PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
sich die Verwirklichung unter besseren Umständen gewünscht hätte und dass er die Veränderung in seinem Gesicht verfluchte, die ihn zum Aussätzigen machte, war das Einzige, was wehtat.
Aus den mehr als einhundertfünfzig Anfangssequenzen der Bildwand filterte er die für ihn interessanten heraus. Das Angebot reichte von Live-Nachrichten über wissenschaftliche Themen bis hin zu Medienproduktionen anderer galaktischer Völker, die eine absolut fremdartige Unterhaltungslandschaft dokumentierten.
Alaska ließ eine Weile vier unterschiedliche Formate gleichberechtigt nebeneinander laufen, aber eigentlich beachtete er sie gar nicht. In Gedanken weilte er auf einer sterbenden Welt im Schein einer roten Riesensonne.
Millionen Sonnen in der Milchstraße hatten ihren Lebenshöhepunkt längst überschritten. Ihre Leuchtkraft betrug weit mehr als das Hundertfache Sols, und eines Tages würden sie ihre Planeten in einer gewaltigen Eruption verschlingen.
Entsprang das Bild seiner Phantasie? Er wusste es nicht. Doch falls diese Welt wirklich existierte ...
Ein durchdringender Summton schreckte ihn auf. Zugleich zeigte die Bildwiedergabe in einer Einblendung der Außenüberwachung zwei Roboter des zentralen Versorgungs-Service.
»Was gibt es?«, fragte Saedelaere.
»Miss Andaman hat den Auftrag für ein spezielles Dinner erteilt.« Das war nicht mehr als eine Floskel. Die Roboter nahmen lediglich Rücksicht auf ihn als Gast. Wenn Liv einen Auftrag erteilt hatte, berechtigte dies die Roboter zum Betreten der Wohnung.
Irritiert schaute Alaska zu, wie die Maschinen den variierbaren Teil des Wohnraums veränderten. Innerhalb von Minuten entstand eine festliche Tafel. An den konkav gewölbten Tischenden formten Bodenelemente bequeme Sitzgelegenheiten, während unter dem Tisch Fußmulden zur Kompensierung der niederen Sitzhöhe entstanden.
»Was soll das?«, wollte Saedelaere wissen.
»Das sagt Ihnen Miss Andaman persönlich, Sir. — Sie hat soeben den Lift betreten.«
Augenblicke später stand Liv an der Wohnungstür. Alaska konnte gerade noch die Maske aufsetzen. Livs Siegermiene war unübersehbar.
»Wir haben es geschafft!«
»Willst du mir nicht sagen, was ... ?«
»Später. Erst feiern wir den Erfolg.«
Das Essen war ein Gaumenschmaus. Im Hintergrund erklang die Sternensymphonie. Zweimal setzte Alaska Saedelaere an, weil er von Liv eine Begründung hören wollte. Beide Male schüttelte sie lächelnd den Kopf und vertröstete ihn.
»Dann hör mir zu«, begann Alaska. »Ich wollte dir heute morgen schon erklären ... «
»Warum genießen wir nicht einfach den Augenblick?«
Weil ... Alaska Saedelaere hätte viele Argumente dagegen gehabt, doch er schwieg wieder. Eine Stunde mehr oder weniger, was spielte das noch für eine Rolle?
Nach dem Essen schenkte Liv zwei verschlungene Röhrengläser ein. »Auf unsere Zukunft«, sagte sie. »Und auf alles, was wir lieben.« Ihr Blick fraß sich an Saedelaere fest, und diesmal war es keineswegs die Maske, der ihre Aufmerksamkeit galt — sie ignorierte das kalte Stück Plastik, so gut sie eben konnte —, sondern ihre Augen schauten tiefer. Als wollten sie ihn sezieren.
»Heraus mit der Sprache!«, forderte sie endlich. Dass Alaska Saedelaere die Lippen zusammenpresste, konnte sie nicht sehen, doch sein knappes Kopfschütteln verriet genug.
»Erst du«, widersprach Alaska. Er drehte sein Glas unschlüssig zwischen den Fingern — bis er es ruckartig auf den Tisch stellte. »Ich habe nur nachgedacht«, murmelte er.
»Über uns?«
Alaska hob die Schultern, wollte sich gewohnheitsmäßig mit dem Handrücken über den Mund fahren, was Liv eher als Unentschlossenheit ansah, und stieß mit den Knöcheln an die Maske.
»Es gibt wieder Arbeit für dich«, begann Liv in dem Moment. »Heute Mittag war ich in der Filiale Ost der Whistler-Robotfabriken. Kurzum: Henry Whistler ist an dir für die Abteilung Forschung und Entwicklung interessiert. Spezialroboter für besondere Aufgaben, Alaska. Du allein, keine menschlichen Mitarbeiter, ausschließlich Roboter. Du könntest ohne Maske arbeiten.« Liv reagierte erst verwirrt und gleich darauf enttäuscht, als er nicht reagierte. »Na?«, fügte sie hinzu. »Was sagst du?«
»Klingt nicht schlecht.«
»Ist das alles?« Ihr war anzusehen, dass sie die Reaktion des Transmittergeschädigten nicht mehr verstand.
»Fast«, antwortete Saedelaere. »Ich wollte es dir schon heute Morgen sagen: Ich verlasse die Erde und gehe
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