PR Action 26 Der Tod in Terrania
er: »Wenn Saquola seine Gabe wirklich erst frisch entdeckt hat, kann es doch tatsächlich sein, dass er erst später auf die Mutanten gestoßen ist. Ich meine, erinnert euch doch, wie es für euch war, als ihr zum ersten Mal f estge-
stellt habt, über welche Gaben ihr verfügt. Jeder von uns hat in gewissem Sinne damit gespielt und einfach drauflosprobiert. Zumindest war das zu unserer Zeit so, als es noch keine Akademie gab.«
Die älteren Mutanten nickten zustimmend. »So war es«, bestätigte Yokida. »Wir wussten nicht so recht, was mit uns los war, bis die Dritte Macht uns rief.«
Lloyd verschränkte mit düsterer Miene die Arme. »Dann müssen wir damit rechnen, dass seine jetzigen Fähigkeiten wahrscheinlich noch nicht das Ende der Fahnenstange sind.«
Lesha Koulin, ein stämmiger Mongole, hob die Hand. »Wenn dieser Saquola sich erst ausprobiert hat, wollte er ja vielleicht die Menschen gar nicht töten.«
»Dann hätte er aber besser nach dem ersten Opfer aufhören sollen«, brummte Iwan Goratschin.
»Vielleicht war ihm die Gabe einfach extrem wichtig. Und er hat es nicht bemerkt.« Koulin rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her.
»Dass Menschen dabei draufgehen? Ja klar, und Kalup kann nicht rechnen!« Javier Esteban tippte sich an die Schläfe. »Warum verteidigst du diesen Mörder eigentlich?«
Koulin schrumpfte auf seinem Stuhl. »Ich wollte gar nicht ...«
»Tust du aber.«
Tira Enli, eine junge Hawaiianerin mit schwarzem Haar, dunklem Teint und einem harmonischen, rundlichen Gesicht, runzelte die Stirn. Sie war mit Koulin gekommen und hatte den Platz neben ihm inne. Javiers Bemerkung schien sie zu ärgern.
»Er darf doch seine Meinung sagen, oder heißt du neuerdings Ignatius von Loyola?«, sagte sie spitz.
»Jetzt fängst du auch noch an. Gibt es auf der Venus einen Saquola-Fanclub, von dem ich nichts weiß?«
»Wieso, willst du beitreten?«
»Das reicht jetzt«, sagte André Noir mit Nachdruck.
Die jungen Mutanten zuckten zusammen und schwiegen, die Köpfe gesenkt. Obwohl ihnen der Ausbruch peinlich war, blieb die Stimmung dennoch spürbar gereizt. Niemand hatte es bisher so deutlich ausgesprochen wie Esteban, aber tatsächlich stellte sich nicht nur den jungen Rekruten die Frage, wem man noch trauen konnte, sondern jedem im Raum.
Rhodan öffnete den Mund, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen, da summte sein Kom. Die Hauspositronik zeigte ihm eine Holoübertragung von der Venus an.
»John Marshall meldet sich aus der Schule Crest da Zoltral«, gab Rhodan bekannt.
Auf sein Signal hin aktivierte die Po-sitronik des Leutnant Guck die Holo-schirme und stellte die entsprechende Frequenz ein. John Marshalls ernstes Gesicht füllte das Bild aus.
»Ich grüße Sie«, begann der Leiter des Mutantenkorps ernst. »Ich hörte von den Schwierigkeiten auf Terra. Wir alle hier wünschen Ihnen gutes Gelingen bei der Jagd nach Saquola. Hier auf der Venus forschen wir bereits nach der Divestor-gabe, um Ihnen alsbald einen Schutz gegen diese Angriffe zur Verfügung zu stellen. Ich stehe in intensivem Kontakt mit dem Großadministrator und bin über alles im Bilde. Aber auch jeder Einzelne von Ihnen kann sich jederzeit an mich wenden. Wir nehmen jeden Hinweis entgegen und tun, was wir können, um diese rätselhafte Fähigkeit zu entschlüsseln. Sie alle haben meine volle Unterstützung und die der Akademie.«
Marshall schwieg einige Sekunden. »Leider ist es mir nicht möglich, in dieser schwierigen Stunde selbst zu Ihnen zu stoßen.«
Diese Aussage brachte Unruhe an den Versammlungstisch. Eine Teetasse klirrte auf dem Unterteller. Jemand stieß einen leisen Laut des Bedauerns aus, einige schüttelten enttäuscht den Kopf.
»Leider erfordern Aufgaben höchster Priorität meine Anwesenheit auf der Venus«, fuhr Marshall fort. »Ich vertraue auf Ihre Fähigkeit, auch mit dem Unerwarteten fertig zu werden. Und wenn Sie Fragen, Vorschläge oder Hinweise haben, zögern Sie nicht, eine entsprechende Nachricht zu schicken. Zum Wohle des Vereinten Imperiums müssen Sie in dieser Stunde der Bewährung stark bleiben. Ich danke Ihnen.«
Marshall nickte in die Kamera, dann wurde das Bild dunkel.
Rhodan wusste, dass Marshalls Bedauern über seine Abwesenheit keine politische Floskel war. Nur zu gern wollte er seine Mutanten tatkräftig unterstützen. Aber er musste auf der Venus bleiben.
Sie hatten am Mittag nach dem Betäubungsattentat per Funk alle Optionen durchgesprochen und gemeinschaftlich
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