PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
gearbeitet zu haben. Wann war sie zum letzten Mal ausgelöst worden? Damals, 1303 NGZ, als Imperator Bostich das Göttliche Imperium ausgerufen und Terra okkupiert hatte. Damals hatte für sämtliche Agenten im Einflussbereich des Arkon-Imperiums, welchen Namen auch immer es damals gerade getragen haben mochte, die höchste Alarmstufe gegolten.
Natürlich hatte Botschafter Lampedusa nicht ganz unrecht, wenn er behauptete, dass die Aras seit Jahrhunderten keine Schweinerei mehr ausgebrütet hatten, zumindest keine große. So gesehen stellte Aralon sicher keinen unmittelbaren galaktischen Krisenherd mehr dar. Aber trotzdem musste man diesen Schauplatz stets im Blick behalten.
So definierte sich zumindest Bowitz' Selbstverständnis vom Wirken der Nachrichtendienste. Sie mussten insgeheim Informationen beschaffen, wenn möglich geheime, die die andere Seite für sich behalten wollte - und zwar, bevor die Gegenseite agieren würde. Deshalb verstörte es Bowitz zutiefst, dass er erst so spät von den Umbauten der Ouarantäneschiffe erfahren hatte. Zu spät für seinen Geschmack. Und den Selbstmorden und Ausfällen einiger Ara-Mediziner hätte er ebenfalls keine größere Bedeutung zugemessen, wenn der Überläufer ihn nicht auf ein gewisses Muster aufmerksam gemacht hätte.
Vom Ara-Toxin ganz zu schweigen.
»Hat das etwas mit unserem Einsatz zu tun?« Tsaksom Mun schaute kurz von den Kontrollen des Gleiters auf, senkte den Blick dann sofort wieder auf die Instrumente. Sie stellte im Prinzip die ideale Agentin dar: klein, unscheinbar, mausgrau. Eine Frau, deren Gesicht man sah und das man sofort wieder vergaß. Sie verschmolz mit jeder Menge. Aber sie war perfekt ausgebildet, zäh, energisch und erfahren.
Bowitz hätte ihr Alter nicht einmal schätzen können, hatte er es nicht aus ihrer Akte gekannt. Sie hätte genauso gut 60 wie 120 Jahre zählen können.
»Nein. Lampedusa hat die Alarmstufe unabhängig davon ausgerufen.«
»Lampedusa also. Sieh an.« That Horel bedachte Bowitz mit einem Blick, der Bände sprach. Das glaubst du doch selbst nicht.
Nun ja, Arturo war der Botschafter, Tankred nur der Kulturattaché. Die Befehlshierarchie war ein wenig süffisant und insgesamt eher ungenau definiert, aber alle in diesem Gleiter wussten, wer der eigentliche TLD-Chef auf Aralon war.
Auch wenn er sich vom Botschafter manches absegnen lassen musste.
»Sollen wir irgendwo am Straßenrand landen? Die Positronik kann uns ja einen Kaffee kochen.« Hern Stenal verzog das Gesicht. »Wir haben sonst ja nichts mehr zu besprechen und könnten uns ein Tässchen gönnen.«
Bowitz lächelte schwach. Jeder reagierte vor solch einem Einsatz anders. Der eine blödelte herum, bis sich die Balken bogen, der andere griff auf Meditationstechniken zurück, um sich konzentrieren zu können. Der dritte starrte einfach ins Nichts und war nicht ansprechbar.
Jeder hatte seine Methode, um mit der Angst fertig zu werden.
Das änderte aber nichts daran, dass sie verdammt gute Leute waren.
Bowitz kannte jeden von ihnen, wichtiger noch - vertraute jedem, sofern er überhaupt jemandem vertrauen konnte. Oder besser gesagt: Er vertraute ihnen noch am meisten.
Er hatte zahlreiche Einsätze mit ihnen er- und überlebt. Mit dem einen hatte er bei einer Beschattung wochenlang Nacht für Nacht in einem Gleiter gesessen, mit dem anderen hatte er einen entlarvten Doppelagenten liquidiert, mit dem dritten ein Attentat auf einen hoch dekorierten Würdenträger einer hinterwäldlerischen arkonidi-schen Kolonialwelt simuliert, nur um den wechselwilligen potenziellen Überläufer unauffällig aus dem Verkehr ziehen zu können.
Es waren nicht unbedingt die Besten, die Bowitz für diesen Einsatz herangezogen hatte, sondern diejenigen, von denen er am wenigsten annahm, dass einer von ihnen die undichte Stelle, der Verräter war. Wobei er genau wusste, dass er sich damit auf dünnes Eis begab. Leute, die für die andere Seite arbeiteten, liefen nur selten mit einem Schild mit der Aufschrift Doppelagent auf der Stirn herum.
Falls es diese undichte Stelle überhaupt gab. Falls er sich nicht in irgendetwas verrannt hatte und wirklich schon Gespenster sah. Falls der gesamte TLD nicht ganz einfach geschlafen oder die Aracom -oder wer auch immer - besonders gute Arbeit geleistet hatte.
»Was ist nun mit dem Kaffee?«, fragte Hern. Er war der Witzemacher, der hagere, wuselige Typ, der immer einen dummen Spruch auf den Lippen hatte.
That knurrte nur. Der große, gut
Weitere Kostenlose Bücher