PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
jetzt die fünf Phasen des Ara-Toxins präsentieren. Die erste Phase ist der erwähnte Befall. Die zweite Phase ist die Anpassung. Der Stoff beginnt eine Art Kommunikation mit der Umwelt, untersucht sie und passt sich ihr durch Mutation an. Sofort. Allerdings bleibt es nicht bei einer Mutation. Ara-Toxin mutiert endlos weiter. Ihr müsst euch das so vorstellen: Der Stoff ist ein erbarmungsloser Killer. Er sucht nach einem Weg, die Lebensformen, die ihn umgeben, auszurotten und stattdessen sich selbst zu etablieren.«
»Macht das nicht jeder Krankheitserreger?«, warf Tifflor ein.
»In gewisser Weise schon«, gab Pron Dockt zu. »Aber Bakterien und Viren mutieren zufällig, und nur manchmal gelingt es einzelnen Mutationen, sich in anderen Lebensformen einzunisten. Ara-Toxin hingegen ist darauf programmiert, bewusst jede Art von Mutation zu versuchen, um zu töten.« Er suchte nach einem passenden Vergleich. »Wie ein intelligentes Lebewesen in einer Welt von körperlich überlegenen Feinden, das immer wieder neue Waffen entwickelt, um diese Feinde zu besiegen. Und doch anders, viel tückischer. Es benutzt keine äußere Waffe, sondern schleicht sich in das Innere des wehrlosen Gegners, probiert immer wieder etwas Neues aus, bis es die passende Angriffsform gefunden hat. Es sickert in die prokaryotischen Zellen ein, verschmilzt mit ihnen, bleibt in ihnen jedoch als biologisches Programm bestehen, gewissermaßen als hyperenergische Erinnerung. Das ursprüngliche Ara-Toxin zerfällt in Sandschlacke und Wasser. Das alles dauert in der Regel acht bis zehn Wochen.«
Pron Dockt stockte, und eine Weile sah es so aus, als würde er sich nur noch mit sich selbst beschäftigen wollen. Vielleicht war er der Meinung, dass diese Mitteilungen genügten. Oder er nahm sich im Geiste bereits ein anderes Objekt aus seiner Fundgrube vor, um es zu erforschen.
»Weiter!«, mahnte ihn Rhodan. »Du hast von fünf Phasen gesprochen, aber nur zwei genannt.«
Der Ara erwachte aus seiner Versunkenheit. »Ja, das ist wahr. Kommen wir zur dritten Phase. Auf die Einnistung erfolgt der eigentliche Befall. Wie ihr vielleicht wisst, haben prokaryotische Zellen keinen richtigen Zellkern und einen überaus einfachen inneren Aufbau.«
»Ich weiß das nicht«, merkte Zhana an. »Würdest du bitte erläutern, um welche Lebensformen es geht? Sind es Pflanzen?«
Pron Dockt machte eine abfällige Handbewegung. »Pflanzen sind viel komplexer. Nein, es handelt sich um Bakterien, extrem einfache Lebensformen, die aber ausgesprochen flexibel und überlebensfähig sind, dazu im Stoffwechsel und der Lebensweise äußerst unterschiedlich. Es gibt Bakterien, die hohe Temperaturen, ein saures Umweltmilieu und extreme hydrostatische Druckverhältnisse aushalten. Manche benötigen Sauerstoff, für andere ist Sauerstoff Gift, manche betreiben Fotosynthese und so weiter. Um das Bakterienchromosom hinter der Zellwand zu zerstören, entwickelt Ara-Toxin ständig wechselnde Angriffsstrategien. Hat es die Hürde genommen, widmet es sich den eukaryotischen Zellen des Biotops, in dem die Bakterien gelebt haben. Das ist die vierte Phase.« Er sah Zhana an. »Um deiner Frage zuvorzukommen: Eukaryotische Zellen werden auch Euzyten genannt und haben einen Zellkern, sind insgesamt komplexer angelegt. Zu ihnen zählen alle pflanzlichen Zellen, alle Pilzzellen und letztlich auch alle Tierzellen. Um zu den Euzyten vorzudringen, braucht Ara-Toxin einen längeren Zeitraum - etwa zwei Jahre.« Er legte erneut eine kleine Pause ein, versank aber nicht in Geistesabwesenheit. »Zuerst zersetzt das Ara-Toxin die Zellmembran und attackiert die DNS, also die genetische Erinnerungskette. Der Zellkern wird durchdrungen, die Mitochondrien - gewissermaßen die Energieantreiber der Zelle -werden befallen und durch übermäßige Zugabe von molekularem Sauerstoff gezündet, sodass die Zelle verbrennt.«
»Wieso kommt es auf Remion zeitgleich zu unterschiedlichen Formen des Befalls?«, fragte Tifflor. »Warum stirbt nicht alles Leben auf einmal, wenn das Ara-Toxin diese Phase erreicht hat?«
»Es gibt eine evolutionäre Leiter, die das Ara-Toxin erklimmt, aber auch ein Wachsen in die Breite, das es bewältigen muss«, antwortete Pron Dockt. »Was die Höhe angeht, erweist sich erneut die Intelligenz des Stoffes. Er arbeitet sich von einfachen Mehrzellern bis zu den komplexesten Lebensformen vor und folgt dabei der biologischen Evolutionsleiter. Diese Tatsache mag etwas mit der Interaktion auf
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