Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
so wenig?, gab der Untote zurück. Ich habe die Brüder in Rekordzeit weggefegt.
    -    Ihre Totalvernichtung schoss übers Ziel hinaus. Du hättest Reichtümer erobern können, Bodenschätze ausbeuten, die Bewohner versklaven und mit hohem Gewinn verkaufen...
    -    Bäääh. Viel zu langweilig. Ihm war klar, dass auch dieser Dialog nicht mehr bewirkte als das blöde Geballer oder die ebenso stumpfsinnige Echzeit-Wirtschaftssimulation. Aber die Illusion eines Gegenübers war ihm immer noch lieber, als mit Ziffern und Symbolen zu jonglieren. Schon zu seinen Lebzeiten hatte er es bevorzugt, sich mit konkreten Personen zu messen.
    -     Auf diese Weise wirst du nie in eine höhere Ebene außteigen. Das Insert, das er gleichermaßen sah, hörte und fühlte, mischte eine vorwurfsvolle Nuance bei.
    -     Ich bin mit der Untersten recht zufrieden. Eine Lüge, wie sie beide wussten.
    -     Hast du denn gar keinen Ehrgeiz, dich in die Ewige Bestenliste einzutragen?
    -    Nicht in deine. Der Untote übermittelte spöttische Belustigung. Auf
    jener, die für mich zählt, stehe ich längst. Und zwar ganz weit vorn.
    -    Das ist hier irrelevant.
    -    Sagt wer? Als hätte ihn die unweigerlich folgende, immer gleiche Antwort im Mindesten überrascht.
    -     Die Erste Regel des Großen Operators: Nichts existiert außerhalb des Innersten Netzes.
    -    Weißt du, was mich dein Großer Operator kann? Soll ich es euch in leuchtenden Farben ausmalen? Er sandte einige obszöne Skizzen über den offenen Knoten. Sie wurden gelöscht, verwehten im digitalen Nebel, lange bevor sie auf dem allgemeinen Nachrichtenbrett hät-
    ten Gestalt annehmen können.
    -     Damit erreichst du genauso wenig wie mit deiner unengagierten Spielweise. Die Abschaltung lässt sich nicht erzwingen.
    -    Wollen wir wetten? Ich setze den gesamten von mir beanspruchten Arbeitsspeicher. Doppelt oder nichts. Komm schon!
    -    Abgelehnt. Dazu bin ich nicht befugt.
    -    Ach, dann verzieh dich! Er sprang zurück ins Hauptmenü, frustriert wie jedes Mal nach dem misslungenen Versuch, eine von der Norm abweichende Reaktion heraufzubeschwören.
    Fast noch mehr als einen Ansprechpartner, mit dem er hätte die intellektuellen Klingen kreuzen können, über witzlose Scharmützel hinaus, vermisste er seine Würfel. Sicher, er hatte einen Zufallsgenerator zu seiner Verfügung, der ihm auf Wunsch drei Zahlen zwischen eins und sechs auswarf. Doch das war nicht dasselbe. Und die abgerundeten Kanten, das zarte Klicken, wenn sie beim Schütteln aneinanderstießen, das plötzliche Hitzegefühl auf der Handfläche beim Ablesen der Würfelpunkte - all das kriegten die Positroniken einfach nicht richtig hin.
    Daran hatte Rezzo d'Untrum nach dem Wiedererwachen zuallererst gemerkt, dass dies kein Traum war und schon gar nicht die Wirklichkeit. Vielmehr eine virtuelle Sphäre, von schier unendlicher Ausdehnung, zugegeben, und sehr detailreich dekoriert; aber sensorisch eben doch nicht so lückenlos, als dass er die Vorspiegelung nicht bald durchschaut hätte. Dieses zweite Leben, das man ihm nach dem qualvollen Ende in der Schüssel des Todeskometen weniger geschenkt als aufgedrängt hatte, entpuppte sich rasch als maßgeblich von Langeweile geprägt - zumindest, wenn man wie er keine Befriedigung daraus zog, fiktive Punkterekorde aufzustellen.
    Wetten, richtige Wetten ließen sich hier nicht abschließen. Ha! Anfangs hatte er sogar kurz vermeint, im Paradies der Spieler gelandet zu sein. Sehr kurz; denn der wichtigste Anreiz fehlte: der persönliche Bezug, die Konsequenzen, die beinharten Auswirkungen, ob positiv oder negativ, auf die individuelle Lebenssituation. Wetten, die er in dieser Sphäre gewann, waren nichts wert: Lächerliche Punkte, für die man zwar allerhand erwerben konnte, jedoch bestanden all diese Dinge und Vergünstigungen bloß aus Bits und Pixeln, also letztlich auch wieder aus unwesentlich anders definierten Punkten. Sein Motto »Nimm die Moneten und renn davon!« verlor jede Berechtigung. Ja, wohin denn? Sobald er das kapiert hatte, war Rezzo die Lust am Hasard vollständig abhanden gekommen.
    Zu verlieren hatte er nämlich genauso wenig. Der Große Operator, oder wer immer die Regeln aufgestellt hatte und über deren Einhaltung wachte, mochte die meisten anderen Bewusstseine mit der Drohung, sie wegen mangelnder Erfolge zu terminieren, bei der Stange halten. Nicht so Rezzo. Der hatte schnell herausgefunden, dass die

Weitere Kostenlose Bücher