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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schwankte, das spürte er deutlich. So ungefähr fühlte man sich auf der brüchigen Eisdecke eines zugefrorenen Gewässers.
    Eine Handspanne noch. Zentimeterweise glitt Alaska vorwärts. Mit den Fingerspitzen berührte er schon Kopetzkys Handgelenk, während ein dumpfes Knacken den Steg durchlief. Die Augen des Piloten weiteten sich entsetzt, als die Planke splitterte und seinem Gewicht nachgab. Doch schon im nächsten Moment verkantete sich das Material.
    Das »Festhalten!« war Saedelaere im Hals stecken geblieben. Die Planke, an der Kopetzky nur noch mit den Ellenbogen hing, bog sich weiter durch. In das dumpf splitternde Geräusch, mit dem sie endgültig brach, mischte sich das Gurgeln des Piloten. Zugleich umklammerten Alaskas Finger Kopetzkys Handgelenk.
    Der Mann war keineswegs füllig, aber schlank eben auch nicht, und die Tatsache, dass er mit dem freien Arm wie ein Ertrinkender um sich schlug, machte es für Saedelaere nicht gerade leichter. Trotzdem konnte der Transmittergeschädigte Kopetzky wenigstens halb auf den Steg zurückziehen.
    »Danke, Sir!« Dumpf schlug Kopetzkys Hand gegen den geschlossenen Helm, als er fahrig versuchte, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. »Ich bin keine große Hilfe, nicht wahr?«, fügte er stockend hinzu, und als Saedelaere weiter schwieg: »Wo sind wir hier, was ist das für ein Bauwerk?« Hastig nestelte er das Messgerät vom Gürtel, aber der Monitor zeigte nur eine verzerrte Null-Linie. »Eine Dimensionsfalte?«
    »Das oder etwas Ähnliches«, antwortete Saedelaere. »Kommen Sie! Ein Steg führt immer irgendwo hin. Andernfalls wäre er nutzlos.« Mit einer knappen Geste deutete der Transmittergeschädigte geradeaus. »Wenn mich nicht alles täuscht, bietet sich uns bald ein unglaublicher Ausblick.«
    »Sie wissen ... ?«
    Tief atmete Alaska Saedelaere ein. »Ein Gefühl, nicht mehr«, sagte er. »Und Gefühle sind selten logisch.«
     
     
    Der Übergang vollzog sich unmerklich. Aus dem wogenden blassen Grünblau wurde eine matte Schwärze: der Weltraum und darin eingebettet Myriaden von Lichtpunkten. Viele nur verschwommen und sehr weit entfernt, andere deutlicher in ihrer Spiralstruktur und einige wenige so groß, dass der innere Aufbau ihrer Arme klar zu erkennen war. Jedes dieser Gebilde stand in einem anderen Blickwinkel zu den Betrachtern, und fast zum Greifen nahe schien eine der farbenprächtigsten Spiralen überhaupt. Blaue Sterne und Sternhaufen folgten den Schwerkraftlinien der geschwungenen Arme, während die kosmische Materie zwischen ihnen in intensivem Grün schimmerte. Zum Zentrum hin hüllte sich die Sternenfülle in ein kräftiges Orange, und grelles Weiß prägte die Zone der dichtesten Population.
    »Mein Gott«, stieß Kopetzky hervor, »das ist phantastischer als alles, was ich je gesehen habe. Dagegen ist die Milchstraße ... «
    »Sprechen Sie es ruhig aus«, forderte Alaska, als der Pilot wieder schwieg. »Dagegen ist unsere Galaxis ein kosmischer Hinterhof. Ich glaube, nur Perry Rhodan hat je etwas Ähnliches gesehen — in der Anfangszeit der Dritten Macht, als der Unsterbliche von Wanderer ihn auf die Reise nach Barkon mitnahm.«
    Kopetzky nickte irritiert. »Die Projektion ist faszinierend. Ich vermute ihren Ursprung in den Steinsäulen, als eine mentale Prägung, die den Eindruck der Realität erweckt.«
    »Wollen Sie behaupten, wir stünden noch in der sengenden Hitze des Roten Riesen?«
    »Wo sonst?«
    Fordernd streckte Saedelaere die Hand aus. »Ihren Scanner, bitte!«
    Kopetzky gab ihm das Messgerät. Alaska aktivierte den kleinen Bildschirm, dann schleuderte er den Scanner mit einer knappen Bewegung in die Höhe. Entgegen der vermeintlichen Schwerkraft driftete das Gerät davon. Sekundenlang funkelte es noch im Widerschein der Galaxien, bevor es mit der Schwärze verschmolz.
    »Einen anderen Beweis kann ich vorerst nicht antreten«, sagte der Transmittergeschädigte.
    »Der Steg scheint uralt zu sein ... «
    » Er ist uralt! Glauben Sie es mir, Mr. Kopetzky. Ich datiere ihn mindestens auf die Zeit, als der Schwarm zum ersten Mal die Milchstraße durchquerte.«
    Der Pilot kniff die Brauen zusammen. »Natürlich kenne ich die Ergebnisse Ihrer GEVARI-Mission. In den Mannschaftsquartieren der MARCO POLO wurden die Zahlen ausgiebig diskutiert. — Vor einer Million Jahren hatte der Schwarm die Aufgabe, den Funken der Intelligenz zu verbreiten; aber seine Herrscher von einst wurden von den Götzen entmachtet.« Er räusperte sich.

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