PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
fixierte das Holoplättchen, das Saedelaere ihm hinhielt. Zwei, drei Sekunden lang umfloss ein amüsiertes Lächeln seine Mundwinkel, bevor er ein ungläubiges Lachen ausstieß. »Das ist eine Zaliterin, nicht wahr? Das kupferfarbene, grünstichige Haar ... « Er stutzte. »Das Holo entstammt terranischer Subkultur, nicht wahr? Vor Jahren kursierten solche ... «
»Bemühen Sie sich nicht«, unterbrach Saedelaere. »Das Bild hat mir ein Kollege zugesteckt, bevor ich ... Jedenfalls entsinne ich mich.«
»Und weiter?«
Keine Antwort. Als Alaska suchend um sich schaute, registrierte der Pilot einen kühlen Hauch, eine Berührung tief im Innern, die ihn frösteln ließ. Für Sekundenbruchteile glaubte Kopetzky, Werden und Vergehen des Kosmos zu spüren, zusammengestaucht auf einen unglaublich kurzen Moment. Es war, als hätte ihn Gottes Atem gestreift.
Die Anzeige des Handscanners schien auf banalen Werten eingefroren. Kopetzky hasste Technik, die nicht funktionierte. In einem achtlosen Reflex, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu werden, ließ er das Gerät fallen.
Alaska Saedelaere ging weiter. Doch seine Bewegungen wirkten eigenartig. Etwas Unheimliches ließ seine Umrisse verwischen wie bei einem verblassenden Hologramm.
Kopetzky wollte eine Warnung rufen — er konnte es nicht. Wie gebannt reagierte er auf die Veränderungen, die sogar die Atmosphäre in ein zähflüssiges Medium verwandelten. Die Zeit veränderte sich oder der Raum. Jedenfalls hatte es den Anschein, als würde die Realität ausgelöscht.
Auf einer Fläche von mehreren Metern existierte der Wüstenboden nicht mehr. Geblieben war ein Nichts, weder Schwärze noch Transparenz, noch irgendetwas sonst, was sich mit menschlichen Sinnen erfassen ließ. Kopetzkys Vermutungen überschlugen sich. Trotzdem wagte er nicht, die Erscheinung zu deuten.
Alles, was denkbar ist, wird eines Tages auch machbar sein, ob mit technischen Mitteln oder mit der Macht des Geistes. Wichtig ist nur, den Glauben daran nie zu verlieren. Sätze wie dieser waren bezeichnend für den menschlichen Forschungsdrang. Oder sollten sie unterschwellige Ängste kaschieren? Ängste vor einer anderen als der gewohnten Wirklichkeit, die alles in Frage stellte, was fest und unabdingbar erschien?
Saedelaere stand jetzt am Rand des Nichts, und sein Cappin-Fragment verbreitete eine pulsierende Aura.
Stimmen redeten auf Kopetzky ein, bedrängten ihn. Verglichen mit dem innigen Frieden, den er eben noch zu spüren glaubte, wirkten sie bedrohlich.
»Warum antworten Sie nicht? Was ist los?«
»Wir warten nicht länger.« Das war der Major.
Aus den Augenwinkeln heraus sah Kopetzky den Flugpanzer näherkommen. Mit aktiviertem HÜ-Schirm glitt der Shift über die Obelisken hinweg. Das war der Moment, in dem er endlich die Starre überwand. Mit mehreren schnellen Sätzen sprang er zu Saedelaere, um den Transmittergeschädigten aus der Gefahrenzone zu zerren.
Es war zu spät.
Alles um ihn herum erstarrte in diesem einen Augenblick in Reglosigkeit. Die Zeit hielt den Atem an.
Das war der letzte bewusste Eindruck, den Kopetzky in sich aufnahm.
Dann war alles anders.
16.
Du spürst eine starke Übelkeit. Jede Zelle deines Körpers scheint in einer heftigen, vibrierenden Bewegung gefangen zu sein.
Es ist intensiver als beim ersten Mal. Dieser Gedanke, auch wenn er dich erschreckt, hat zugleich etwas Erleichterndes. Leider kannst du ihn nicht festhalten. Die Leere, die sich in dir ausbreitet, verschlingt alles.
Orientierungslos taumelst du durch ein Nichts, das es nach menschlichem Verständnis gar nicht geben dürfte. Oben und Unten, Rechts und Links werden so irrational wie die Frage nach dem Ort an sich.
Du denkst, also existierst du. Versuche aber nicht herauszufinden, wo oder wann — dein Zustand ist ein zeitloses Schweben ...
... im Nichts.
Du kennst das, denn da ist der Hauch einer Erinnerung in dir.
Setze dich nicht dagegen zur Wehr! Lasse dich treiben! Die Schwärze ist nur Ausdruck von etwas Unverständlichem, vergleichbar dem wesenlosen Wogen des Linearraums. Mit anderen Sinnen könntest du vielleicht buntes, üppiges Leben ringsum erkennen. Was weiß der Mensch denn schon vom wahren Wesen der Zeit und der Dimensionen?
Du atmest nicht. Diese Feststellung jagt neue Hitzewallungen durch deinen Leib. Und eine unsichtbare Kraft, der du nicht widerstehen kannst, zerrt an dir.
Gleich wirst du festen Boden unter den Füßen spüren ... Woher du das weißt? Die
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