PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
Pflanzen und Tieren untergehen zu sehen, erleben zu müssen, wie all diese Kreaturen so unendlich leiden und sterben müssen. Wenn es doch wenigstens ein sauberer Tod wäre. Jedes Raubtier ist barmherziger zu seinem Opfer. Aber dieses elend lange Sterben.« Er hielt kurz inne, schüttelte sich und fuhr dann fort: »Erst waren es nur die Pflanzen, die eingingen, danach die Insekten, Schnecken, Frösche, später die Vögel und Säugetiere. Als würde das Gift - oder was auch dahinterstecken mag - sich immer wieder neu anpassen. Und es gibt regionale Unterschiede. Die Entwicklung ist nicht überall gleich weit fortgeschritten. Als hätte man das Gift an verschiedenen Orten ausgebracht, von denen aus es sich voranfrisst. Wie ein Waldbrand, der sich aus einer Vielzahl von verstreuten Brandherden entwickelt.« Er hielt kurz inne. »Als es alles immer schlimmer wurde, habe ich mich entschlossen, nach Extebosch zurückzukehren, um meinen Verdacht gegen die huebochas zu beweisen. Trotz Carmen, die ich hier noch vermutete, trotz Raol, von dem ich nicht wusste, dass er längst tot war, und trotz Rumela.« Er sah Garcia an. »Du hast mich gefragt, was mich an diese Stätte des Todes getrieben hat. Jetzt weißt du es. Ich bin wegen der Aras hier. In der Hoffnung, dass ich einen Beweis finden kann. Und mit der unklaren Vorstellung, dann irgendetwas gegen sie unternehmen zu können - was und mit welcher Unterstützung auch immer.«
»Aber du hast keinen Beweis gefunden«, sagte Garcia. »Oder?«
Marco musterte ihn eingehend. »Du bist Polizist. Was ist für dich ein Beweis?«
»Etwas, das vor Gericht Bestand hat.«
»Dann habe ich in der Tat keinen Beweis.«
»Ich bin nicht nur Polizist, sondern auch ein Mensch«, ergänzte Garcia und fügte hinzu: »Aus der Sicht eines Menschen gibt es auch andere Beweise. Man kann sich zum Beispiel selbst etwas beweisen. Oder man hat Informationen, die nicht oder erst im Kontext mit anderen Informationen einen Beweis ergeben.«
Marco dachte darüber nach. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich habe in der Tat etwas gesehen und gehört, was für mich selbst ein Beweis ist, aber für andere nur dann, wenn sie mir Glauben schenken.«
»Erzähl«, forderte Garcia ihn auf.
Marco hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, als er den Gleiter im Hangar einparkte. Extebosch... Die Erinnerungen an die Ereignisse vor drei Jahren brandeten wie eine Springflut gegen die Schutzdämme, die er sich im Laufe der Zeit aufgebaut hatte. Obwohl er sich im Geiste oft genug auf die Konfrontation mit Carmen, Rumela und Raol vorbereitet hatte, wusste er noch immer nicht, wie er ihnen begegnen sollte. Was, wenn Carmen und Raol inzwischen ein glückliches Paar waren, vielleicht geheiratet und Kinder hatten.? Und dann tauchte er auf, wie ein Schatten aus der Vergangenheit. Was sollte er sagen, was würden sie sagen? Oder würden sie gar nichts sagen, sondern einfach die Tür zuknallen, sobald sie sahen, wer auf der Matte stand?
Ein Feigling war Marco niemals gewesen. Er entschloss sich, das Ganze offensiv anzugehen. Ursprünglich hatte er vorgehabt, den Hut tief ins Gesicht zu ziehen, sich wie ein Dieb durch die Siedlung zu schleichen, in der Hoffnung, dass ihn niemand erkennen würde, und den kürzesten Weg zur forastera der Außenweltler zu wählen. Oder sogar die Siedlung zu meiden und sich am Boden einen Weg durch die gigantes zu bahnen.
Aber er war kein Dieb. Schleichen lag ihm nicht. Außerdem wusste er, dass die Hangars überwacht wurden. Schlimmer noch als die Begegnung mit den ehemaligen Freunden war die Vorstellung, dass jemand auf der Hacienda Carmen erzählen könnte: >Dein früherer Liebhaber Marco war hier. Aber er war wohl zu feige, dich zu besuchen.< Also machte er es offiziell. Er ging zum gremio-Haus, gab seinen Chip ab und sagte, er werde sich für ein paar Tage hier aufhalten, vielleicht auch länger. Er wurde freundlich behandelt und bekam ein Gästezimmer zugewiesen.
Er war entsetzt über das Ausmaß der Schäden, die die Seuche angerichtet hatte. Die gigantes standen kurz vor dem Zusammenbruch, es gab nur noch traurige Reste von Symbiontenpflanzen, und die Tiere, die er sah, waren todkrank.
Diese huebochas. Wenn sie das wirklich verschuldet hatten, würde er sie umbringen! Das war der erste Impuls. Aber er wusste zugleich, dass er es nicht tun würde. Er war kein Mörder. Und ihr Tod konnte das alles nicht ungeschehen machen. Im Gegenteil. Dass die Aras ein Gegengift präsentieren würden, war im
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