Rettkals Inneres, in seinen Verstand und in sein Herz.
Er überlegte, was er unternehmen sollte. Lok-Aurazin erwartete ihn in der Zentrale, wo er die Vorteile auf seiner Seite hatte. Dort bestimmte er, mit der Waffe in der Hand, das Kampffeld. Vielleicht hatte er sogar eine tödliche Falle installiert.
Natürlich war Rettkal ihm durch seine Ausbildung im Kampf Mann gegen Mann haushoch überlegen, doch ein einziger Strahlerschuss würde sein Ende
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