PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
doch die würdigte ihn weiterhin keines Blickes. Auf dem ganzen Flug von der JOURNEE hierher hatte sie eisern geschwiegen, so wie zuvor schon in der Cafeteria.
Was, bei Arkons Sternengöttern, war bloß mit ihr los?
Im Geist ließ er den Dialog Revue passieren, den sie unmittelbar nach dem Aufwachen geführt hatten.
Sie: Guten Morgen, Herzliebster. Bist du ausgeschlafen? Hast du etwas Schönes geträumt?
Er (gähnend): Hmgrmblmmm… Oh ja, ich denke schon. Du?
Sie: Etwas Wunderschönes! Kannst du dich wirklich nicht erinnern?
Er: Woran?
Sie: Ich habe eine Überraschung für dich, Benjameen. Eine große Überraschung.
Er (alarmiert): Heute ist aber keiner unserer Jahrestage, oder?
Sie: Nein.
Er (leise): Puh.
Sie: Aber es kö nnte vielleicht einer werden. Wollen wir im Bett frühstücken?
Er: Ein andermal gern, Schatz, aber jetzt haben wir wirklich nicht die Zeit dazu. Perry wird sicher bald aufbrechen wollen. Kannst du Norman versorgen?
Sie: Nicht nötig, der kommt mit.
Er: Muss das sein? Nein, nein, sag nichts, ich weiß schon, sein Instinkt, sein hochentwickelter Spürsinn und so weiter. Von mir aus nimm ihn mit. Obwohl Perry nicht begeistert sein wird.
Sie (spitz): Perry, Perry, immer nur Perry. Ist dir Perry jetzt schon wichtiger als ich? Aber ganz, wie du willst, Benjameen da Jacinta. Du kannst gern zu Perry in seine Kabine ziehen, wenn er dir so viel bedeutet.
Er: Tess, sei nicht kindisch…
Sie: Kindisch? Ich werde dir sagen, was kindisch ist. Hinter meinem Rücken grüne Sportkleidung zu tragen, das ist kindisch.
Er: Was…? Wie kommst du… Woher weißt du das überhaupt?
Sie: Das tut nichts zur Sache. Nun lauf schon zu deinem angebeteten Perry in die Cafeteria. Mir ist der Appetit vergangen!
Er: Tess, Liebling… Ach verdammt, wir haben Nu ll-G-Pelota gespielt, drei gegen drei, und grün war die Farbe meiner Mannschaft. Schwarz hatten schon die anderen. Was sollte ich denn… Tess, komm schon, sperr die Tür zur Hygienezelle wieder auf. Das ist doch kein Grund, sich so… Tes s! Tess?
Seither herrschte Schweigen im Walde. Obwohl sich Ben über ihrfür sie eigentlich gar nicht typischeszickiges Verhalten ärgerte, hätte er sich des lieben Friedens wille n schon längst b ei Tess entschuldigt.
Wenn er bloß gewusst hätte, wofür…
»Tut mir Leid, Resident, dass ich dich eben so angefaucht habe«, sagte die resolute Tefroderin. Sie reichte Rhodan die Hand. »Renis Halnay, oberste, weil einzige Richterin von Attorua. Seid mir gegrüßt. Kann euch leider nichts zu trinken offerieren, aber wir haben sowieso nicht viel Zeit.«
Sie bot ihnen einfache Holzbänke als Sitzgelegenheiten an und nahm selbst hinter einem erhöhten, mächtigen, doch hoffnungslos mit Akten überladenen Schreibpult Platz. Tess erkannte, dass sie sich in einem Gerichtssaal befanden.
Sie will von Anfang an klar stellen, wer hier das Sagen hat.
Perry, der sich anscheinend nicht im Mindesten daran stieß, dass er zu der Tefroderin aufsehen musste, stellte seine Begleiter vor. »Angenehm«, sagte die Richterin kurz angebunden.
Sie war, ungeachtet ihrer Leibesfülle, eine überaus attraktive Frau, etwa sechzig Jahre alt. Ihre für tefrodische Verhältnisse sehr hellbraune Haut und die ebenfalls sehr hellen, blaugrauen, vor Intelligenz und Tatkraft blitzenden Augen kontrastierten reizvoll mit den tiefschwarzen Brauen und Haaren, die sie halblang, in einer Art Pagenschnitt trug. Ein weich fließender, silbern schimmernder Hosenanzug aus einem Material, das an Wildseide erinnerte, betonte ihre weiblichen Rundungen.
Sie beugte sich vor, setzte die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger ineinander und stützte das Kinn darauf.
»Ich sage es gerade heraus, Perry Rhodan: Ich freue mich zwar, dich zu sehen, doch sehr gelegen kommst du mir nicht. Ihr macht euch keine Vorstellung davon, was hier momentan los ist. Ganz Hohakindetimbo hat sich in ein einziges Auffanglager verwandelt. Die Bevölkerung der Hauptstadt wurde quasi über Nacht verdreifacht!«
Renis Halnay sprach sehr schnell und eindringlich. Neun von insgesamt zehn Millionen Flüchtlingen, die wie eine Flutwelle über Attorua hereingebrochen waren, standen buchstäblich auf der Straße, berichtete sie. Und der Strom riss nicht ab… Ständig retteten sich neue Konvoys und Einzelschiffe nach Jessytop, viele buchstäblich mit letzter Kraft. Zwar waren mittlerweile ausgedehnte Zeltstädte und Barackensiedlungen errichtet worden, die meisten davon im
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