PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
durchaus vorkommenden Auslöschungen nicht diesem angeblichen Schema folgten, sondern begnadete Spitzenspieler um nichts seltener spurlos verschwanden als hoffnungslose Stümper. Seither bettelte Rezzo ausdrücklich darum, abgeschaltet zu werden. Dies war kein lohnenswertes Leben, nicht einmal der schattenhafte Abklatsch eines solchen. Gab es eine ärgere Folter als permanente Langeweile? Eben. Nicht zufällig gehörten die Räume, in denen Masochismus extremster Manier betrieben wurde, zu den überfülltesten.
Weil sich hier niemand wirklich spürt, nur »punktuell« ...
Aus dem Hauptmenü, das als lichtdurchflutete Empfangshalle mit Tausenden Säulen dargestellt wurde, begab sich Rezzo d'Untrum in einen der Wandelgänge. Wie der Name besagte, veränderte sich deren Design und Ausrichtung von Mal zu Mal. Auf simple Gemüter, die sich von Labyrinthrätseln zerstreuen ließen, übte das vielleicht eine gewisse Faszination aus. Jemand, dem sowieso egal war, wo er landete, kostete das hohle Vexierspiel höchstens einen Lacher.
Ziellos streunte Rezzo durch Architekturen, die sämtlicher Naturgesetze spotteten. Er besuchte diverse Tratschzimmer, trieb oberflächliche Konversation mit Clowns, die sich etwas auf ihre gestylte Erscheinung einbildeten und ihn in Dunkelstuben locken wollten, wo man so tat, als hätte man Sex. Nein danke, das hatte er hinlänglich ausprobiert. Als könnten nicht vorhandene Pünktchen verschmelzen...
Eine Frau kam auf ihn zu. Dass er sich nicht sogleich abwandte, lag daran, dass sie nur umrisshaft gezeichnet war, eine Ausnahme in diesem Kosmos der Eitelkeiten. »Übersättigt?«, fragte sie.
»Eher verhungert. Schon vor einer Ewigkeit.«
»Schwierig, das hier zu verdauen, ohne Magen, hm?«
Immerhin, sie besaß einen ansprechend zynischen Humor und ausreichend Charakter, sich den Tatsachen nicht zu verschließen. Das Gros der Untoten weigerte sich, die wahre Natur ihrer auf Lug und Trug gebauten Existenz zu akzeptieren. »Kennen wir uns?«
»Einseitig.« Sie winkte ihn in eine Nische und vollführte eine Armbewegung, wonach ein Vorhang aus faustgroßen, mattschwarzen Perlen sie den Blicken der Übrigen entzog. »Soll heißen, wir sind uns begegnet, aber da warst du bloß noch ein Fleischklumpen. Allerdings mit intaktem Gehirn und einer gut dokumentierten Wettleidenschaft, weshalb ich dich zur Weiterverwendung in der Zweitlebenssphäre empfohlen habe.«
»Du?« Ihre Anmache klang origineller als das meiste, was er sonst hörte. Freilich bestand hierorts an Scharlatanen und Wichtigtuern kein Mangel. »Falls das stimmen sollte - erwarte dir keine Dankbarkeit. Lieber wäre ich in aller Ruhe verreckt.«
»Tja, dumm gelaufen. Was würdest du davon halten, wenn ich dir eine letzte Herausforderung anböte?«
»Die wäre?«
»Ich wette mit dir um die freie Entscheidung über deinen Tod, dass es dir nicht gelingt, das gesamte positronische Netzwerk von Hrom-Connan zu sabotieren.«
»Weiter nichts, wie?«
»Doch. Du hast einen Standardtag Zeit, dich darauf vorzubereiten. Die Techniker dürfen es erst registrieren, wenn du das Zeichen zum Losschlagen erhalten hast, und dann muss es für ein Eingreifen von ihrer Seite zu spät sein.«
»Sonst noch was? Aus eigener Kraft fliegende Schweine? Komiker, die ohne Antigrav übers Wasser gehen?« Misstrauen war durchaus angebracht. Etliche der hier auf dem Programm stehenden Spielchen starteten damit, dass Verschwörungen eingefädelt und Revolutionspläne geschmiedet wurden.
»Ich soll dich von deinen Kumpels Dan und Ian grüßen lassen. Sie wünschen dir toi, toi, toi!«
Auch das musste nicht viel bedeuten. Selbstverständlich lag dem System ein Verzeichnis aller Sozialkontakte vor, die er während seines leiblichen Aufenthalts in der Kuppelstadt getätigt hatte. Obwohl gewöhnlich jede Erinnerung an das Vorleben peinlich vermieden wurde. Nichts existiert außerhalb des Innersten Netzes ... »Angenommen, ich steige darauf ein: Keine Ahnung, wo ich ansetzen sollte. Wäre das Netzwerk so einfach zu knacken, hätte es längst einer von uns zuwege gebracht. Kann mir nicht vorstellen, dass ich der Einzige bin, der den Großen Operator in den Hintern treten will, hihi.«
»Es hat bereits entsprechende Vorstöße gegeben, samt kleiner Teilerfolge. Sogar ohne Hilfestellung durch mich.«
»Wenn du so gut darüber Bescheid weißt - warum machst du's dann eigentlich nicht selber?«
Sie lachte trocken. »Ich werde anderweitig dringender benötigt. Leider
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