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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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faszinierend exotischen, weil ständig von Gefühlen beeinflussten Denkweise der humanoiden - oder, wie man in Andromeda sagte: lemurischen - Völker hatte er sich einen Lemur- Emotio-Simulator implantieren lassen. Diese kurz LemSim genannte, experimentelle Cyberware erzeugte in ihm »menschliche« Gefühle - und hatte sein Denken bereits so weit verändert, dass er sich nun »Grek-6651/2« nannte, als Hinweis auf seine »halbe«, künstlich-humanoide Komponente.
    Unter anderem interessierte sich Grek-6651/2 brennend für Musik - ein Gedanke, auf den seine von strikter Logik geprägten Artgenossen niemals gekommen wären. Vor allem verehrte Grek den Komponisten Lasky Baty, und zwar so sehr, dass er ständig ein kitschiges Fan-Hemd über seinem Raumanzug trug, das besagten, in ganz Andromeda sehr populären Musiker zusammen mit dem antiken terranischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart zeigte.
    Es muss ein ganz besonderes Erlebnis für den schrulligen Maahk gewesen sein, dachte Coa Sebastian, als er darauf kam, dass Lasky Baty mit Martan Yaige identisch war, dem Sprecher der Charandiden. Der nun im Nukleus aufgegangen ist. Und zwar offenbar in jenem Drittel, das sich zu Kiriaade manifestiert hat.
    Was wie Zauberei anmutete, ließ sich dadurch zumindest grenzwissenschaftlich erklären: Dass nämlich das Bild auf Greks Hemdbrust scheinbar zum Leben erwacht war. Dass das neben Mozart dargestellte, große, haarige, bärenartige Wesen den Oberkörper, den Kopf und vor allem den Mund bewegte. Und dass man es noch dazu laut und deutlich singen hörte.
    Recht deutlich. Und vor allem recht laut.
    Wenigstens verstanden sie den Text nicht. Er war auf charandidisch, und Coa hütete sich, den Translator einzuschalten. Die Leute von Thirdal hatten einen gewissen Hang zur Deftigkeit gezeigt, und eher wenig Hemmungen.
    Eine simple holografische Schrift hätte es auch getan, dachte die Kommandantin der JOURNEE. Na ja, wenigstens Grek ist begeistert.
    Der Maahk hatte sich neben einem der Eingänge aufgebaut und lauschte verzückt der seit über einer Stunde immer gleichen, sich pausenlos wiederholenden Melodie. Coa hingegen konnte die zweifellos hübsche Tonfolge schon nicht mehr hören. Leg doch wenigstens einmal einen neuen Speicherkristall ein!, flehte sie innerlich. Ein Wunsch, der umgehend erhört wurde. Plötzlich änderte sich das Lied. Die Töne wurden abgehackter, die Pausen länger. Der auf dem Hemd abgebildete Baty/Yaige bewegte sich langsamer, und seine Stimme klang auf einmal deutlich leiser.
    Was hatte das zu bedeuten?
     
     
    Wo der Nebel begann, hörte die Pseudo-Vegetation auf.
    Immerhin etwas, dachte Tess. Sie kamen nun leichter voran. Doch mit jedem Schritt wurde das weiß-violette Wallen und Wabern dichter, bis sie kaum noch den Boden unter ihren Füßen sehen konnten.
    Kiriaade gab ihnen durch Handzeichen zu verstehen, dass sie einander an den Händen fassen und eine Kette bilden sollten. Sie selbst wollte vorangehen.
    Es behagte Tess ganz und gar nicht, sich auf die Inkarnation des Nukleus verlassen zu müssen. Aber hatte sie eine andere Wahl? Wohl kaum. Ortung, Antigrav und Triebwerke ihres SERUN zeigten keinerlei Reaktion mehr. Schutzschirme, Funk und Pikosyn schienen zumindest zeitweilig zu funktionieren, wenn auch nur stark eingeschränkt.
    Der Weg durch den Nebel gehörte zu den unangenehmsten Erfahrungen, die Tess je gemacht hatte. Binnen kürzester Zeit hatte sie jede Orientierung verloren. Nur mit größter Mühe konnte sie die aufkeimende Panik unterdrücken. Mit der Linken klammerte sie sich an Perry Rhodans Hand fest, mit der Rechten zog sie Benjameen hinter sich her. Sie blinzelte in einem fort. Wenn sie die Augen geöffnet hatte, wurde sie vom grellen, weiß-violetten Licht geblendet, das aus dem Nebel selbst zu kommen schien. Ab und zu zogen schwarze Schleier über sie hin, in rasender Geschwindigkeit von rechts nach links, so dass sie sich mit aller Willenskraft gegen den Eindruck wehren musste, in hohem Tempo nach rechts zu fliegen, und gegen das Bedürfnis, diese Bewegung auszugleichen, indem sie sich ihrerseits nach links lehnte.
    Schloss sie aber die Augen, erfasste sie nach wenigen Atemzügen Schwindel, und sie hatte das Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Ihr wurde übel, eine Folge der ständigen Irritation ihres Gleichgewichtssinns. Sie kämpfte verzweifelt gegen das Erbrechen an. Die Vorstellung, sich in einen Raumanzug mit gestörten Selbstreinigungs-Funktionen übergeben

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