PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
psionische Aufladung gespürt. Rund acht Jahre war das inzwischen her. Im Schwarm, auf GEPLA-II, hatte er das Mädchen und die Säule wieder gesehen. Warum hätte er zu dem Zeitpunkt daran zweifeln sollen, dass es sich um ein und dasselbe Objekt gehandelt hatte? Aber nun ... ? Er fragte sich, wer die Obelisken erschaffen hatte — und vor allem, zu welchem Zweck. An einen puren Zufall zu glauben erschien ihm abwegiger als jede Spekulation.
Falls diese Steinsäulen wirklich in den Schwarm gehörten ... Er brachte den Gedanken nicht zu Ende; sein Blick wanderte zum Horizont und höher, bis fast in den Zenit. Wonach suchte er? Fremde Raumschiffe, die über RQM II erschienen, um die Säulen abzutransportieren?
»Es sind genau 729 schattenlose Steine.« Theodorich Kopetzky riss ihn aus seiner Verlorenheit. Der Pilot und Vivian DeBleue hatten den Shift inzwischen ebenfalls verlassen und standen hinter ihm. »Rein mathematisch gesehen die Kubikzahl von neun. Das hat eine Bedeutung.«
»Was wissen Sie darüber, Mr. Saedelaere?«, fragte die Hyperphysikerin.
Alaska streifte sie mit einem knappen Seitenblick. »Nichts«, sagte er und schickte sich an, weiterzugehen.
»Ich nehme an, Sie kennen das Putoron-Shin-System«, fuhr DeBleue fort.
»Nein«, sagte Alaska, ohne sich umzuwenden.
Die Frau zögerte, dann nickte sie heftig. »Die MARCO POLO brach 3437 zur Expedition in die Heimatgalaxis der Cappins auf«, entsann sie sich. »Natürlich. Ich kann mir vorstellen, dass es auf dem Flaggschiff genug zu tun gab. Kaum einer wird zu dem Zeitpunkt banale Nachrichten beachtet haben. Deshalb haben Sie vermutlich einiges verpasst. So warten Sie doch!«
Alaska war mit jedem Schritt schneller geworden. Das Obeliskenfeld machte auf ihn den Eindruck einer Kultstätte. Oder eines ausgedehnten Friedhofs, auf dem die Säulen so etwas wie Grabsteine darstellten.
Vielleicht war Kytoma in der Nähe. Alaska hastete weiter. Unbarmherzig brannte die Sonne auf ihn herab. Dass die Hyperphysikerin nicht Schritt halten konnte, fiel ihm nicht auf, ebenso wenig, dass sie den Piloten aufforderte: »Sagen Sie es ihm, Mr. Kopetzky!«
Du quälst dich in Gedanken und suchst vergeblich nach einer Erinnerung. Die sonnendurchglühte Ebene erscheint dir vertraut. Dennoch kannst du nicht beschwören, dass du wirklich schon auf dieser sterbenden Welt gewesen bist.
Der Gedanke, dass du dich selbst betrügst, wird unerträglich. Warum verschließt sich dir die Wahrheit? Ist deine Hoffnung, du könntest vieles ungeschehen machen, nur eine barmherzige Lüge? Finde dich endlich damit ab, anstatt zeitlebens einem Phantom nachzujagen. Du allein kannst die Uhr nicht zurückdrehen.
Dennoch gehst du weiter. Zwischen den Obelisken hindurch, so weit dich deine Füße tragen werden. Die stummen steinernen Wächter starren dich an. Sie kennen die Wahrheit, davon bist du überzeugt. Seit Jahrtausenden stehen sie in der Ebene, du spürst ihre zeitlose Aura deutlicher, je weiter du vordringst. Und sie registrieren deine Anwesenheit.
Die Luft über der Ebene flimmert und lässt die Obelisken in ihrer Vielfalt wie lebende Wesen erscheinen.
Du zwingst dich zu jedem neuen Schritt. Im Sonnenlicht wird die Silhouette des fernen Gebirges deutlicher. Du kennst diese Kulisse aus deinen Albträumen, nur ist sie hier und jetzt kein Traum.
Eine unglaubliche Stille hüllt dich ein, als hättest du vor wenigen Minuten eine unsichtbare Grenze hinter dir gelassen.
Die Obelisken scheinen vor dir zurückzuweichen. Sie öffnen den Zugang zu etwas — Unsichtbarem.
Erinnere dich, Alaska Saedelaere!
Nach vierzehn Jahren bist du endlich am Ziel.
»Da ist nichts. Selbst die Grobjustierung zeigt nichts an außer einem schwer zu bestimmenden Energiefluss. Meiner Meinung nach ist das eine Materialeigenschaft der Obelisken.«
Theodorich Kopetzky hatte zu Saedelaere aufgeschlossen. Der Reihe nach richtete er ein kleines Messgerät auf die am nächsten stehenden Steine, wobei er die Hand so hielt, dass Alaska die Anzeigenskala gar nicht übersehen konnte.
»Was wir hier sehen«, der Pilot deutete eine knappe Rundumbewegung an, »ist eigentlich nichts Besonderes. Auf dem dritten Planeten des Puntoron-Shin-Systems wurden schon vor Jahren gut drei Millionen dieser Steine entdeckt.«
Saedelaere ignorierte ihn.
»Das war ungefähr zu der Zeit, als die MARCO POLO nach Gruelfin aufbrach.« Kopetzky machte eine umfassende Handbewegung. »Dagegen ist das hier nur eine bedeutungslose
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