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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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zu müssen, verschaffte ihr Schweißausbrüche und heftige Magenkrämpfe. Sie hoffte inständig, dass Kiriaade den Weg fand, und zwar den kürzest möglichen. Wie oder woran die Schwarzäugige sich orientierte, war Tess völlig schleierhaft. Hauptsache, sie kamen hier wieder heraus, und zwar bald.
    Als sie es, nach einer endlos erscheinenden Zeitspanne, die sich hinterher als wenige Minuten herausstellen sollte, dann endlich geschafft hatten, vermochten Ben und sie ihre Finger fast nicht voneinander zu lösen, so krampfhaft hatten sie sich ineinander verkrallt.
    Tess brauchte einige Sekunden, bis sie den Kopf heben und sich umsehen konnte. Rhodan hatte den Helm geöffnet, also tat sie es ihm nach. Die Luft hatte einen etwas eigenartigen, undefinierbaren Beigeschmack; aber sie war, wenn man dem Pikosyn trauen durfte, atembar und enthielt keine bedenklichen Beimengungen.
    Sie standen auf einer kreisrunden, etwa drei Kilometer durchmessenden Fläche. Der Untergrund war schwarz, fugenlos und spiegelglatt. Über ihnen leuchteten die Sterne des Weltraums.
    Tess stutzte. Das konnte nicht möglich sein. Wir befinden uns auf einem Planeten, rief sie sich zu Bewusstsein. Neuntausend Meter über dem Meeresspiegel, gut - aber da ist immer noch reichlich Atmosphäre, und das einfallende Tageslicht sollte eine Sternbeobachtung unmöglich machen. Es sei denn ...
    »Ein Observatorium«, sagte Benjameen ergriffen.
    »Mehr noch«, korrigierte Kiriaade: »Der Schattenspiegel.« Jetzt sah es auch Tess. Zwischen dem Boden und der mehrere hundert Meter hohen, ebenfalls glattschwarzen Decke hingen Myriaden von Kristallen, die zusammen die Galaxis Andromeda bildeten. Ein geisterhaftes, graues Licht ging von ihnen aus. Auch die Wände waren schwarz, doch unregelmäßig geformt. Ihre Oberfläche wirkte wie rauer, roh behauener Fels, und massiv; nur ab und zu huschte ein weiß-violetter Nebelschleier über sie hinweg.
    Die Rückseite des Nebels, dachte Tess, die Kehrseite. Und dahinter der Schatten des Spiegels.
    Sie kniff die Augen zusammen. Täuschte sie sich, oder schienen die Kristalle, die für die Sonnen der Galaxis standen, an hauchdünnen Fäden zu hängen? An einem kaum sichtbaren, spinnwebartigen Gespinst, das in der Decke verschwand?
    »Wenn dieses beeindruckende Modell wirklich dem Schattenspiegel entspricht«, sagte Rhodan, der sich bemerkenswert schnell erholt hatte, »müsste das Attori-System fehlen. Aber das können wir von hier aus nicht feststellen. Wir befinden uns ja am Rand, während Attori nahe beim Zentrum liegt. Um diese Region zu finden, müssten wir etwa zwei Kilometer marschieren. Das werden wir uns ersparen, die Zeit dafür haben wir ganz einfach nicht. Kiriaade?«
    »Ja, Perry?«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass sich über uns nur noch die Projektoren für das fünfdimen- sionale Netzwerk befinden?«
    »In der Tat.«
    »Aber wo hält sich dann der ... Widersacher auf?«
    »Nicht hier oben«, kam nach einigem Zögern die Antwort.
    »Das heißt, wir sollten danach trachten, in die tiefer gelegenen Regionen zu gelangen?«
    »Das ist richtig.«
    »Hast du eine Ahnung, wie wir das anstellen sollen?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Wir haben einen Fehler gemacht«, sagte Benjameen. »Wir sind auf der falschen Seite der Trasse eingedrungen. Der Schwerkraftvektor des Zuges ist dem des Planeten entgegengesetzt. Wir befinden uns also wahrscheinlich gerade unter der Endstation - dem Bahnhof, dem Terminal, oder wie wir es auch nennen wollen.«
    »Du möchtest damit aber nicht andeuten, wir sollten wieder zurück durch den Nebel und versuchen, auf die andere Seite des Bandes zu klettern?«, fragte Tess entgeistert.
    »Das wäre aussichtslos«, sagte Perry. »Und ohne Antigravs blanker Selbstmord. Wir müssen von hier aus einen Zugang finden. Und zwar rasch.«
    »Wie willst du das anstellen?«
    »Dieses gewaltige Observatorium mag jetzt reiner Selbstzweck sein. Aber es muss ursprünglich für jemanden erbaut worden sein. Ein Kunstwerk ohne Betrachter ergibt keinen Sinn. Nicht in der Welt des Gelben Meisters, die sich bisher durch kalte Zweckmäßigkeit auszeichnete. Wenn man einmal von den rostigen Blüten absieht - aber die stehen für etwas anderes.«
    »Du meinst, der Gelbe Meister hat dieses ... Astronomium nicht selbst geplant und errichtet?«
    »Genau. Auch, was wir bisher von der Burg am Pol gesehen haben, passt eigentlich nicht zu ihm. Es ist zu ... poetisch. Ich denke, er hat dieses Gebilde nur an sich gebracht und

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