PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
bereits während seiner früheren Aufenthalte in Apsuhol die Evolution der Aras beobachtet. Sie wurden nicht zu einem Volk der Allgemeinforscher, sondern spezialisierten sich auf den breiten Zweig der Medizin, legten ihre Spielregeln dafür fest, adaptierten das passende Gesellschaftssystem.
Ihre Körper veränderten sich. Aset-Radol konnte nicht sagen, ob die Ausformung des Spitzkopfes und die Ausdünnung der Körperbehaarung Folge seines Eingriffs war oder ob frühe Generationen der Aras durch riskante Selbstversuche diese markanten Merkmale gezüchtet hatten, um sich stärker von Mehandor und Arkoniden zu unterscheiden.
Es war ihm einerlei. Wichtig erschien ihm, eine gesunde Balance zwischen Einflussnahme und Laissezfaire zu finden. Niemals durften die Aras ihr überhöhtes Selbstbewusstsein verlieren, stets sollten sie sich über ihre Schwächen im Klaren sein.
Bald nannten sie sich die »Galaktischen Mediziner«. Sie leisteten Großartiges auf ihrem Fachgebiet, standen aber andererseits den expansionistischen Bestrebungen der Arkoniden hilflos gegenüber. Deren bewundernswerte Kaltblütigkeit, gemischt mit einem schier unbezähmbaren Willen, brachte das Große Imperium auf einen Kurs, sodass Aset-Radol immer wieder mal ins Grübeln kam. Hatte er auf die falsche Karte gesetzt? Hätte er sich doch der arkonidi-schen Herrscherhäuser annehmen und dort seinen Einfluss geltend machen sollen? Die Dynastie der Orbanaschols schien besonders prädestiniert dafür zu sein, den Einflussbereich der Arkoniden weit über deren Kerngebiet hinaus auszudehnen.
Die Kriege gegen die Methanatmer veranschaulichten, dass es mit Gewalt allein nicht getan war. Unter großen Opfern wurden die Maahks, vor denen auch Aset-Radol gehörigen Respekt - um nicht zu sagen: Angst - hegte, zurückgetrieben. Das aggressive Vorwärtsdrängen der Arkoniden endete für eine Weile. Sie mussten ihre Wunden lecken, sich der Situation in ihren Kerngebieten besinnen und widerspenstige Satellitenreiche neu eingliedern.
Aset-Radol, für den ein Jahr wie ein Tag und ein Jahrhundert wie ein Jahr verging, fühlte sich bestätigt: Herrschaftsansprüche und Macht waren Dinge, die kamen und gingen, scheinbar uralten Gesetzen gehorchend. Wollte er sich selbst für längere Zeit ganz oben etablieren, musste er es äußerst geschickt angehen und mit der Abgeklärtheit größter Erfahrung handeln.
Und er benötigte dringend einen Erfüllungsgehilfen. Ein Wesen, das er vorschicken konnte, das für Aset-Radol die Drecksarbeit erledigte und ihn in scheinbarer Unsichtbarkeit die große Planung erledigen ließ.
Er fand seinen »Mann« durch reinen Zufall.
Die Welt hieß Flaun. Die Flaunesen hatten es niemals geschafft, eine gesamtplanetare Regierungsform auszubilden. Die Bevölkerungen von sieben kleineren Kontinenten mochten einander nicht, und sie legten großen Wert auf soziokulturelle wie gesellschaftssystemati-sche Unterschiede.
Aset-Radol faszinierte die Vielfalt auf dem tefrodgroßen Planeten. Die Flaunesen, stierähnliche Geschöpfe mit Augäpfeln, die an langen, knöchernen Tentakeln hingen, gaben sich mit unerschöpflicher Leidenschaft dem Streit innerhalb ihrer kontinentalen Sippen und Häuser hin. Sie schmiedeten Allianzen, die meist nicht lange hielten, stritten und trugen auf neutralen Inselgebieten ihre Schlachten aus. Nach Sieg oder Niederlage hielten sie für eine Zeit lang erschöpft inne. Um neuen Schwung für weitere Auseinandersetzungen zu nehmen.
Flaun war aus einem Grund, den niemand mehr so richtig kannte, Anlaufpunkt für abenteuerlustige Touristen und Arbeit suchende Prospektoren aus weiten Teilen der Milchstraße geworden. Geheimdienstleute und Vertreter krimineller Vereinigungen aus dem arko-nidischen Reich saßen in den Kaschemmen der sieben Hauptstädte beisammen und schmiedeten merkwürdige Bündnisse. Fantan-Leu-te berauschten sich am kristallklaren Flaun-Wasser, Naats boten ihre Dienste in gewaltigen Kampfarenen an, Golgoiden schabten Teile ihrer biogenetisch veränderten Schuppen ab und verkauften sie als äußerst wirksames Rauschgift. Die Dreißigtausend Falotten des Homplat-Nebels wetteiferten in ihren Weissagungen, um sich, im Falle eines Irrtums, reklameträchtig in aller Öffentlichkeit zu entleiben. Eine heruntergekommene, bunte Welt war Flaun, in der das Wort »Moral« Gelächter auslöste und Rechtschaffenheit Entsetzen unter der Bevölkerung. Nur derjenige brachte es zu etwas, der sich nicht an Regeln und Vorschriften
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