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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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weg.«
    »Wohin?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das meinst du nicht ernst.«
    »Doch, Liv. Ich war immer von irgendwelchen Zwängen eingeengt. Jetzt ist es dieses ... Ding. Aber ich will frei sein. Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Ich muss mit mir selbst ins Reine kommen. Ich brauche keine Arbeit in einer Umgebung, die mich wieder eingesperrt.«
    »Und Whistler ... ?«
    Saedelaeres Schweigen war unmissverständlich.
    »Ich wollte dir nur helfen«, seufzte die Frau.
    »Das kann wohl niemand.«
    »Vielleicht Solarmarschall Deighton?«
    »Wieso ausgerechnet er?«
    »Die SolAb bietet viele Möglichkeiten.«
    Saedelaere winkte heftig ab. Eine Spur zu hastig vielleicht.
    »Du willst dir nicht helfen lassen«, schimpfte Liv. »Du gefällst dir in der Rolle des Opfers. Ist es nicht so?«
    »Du verstehst nicht ... «
    »Doch.« Sie schrie fast. »Ich verstehe sehr gut. Du wählst den leichtesten Weg. Weil es dir so gefällt. Dabei interessiert dich nicht einmal, ob du über Leichen gehst.« Liv stockte, als Alaska heftig zusammenzuckte. »Entschuldige, das habe ich nicht so gemeint. Ich ... « Schluchzend verstummte sie.
     
    Saedelaeres Hilflosigkeit wuchs mit jeder Sekunde. Zaghaft nahm er Liv in den Arm. »Es tut mir Leid. Ich weiß selbst nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Schlaf mit mir, Alaska!«
    »Bitte?«
    »Du sollst mit mir schlafen! Später kannst du meinetwegen deine Freiheit suchen, ich werde dich nicht mehr belästigen.« Mit einer ruckartigen Bewegung öffnete Liv Andaman den Magnetsaum ihres Oberteils. »Das Leben ist viel zu kompliziert. Dabei könnte alles so einfach sein.« Achtlos schleuderte sie den Stoff zur Seite. »Manchmal glaube ich, wir sind alle programmiert. Vielleicht ist das, was wir Leben nennen, nur eine virtuelle Realität, und unsere Träume offenbaren die reale Welt. Weißt du, wovon ich dann träumen möchte? Ach was, es interessiert dich ohnehin nicht.« Ihre Hände gingen auf Wanderschaft. Alaska saß stocksteif neben ihr, ein Roboter aus Fleisch und Blut, der schon jetzt in einer anderen Welt weilte.
    »Was willst du da draußen finden?«
    »Ich weiß es nicht.« Mit einem knappen, aber festen Griff schob der Transmittergeschädigte Livs Hände zur Seite, die nach seiner Maske tasteten.
    »Ich will dich sehen«, zischte sie. »Ich hab ein Recht darauf.«
    »Das hast du nicht.«
    »Nimm die Maske ab!«
    »Du bist verrückt, Liv.«
    Sie lachte schrill. »Ist das alles, was du zu sagen hast? Dann tust du mir Leid, Alaska. Du verstehst die Menschen nicht.« Mit beiden Fäusten begann sie auf seinen Brustkorb zu trommeln, und als Saedelaere sie festhielt, zog sie ihn mit sich auf die Polster. Augenblicke später wälzten sie sich fest umschlungen am Boden.
    »Nimm die verfluchte Maske ab und küss mich! Ich mach die Augen zu.«
    Alaska schwieg dazu. Weil Liv offenbar einsah, dass ihr Verlangen tödlich sein konnte. Mit bebenden Händen öffnete sie seine Kombination und streifte ihm den Stoff über die Schultern.
    Sie liebten sich mit einer Verzweiflung, die wusste, dass es ihre letzte gemeinsame Nacht war. Wie Ertrinkende krallten sie sich aneinander und hofften auf Rettung, die nicht kommen konnte. Noch einmal versuchte Liv, die Maske abzuheben, aber Alaska wehrte den halbherzigen Versuch ab.
    Dann schmiegte die Frau sich nur noch an ihn und war Sekunden später eingeschlafen.
    Zärtlich strich Saedelaere über ihr Haar. Ich kann die Verantwortung für dich nicht übernehmen, dachte er bedrückt. Ich komme mit mir selbst nicht ins Reine.
    Vergeblich versuchte er, die Augen offen zu halten. Aber schon nach wenigen Minuten schlief er ebenfalls ein.
    Wiederholt schreckte Alaska von Albträumen geplagt hoch. Liv versuchte, sein Gesicht zu sehen. Dann fanden sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss.
    Erst zum Morgen hin sank Alaska Saedelaere in einen wirklich tiefen und ruhigen Schlaf ...
    ... bis ihn ein eigenartiges Empfinden aufschreckte. Eine gewisse Leichtigkeit, als hätten die einengenden Mauern nie existiert. Aber erst in dem Moment, als Alaska zuckendes Fleisch unter seinen tastenden Fingern spürte, fiel jäh die letzte Schläfrigkeit von ihm ab.
    Die Maske hatte sich gelöst.
    Hastig griff er um sich — und stieß auf Livs Arm, der sich merkwürdig fest anfühlte. »Licht!«, schrie er. Die Fenster änderten ihre Transparenz, hielten die Helligkeit des fortgeschrittenen Morgens nicht länger zurück.
    Reglos lag Liv Andaman auf dem Rücken. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten zur

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