PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
ich bin überzeugt, du siehst mich wieder. Zusammen mit einer wesentlich schlagkräftigeren Truppe. Mach’s gut, Walzerkönig!«
»Viel Glück!«, wünschte Aldus, während das Bild erlosch. Die Dämmerung war längst über New Dillingen hereingebrochen, als die ALBON abhob. Aldus verfolgte ihr Orterecho auf dem Schirm, bis sie im Hyperraum verschwand.
In den nächsten Tagen lenkte er sich mit Arbeit ab. Ein Wissenschaftler der Maahks weilte zu Besuch in der Botschaft. Sein Fachgebiet war Lemurologie, also das Studium der von den Lemurern abstammenden Völker, zu denen neben einigen anderen auch die Tefroder, Arkoniden und Terraner zählten. Aldus führte ihn herum und ließ sich viele Stunden lang ausfragen. Ganz bei der Sache war er freilich nie. Wann immer er dazu Gelegenheit bekam, versuchte er, über die Hyperfunk-Relaisstrecke Kontakt zur Milchstraße aufzunehmen, doch es gelang ihm kein einziges Mal. Auch die ALBON erreichte er nicht mehr.
Am 20. März trat ein, womit Aldus insgeheim längst gerechnet hatte: Ein Verband der brennenden Schiffe erschien im System der Sonne Kraltmock und nahm Kurs auf den dritten Planeten Chemtenz.
Es waren deren zwölf, je elfhundert Meter lang, die schlanken, hochkant gestellten Rümpfe strömungsgünstig geformt, wie die Körper irdischer Thunfische. An den oberen Teil der »Heckflosse« waren links und rechts zylindrische Ausleger angeflanscht. Diese machten zirka ein Drittel der Gesamtlänge aus und trugen, soweit Aldus wusste, schwere Waffensysteme, darunter lichtschnelle Desintegratoren sowie Impulsund Thermogeschütze. Der Bug erschien als ein dünnlippiges, fünfzig Meter weit vorgestülptes, weit aufgesperrtes Maul, in dessen Innerem ein sonnenhelles Feuer brannte. Dahinter verbarg sich ihre wichtigste Waffe, eine Art überschwerer Intervallkanone, deren Wirkung nur als verheerend bezeichnet werden konnte. Man vermutete, dass sie, nach dem auch den Terranern bekannten Prinzip intermittierender Abstoßfelder, exakt gesteuerte und eng gebündelte Hyperfelder ausstrahlte, unsichtbar und überlichtschnell, die nahezu jedes bekannte Material quasimechanisch zertrümmerten. Ihre Reichweite betrug rund zwanzig Millionen Kilometer. Das Schlimmste aber war: Da es sich dabei um eine Hyperwaffe handelte, boten Schutzschirme, die nicht speziell darauf konfiguriert waren, nur bedingten bis gar keinen Schutz.
Ivanauskas, schwitzend und der Verzweiflung nah, ließ unaufhörlich Funkbotschaften aussenden, in denen er flehentlich auf den neutralen Status und die diplomatische Immunität der Terranischen Gesandtschaft und ihrer Angehörigen pochte. Die Kastun-Raumer reagierten nicht. Wer immer sie befehligte, erachtete den Botschafter keiner Antwort für würdig.
Ohne sich weiter um eine offizielle Starterlaubnis zu scheren, brachte Aldus die drei zur terranischen Kolonie gehörigen 200-Meter-Kugelraumer auf Abfa ngkurs.
Er wusste wohl, dass die METTERNICH, die CARTER und die von ihm selbst befehligte TALLEYRAND ins sichere Verderben flogen. Ihre Paratronschirme waren darauf ausgelegt, Treffer in den Hyperraum abzuleiten. War die Angriffswirkung jedoch, wie bei jenen furchtbaren Intervallkanonen, selbst hyperenergetischer Natur, funktionierte das nur in sehr beschränktem Maßedie Schutzschilde wurden nicht nur viel rascher überlastet, sondern in den meisten Fällen schlichtweg »umgangen«, de facto durchschlagen, als gäbe es sie gar nicht.
Aldus bildete sich darum nicht ein, die brennenden Schiffe länger als einige Sekunden aufhalten zu können. Seine Taktik war darauf ausgerichtet, eine derartige Absicht zwar zu simulieren, in Wirklichkeit jedoch den Durchbruch und die Flucht zu versuchen. Das bedeutete, sowohl Chemtenz als höchst wahrscheinlich auch die beiden Schwesternschiffe der TALLEYRAND zu opfern, ein Gedanke, der ihm das Herz zerriss. Aber hatte er eine andere Wahl?
Während er seine Raumausrüstung zusammengerafft hatte, hatte er überlegt, ob er die in der tefrodischen Geschäftsstelle »gefundenen« Unterlagen mitnehmen sollte. Er hatte sich dagegen entschieden. Falls die TALLEYRAND abgefangen und durchsucht würde, könnten die Pläne der Tefroder in die Hand des Feindes fallen. Daher hatte er sich die ihm am wichtigsten erscheinenden Daten mnemotechnisch eingeprägt, vor allem ein merkwürdiges Dossier einer gewissen Renis Ha lnay, das Hinweise auf einen ideale n geheimen Sammelpunkt nach einem eventuell notwendig gewordenen strategischen Rückzug der
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