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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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sagen könnte, woran es liegt.«
    »Sollten wir dann nicht versuchen, eine Zentrale zu erreichen? Möglicherweise könnten wir ja von dort aus ...«
    Perry winkte ab. »Zu umständlich. Außerdem glaube ich nicht, dass das hier ein Raumschiff ist. Ich vermute nur, dass es irgendwann, vor sehr langer Zeit, einmal eins war. Selbst wenn wir eine ehemalige Zentrale fänden, könnten wir dort höchst wahrscheinlich nicht viel ausrichten. Und uns bleiben nur noch gut vier Stunden. Nein, wir müssen schon in die Höhle des Löwen. Also lasst uns weitersuchen! «
    Endlich erreichten sie eine Art Galerie. Sie bot einen Blick auf einen sechseckigen, 30 Meter durchmessenden Schacht. Eine nur wenig mehr als einen halben Meter breite, steile Treppe ohne Geländer führte in ihn hinunter.
    Kiriaade wollte schon auf die erste Stufe treten, als Perry sie zurückhielt. »Warte!«, sagte er leise.
    »Ich will zuerst noch etwas ausprobieren.«
    Er zog seine Begleiter ein Stück auf der Galerie weiter, so dass sie die Treppe nun von der Seite sehen konnten. Unwillkürlich fuhr sich Tess über die Augen. Die nur etwa 15 Zentimeter hohen und zehn Zentimeter breiten Stufen schienen keine Substanz zu besitzen - als wären sie aus einer unendlich dünnen Folie gefaltet worden. Perry kramte in seinen Anzugtaschen und fand schließlich etwas Kleines, Rundes: eine attorische Nuss. Er warf sie in den Schacht. Die Nuss fiel etwa 25 Meter tief in ganz normaler Weise. Dann aber wurde sie langsamer, hielt an ... und kehrte zurück! Sie pendelte noch einige Male mit jeweils kleineren Ausschlägen hin und her, bis sie schließlich genau auf halber Höhe des Schachtes in der Luft schweben blieb.
    »In der Mitte der Treppe ändert sich der Schwerkraftvektor um einhundertachtzig Grad«, stieß Tess verblüfft hervor. »Genial, Perry! Wie bist du darauf gekommen?«
    Der Terranische Resident grinste verlegen. »Weißt du, ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als man noch nicht von den Raumanzügen entmündigt wurde, sondern selbst die Augen offen halten musste. Und da wir vorhin die These geäußert haben, dass das Innere dieser Nebelburg quasi auf dem Kopf steht, sollte es irgendwo so etwas wie eine Gravitationsschleuse geben. Die seltsame Zweidimensionalität der Stiegenstufen hat mich dann argwöhnisch gemacht.«
    Sie überprüften abermals ihre Flugaggregate, doch die erwiesen sich weiterhin als funktions- untüchtig. Die Treppe blieb ihnen also leider nicht erspart.
    »Wer baut so etwas?«, fragte Tess.
    »Humanoide jedenfalls nicht«, meinte Kiriaade. Auch ihr schien jetzt ein wenig mulmig zumute zu sein, wenn sie in den Schacht hinunter blickte. Das erfüllte Tess mit einer gewissen Genugtuung.
    »Das ist natürlich alles nur spekulativ, aber ich vermute, die Erbauer dieser Anlage verfügten über eine deutlich andere Körpersymmetrie als wir«, sagte Perry. »Oder sie waren überhaupt amorph. Einem Matten-Willy zum Beispiel würde so etwas nicht das Geringste ausmachen, weil es für ihn keinen entscheidenden Unterschied zwischen oben und unten gibt. Wie auch immer. Wer geht vor?«
    Benjameen hob die Hand. »Ich denke, ich bin derzeit der körperlich Fitteste von uns.«
    Niemand erhob Einwände. Also machte Ben sich vorsichtig an den Abstieg, wobei er das Gesicht der Treppe zuwandte. Er war kein großer Bergsteiger, doch »rückwärts abklettern« gehörte zur Grundausbildung jeder Raumfahrt-Akademie.
    »Was spricht dagegen, sich einfach fallen und wie die Nuss vom Schwerefeld einfangen zu lassen?«, fragte Kiriaade.
    »Einiges.« Rhodan verzog das Gesicht. »Wir wissen nicht, wie schnell sich diese Gravo-Projektoren auf das jeweilige, in ihren Bereich fallende Objekt einstellen. Oder ob sie das überhaupt tun. Kann gut sein, dass die Erbauer der Treppe deutlich leichter waren als wir. Natürlich kämen wir dennoch irgend- wann an der Schnittstelle zur Ruhe. Aber davor könnten wir uns die Köpfe an den scharfen Stiegen blutig schlagen, und zwar mehr als nur einmal. Nein, ich bin für die sichere Methode.«
    Benjameen war inzwischen fast bei der Nuss angekommen. Es sah nicht sehr elegant aus, wie er versuchte, sich selbst um 180 Grad zu drehen und zugleich auf die andere Seite der Treppe zu gelangen. Mehrmals ruderte er wie wild mit einem Arm oder Bein in der Luft herum. Dann war er endlich durch und kletterte, scheinbar kopfüber, drei Stufen weiter.
    »Könnt ihr mich hören?«, rief er.
    »Laut und deutlich«, gab Tess zurück.
    »Gut. Hätte ja

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