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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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verlegt hatte, hatte sich ihr bis dahin ohnehin steiniger Weg in einen mit zahllosen Fallen gespickten Hindernisparcours verwandelt. Als wartete man nur darauf, dass sie sich unachtsam in einer der subtilen Fallen verhedderte, um sie daraufhin geräuschlos abzuservieren, zurück nach Shaghomin zu schaffen, ihre Heimatwelt. Eine schlimmere Verbannung konnte sich das Establishment nicht vorstellen.
    Anfangs hatte Solina sich geweigert, es zu glauben. Hatte denn niemand an der Wahrheit Interesse? Wollte niemand erfahren, was vor über 50.000 Jahren im Solsystem seinen erschütternden Höhepunkt gefunden hatte? Die Bestien hätten die Lemurer um ein Haar ausgelöscht. Wären die Lemurer ihrem Ansturm unterlegen, gäbe es heute keine Menschen mehr - weder Akonen, noch Terraner oder Arkoniden, noch die vielen anderen Völker von Humanoiden. Abermilliarden hatten ihr Leben gelassen. Schuldeten es sie, die Nachkommen, es den Toten nicht, wenigstens ihr Schicksal aufzuklären? Dem unbeschreiblichen Schrecken Namen zu geben, ihn in Zahlen zu fassen, in der Hoffnung, ihn eines Tages begreifen zu können?
    Die Wahrheit, hatte Solina rasch zu spüren bekommen, war simpel: Nein, niemand hatte Interesse an der Wahrheit.
    Die einen nicht, weil der Gedanke an die Katastrophe sie bedrückte. Ihnen die Furcht einflößte, dass auch sie eines Tages einem ähnlichen Kataklysmus zum Opfer fielen. Die anderen nicht, weil sie spürten, dass Solina mit ihren Forschungen an den Grundfesten ihrer Identität rüttelte: Akonen waren Akonen, und jahrtausendelang war das gleichbedeutend mit einer Abneigung gegen alle Nicht-Akonen und insbesondere die Emporkömmlinge von Terranern gewesen, wenn nicht gar Hass auf sie. Die alten Lemurer erinnerten unpassender Weise daran, dass man zur selben Familie gehörte.
    Solinas bis dahin zwar mühsame, aber voranschreitende Karriere kam ins Stocken. In hilfloser Wut musste sie mit ansehen, wie weit weniger talentierte Historiker gefördert und gefeiert wurden. Kein
    Wunder, sie taten ja etwas Nützliches. Sie besangen den Ruhm des akonischen Volkes, seines herausragenden, weisen Adels, deuteten die Geschichte um, wie es ihnen gefiel. Schmähliche Niederlagen gegen die Terraner verwandelten sich in heroische Akte, in der zahlenmäßig unterlegene Akonen schließlich von der Übermacht der Terraner überwältigt wurde, Siege eigentlich.
    Diese Historiker stärkten die Gemeinschaft der Akonen, taten ihren Teil zum Gelingen des Ganzen.
    Und Solina? Sie war trotz ihrer Herkunft nicht gerade ein Staatsfeind, und die Zeiten, in denen man Regimegegner - echte oder vermeintliche - kurzerhand vergiftet oder auf Ödwelten verbannt hatte, waren zum Glück vorbei. Die akonische Gesellschaft hatte subtilere Wege gefunden, sich missliebiger Angehöriger zu erwehren.
    Zum Beispiel, indem man sie auf monatelange Forschungsreisen in Gebiete schickte, in denen sie nach jedem menschlichen Ermessen fehl am Platz waren.
    Der Ochent-Nebel war unbesiedelt. Einer Laune des Zufalls folgend - die ihr die »Kollegen« aus der Astrophysik bestimmt erläutert hätten, hätten sie noch mit ihr gesprochen - gab es dort praktisch keine Welten, die Leben trugen, von Intelligenzen ganz schweigen. Und sie hatten auch nie Leben getragen. Solina war schon immer der Meinung gewesen, dass eine gute Historikerin stets die Archäologie im Auge behalten sollte, und war bereit gewesen, wenn nötig mit dem Klappspaten in der Hand ihren Forschungen nachzugehen. Aber selbst das war ihr verwehrt geblieben. Keine der wenigen lebenstragenden Welten, die die LAS-TOOR besucht hatte, war jemals von intelligenten Lebewesen bewohnt gewesen.
    Eine einzige, elende Enttäuschung.
    Aber Solina hatte auf ihrem Lebensweg viele Enttäuschungen wegstecken müssen und gelernt, mit ihnen umzugehen. Der Trick bestand darin, offen zu sein, stets eine Ausweichstrategie parat zu haben. Sie schickten sie an den Hintern der Galaxis, an einen Ort, an dem es garantiert keine Arbeit für eine Historikerin gab? Kein Problem, sie brachte sich eben welche mit!
    Der Bestand an lemurischen Quellen innerhalb der Galaxis war riesig und wuchs fast täglich an. Durch die gezielte Suche von Archäologen und Historikern, aber ebenso durch Zufallsfunde. Dieser
    Berg an Dokumenten, manche in einfacher Schriftform, die meisten auf den unterschiedlichsten Formen von Datenträgern, wollte erfasst, ausgewertet, interpretiert und in den Gesamtzusammenhang der bisherigen Forschungen gestellt werden -

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